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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ließ ihre Gedanken schweifen. Dabei merkte sie gar nicht, wie ihr Kopf nach hinten gegen die Stallwand sank und ihr die Augen zufielen.
    Erst als das große Tor quietschte, schrak sie auf.
    Pferde schnaubten, und eine brennende Fackel tanzte durch die Dunkelheit. Noch im Halbschlaf hörte Adelina leise Stimmen vor dem Stalleingang, dann fiel das Tor zu, und die Stalltür wurde aufgestoßen. Moses sprang auf, bellte kurz und rannte auf die Ankömmlinge zu.
    Nun erkannte Adelina Neklas’ Stimme, die den Hund beruhigte. Sie rieb sich die Augen und sah sich um. Der Mond war inzwischen aufgegangen und warf mit seinem nur zur Hälfte sichtbaren Antlitz ein schwaches Licht auf den Hof.
    Adelina stand auf, trat an die Stalltür und beobachtete Neklas einen Augenblick lang still beim Versorgen der beiden Reitpferde.
    «Du siehst aus wie ein Fleischhauer», bemerkte sie.
    Neklas schrak zusammen und fuhr um seine eigene Achse. Überrascht starrte er sie an. «Was tust du hier?»
    Sie zuckte mit den Schultern und trat näher. «Ich habe noch ein wenig die Abendluft genossen und bin wohl eingeschlafen.» Sie musterte ihn genauer. Sein Wams undder Gelehrtenmantel waren von dunklen Flecken verunziert, seine Hände und die Fingernägel rotbraun verfärbt. «Gibt es beim Vogt kein Wasser zum Waschen?»
    Neklas wandte sich wieder dem Pferd zu, dem er gerade den Sattel abgeschnallt hatte. Er nahm ihn ab und hängte ihn über die Halterung an der Wand. «Wir waren nicht beim Vogt, sondern mit Reese und zwei Schöffen im Turm des Severinstores.» Er nahm eine Handvoll Stroh und rieb dem Pferd über den Rücken. Doch offenbar war er nicht sehr schnell geritten, das Pferd schien kaum geschwitzt zu haben. Er ging zu dem anderen Tier, sattelte auch dieses ab und warf dann beiden Pferden etwas Heu hin.
    Adelina ging in den Hof und zog einen Eimer Wasser aus dem Brunnen herauf. Gerade als sie ihn über den Brunnenrand hob, trat Neklas hinter sie. Kurz legte er ihr die Hände von hinten um die Taille, dann griff er nach dem Eimer und wusch sich gründlich. Als er fertig war, nahm Adelina den Eimer und schüttete das schmutzige Wasser in die Abortgrube. Moses lief neben ihr her und schnüffelte aufgeregt, sie schob ihn jedoch energisch zur Seite. Dennoch umkreiste er sie und versuchte, an den nun leeren Eimer zu gelangen.
    Neklas pfiff ihn zu sich, und gemeinsam betraten sie das Haus.
    In dem Moment, als Adelina den Riegel vor die Tür schob, begann Colin in der Küche zu weinen. Rasch ging sie zu ihm und stellte fest, dass er eine neue Windel benötigte. Während sie ihren Sohn wickelte, ging Neklas im Dunklen die Stiege hinauf zu ihrer Schlafkammer.
    Als Adelina mit Colin nachkam, lagen der Mantel unddas Wams auf dem Boden und Neklas bereits mit geschlossenen Augen auf dem Bett.
    Seufzend ließ sie diesmal Ordnung Ordnung sein, legte Colin in die Wiege und zog die Decke unter Neklas hervor. Sorgsam breitete sie sie über ihm aus, entkleidete sich und kroch ebenfalls ins Bett.
    Kaum hatte sie das Licht gelöscht, als Neklas sich zu ihr drehte, einen Arm um sie legte und sie fest an sich zog.
    Sie stieß einen überraschten Laut aus. «Ich dachte, du schläfst schon!»
    Als Antwort zog er sie noch fester an sich. «Sie haben ihn aufgeschnitten wie ein Tier.»
    «Wie bitte?» Sie drehte den Kopf ein wenig.
    «Sie haben ihn aufgeschnitten von der Kehle bis zum …» Er schwieg kurz. «Und dann haben sie ihn aufgehängt.»
    «Großer Gott!», Adelina umfasste schaudernd seinen Arm, suchte nach seiner Hand und drückte sie fest. Vor ihrem inneren Auge sah sie wieder Bela, wie sie in einem Meer aus Blut im Weinkeller des Zunfthauses gelegen hatte. «Wer tut so etwas?»
    Sie spürte, wie Neklas mit den Schultern zuckte. «Wir mussten seine Därme vom Boden aufsammeln. Er kann noch nicht lange dort gehangen haben, denn sonst hätten die Tiere sie sicher gefressen.»
    «Warum dann die Sektion? Woran Vetscholder gestorben ist, ist doch wohl keine Frage, oder?» Sie starrte auf die Ritzen des Fensterladens, durch die ein dünner Strahl Mondlicht drang, und versuchte verzweifelt, sich etwas anderes als tote, aufgeschnittene Leiber vorzustellen.
    «Vetscholder ist am Abend von Belas Tod und am darauffolgendenTag von Kaufleuten in Siegburg gesehen worden. Es ist also mehr als unwahrscheinlich, dass er etwas mit ihrem Tod zu tun hatte. Es heißt, er habe nach ihr gefragt. Also schien er zu glauben, sie sei dort.»
    «Und nun sind beide tot.»
    «Und beiden

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