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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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wurde der Leib aufgeschnitten», ergänzte er. «Reese hat auf der Sektion bestanden und konnte die Schöffen sehr schnell davon überzeugen.»
    «Also war es nicht deine Idee?»
    Einen Moment lang blieb es still, bevor er antwortete: «Ich habe nur laut darüber nachgedacht, welchen Sinn es haben könnte, dass beiden der Bauch aufgeschnitten wurde. Wenn es sich bei Bela nicht um eine Eifersuchtstat handelte, hat der Mörder vielleicht etwas gesucht?»
    «Was soll er denn in Belas Magen gesucht haben?», fragte Adelina erstaunt.
    «Das, was wir in Vetscholders Magen gefunden haben», antwortete Neklas ruhig. «Edelsteine.»

13
    Noch einmal, damit ich das richtig verstehe.» Adelina saß am folgenden Morgen sehr früh mit Neklas in Georg Reeses beengter Schreibstube. «Ihr vermutet, dass Meister Vetscholder Edelsteine von Siegburg nach Köln geschmuggelt hat, und zwar indem er sie hinunterschluckte?»
    Reese nickte und tippte gedankenverloren mit der Spitze seiner Schreibfeder auf die Tischplatte. «Ein sehr gutes Versteck, nicht wahr? Und warum sonst hätte Magister Burka einen der Steine zwischen Avarus’ Gedärmen finden sollen? Er war rot – ein roter Karfunkelstein –, deshalb haben ihn die Mörder vermutlich übersehen.»
    Adelina schauderte. «Und diese Edelsteine waren, so glaubt Ihr, als Bestechungsgeld für Mitglieder der Gaffeln bestimmt, die mit den Patriziern sympathisieren?»
    «Es scheint so. Offenbar war dies ein sichrerer Weg als der über die inzwischen bekannten Münzen.»
    «Gehörte Vetscholder nicht zu den Männern, die während des Aufstandes das Stadtbanner an sich gebracht haben?», fragte Neklas nach.
    «Soweit ich weiß, war er dabei», bestätigte Reese. «Aber das will nichts heißen. Er kann auch später seine Meinung geändert haben. Ich fürchte fast, Bela war der Grund dafür.»
    «Weil auch ihr der Leib aufgeschnitten wurde?» Adelina runzelte die Stirn. «Hat sie ebenfalls Edelsteine geschmuggelt? Eine Frau?»
    «Warum nicht? Bei ihr hätte das jedenfalls niemand vermutet. Wir ja auch nicht», sagte Reese, und seine Stimme klang resigniert. «Marie hat Euch erzählt, wer Belas Vater ist, nicht wahr?»
    Adelina nickte. «Walter von der Weiden.»
    «Offenbar war sie ihm und seinen Plänen und Zielen mehr zugetan, als wir alle uns vorstellen konnten. Und nur sie kann es gewesen sein, die Avarus dazu überredet hat, da bin ich sicher. Er war zuvor immer ein loyales Gaffelmitglied.»
    «Tja, eine Frau kann das Leben eines Mannes von Grund auf verändern», bemerkte Neklas mit einem leicht spöttischen Unterton, der ihm einen finsteren Seitenblick von Adelina einbrachte. Er zwinkerte ihr zu. «Das klärt jedoch nicht, wer die beiden umgebracht hat.»
    «Gaffelbrüder», schlug Adelina vor. «Wenn einer oder mehrere von ihnen hinter Belas und Vetscholders Geheimnis gekommen sind, haben sie vielleicht Rache geübt.»
    «Möglich», antwortete Reese, schüttelte dabei jedoch bedächtig den Kopf. «Aber unwahrscheinlich. Eher hätten sie die beiden vor dem Schöffengericht angeklagt und ihnen den Prozess gemacht. Eine öffentliche Hinrichtung wegen Hochverrats hätte die Bürger weit mehr beeindruckt.»
    «Es muss aber jemand gewesen sein, den beide kannten», warf Adelina ein. «Oder zumindest Bela, denn warum wäre sie sonst noch vor Sonnenaufgang in den Keller des Gaffelhauses gegangen? Jemand, den siekannte, jemand, dem sie vertraute, muss sie dorthin bestellt haben.»
    «Das würde auch bedeuten, dass ihr Tod eiskalt geplant war», fügte Neklas an. Reese schwieg.
    «Wen?», fragte Adelina. «Wen habt Ihr in Verdacht?»
    Der Gewaltrichter legte den Federkiel beiseite, stand auf und trat an das kleine Fensterchen. Er starrte einige Augenblicke hinaus, bevor er sich wieder umdrehte. «Es gibt zwei Möglichkeiten. Jemand könnte die beiden aus Habgier ermordet haben. Die Edelsteine sind, wenn sie alle ungefähr die Größe und Beschaffenheit wie der rote Karfunkelstein haben, den wir fanden, sehr wertvoll. Habgier war schon immer eine starke Triebkraft. Wenn jemand erfahren hat, welch wertvolles Gut die beiden mit sich führten, mag er das Risiko zweier Morde eingegangen sein. Vielleicht beruhigte er sein Gewissen sogar damit, dass er zwei Verräter tötete.»
    «Und die andere Möglichkeit?» Neklas blickte ihn aufmerksam an.
    Reese zog die Schultern hoch. «Die Feme.»
    Neklas nickte, Adelina stieß jedoch einen überraschten Laut aus. «Ich dachte, seit der Einführung des

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