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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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sie dann an Adelina gerichtet. «Und dann traf ich auf Eginhard Laufer. Kennt Ihr ihn? Er ist der erste Gehilfe des Vogts. Er war mit einem der Ratsschreiber unterwegs und stellte mir ganz merkwürdige Fragen.»
    «Was für Fragen?», hakte Adelina sofort nach.
    «Sie wollten alles Mögliche über meinen Vater wissen, und wo er sich in der letzten Zeit aufgehalten habe. Ob er mir Geschenke gemacht habe, und wie er zu Walter von der Weiden stehe.»
    «Und wie steht er zu ihm?», warf Meister Jupp scharf ein.
    Marie zuckte zusammen, straffte dann jedoch ihre Schultern und blickte ihm freimütig ins Gesicht. «Er ist nicht mehr mit ihm befreundet, wenn Ihr das meint. Er war es vor vielen Jahren, deshalb war er auch bereit, Bela als sein Kind anzuerkennen. Walter und meine Mutter haben einander geliebt, doch er konnte sie nicht heiraten, da er bereits mit einer anderen Frau, einer Patriziertochter, verlobt war. Seine Familie hätte einer Verbindung mit meiner Mutter niemals zugestimmt.
    Mein Vater kannte meine Mutter schon von Kindesbeinen an. Ich glaube auch, dass er sie schon damals geliebt hat. Als er erfuhr, dass sie schwanger war, Walter sie jedoch nicht heiraten würde, machte er ihr einen Antrag … mit Walters Einverständnis.»
    «So war am Ende allen geholfen», schloss Meister Jupp.
    Marie nickte. «Glaubt nicht, dass es ein Kuhhandel war. Meine Eltern kommen sehr gut miteinander aus. Sie führen eine gute Ehe, besser als die meisten. Aber nun …»
    «Nun habt Ihr Angst, dass das alles nur Schein war?», wollte Adelina wissen.
    Marie schüttelte heftig den Kopf. «Ich kann es einfach nicht glauben. Vater hat sich vor einigen Jahren von Walter losgesagt. Er war mittlerweile ein erfolgreicher Weinhändler und vertrat die Ansicht, den Zünften und Gaffeln gehöre mehr Einfluss in der Stadtregierung. Walter hingegen ist natürlich aufseiten der Patrizier. In seinen Augen sind nur sie dazu bestimmt, über Köln zu herrschen.»
    «Kam es zu einem Streit?»
    «Ich kann mich erinnern, dass sie mehrfach heftige Auseinandersetzungen hatten. Damals war ich noch ein Kind. Irgendwann wurde klar, dass die Freundschaft zwischen Walter und meinem Vater vorbei war. Dennoch erlaubte Vater Bela, ihren leiblichen Vater zu besuchen, wann immer sie es wollte.»
    «Ein Fehler», stellte Meister Jupp trocken fest.
    «Das konnte er aber doch nicht wissen!», fuhr Marie auf. «Wer hätte denn ahnen sollen, dass Bela sich von Walters Ansichten derart beeinflussen lassen würde, dass sie ihm sogar half, die neue Stadtregierung zu untergraben? Ich fasse es noch immer nicht. Und sie hat sogar Avarus, der immer fest hinter den Grundsätzen der Gaffeln gestanden hat, überreden können, ihr und Walter zu helfen.»
    «Sie muss sehr willensstark gewesen sein», sagte Adelina.
    Marie schluckte und blinzelte die erneut aufsteigenden Tränen fort. «Das war sie wohl. Mehr, als ich mir je vorstellen konnte. Und nun ist sie tot.» Sie schluchzte. «Und ich weiß nicht, ob mein Vater dafür verantwortlich ist!»
    «Wir drehen uns im Kreis», bemerkte Meister Jupp mit sanfter Stimme. «Was war nun mit diesem …»
    «Laufer?» Maries Tränen versiegten. «Nachdem er mich derart befragt hatte, wurde ich misstrauisch. Ich bin ihm mit meiner Magd heimlich bis zum Rathaus gefolgt. Dort hat er sich nicht mit dem Vogt, sondern mit dem Stadtschreiber Gerlach vom Hauwe getroffen.»
    «Gerlach vom Hauwe?», rief Adelina überrascht. «Ist er denn schon wieder in der Stadt? Ich dachte, er seibei König Wenzel, um den Verbundbrief anerkennen zu lassen.»
    «Den er selbst verfasst hat», ergänzte Marie. «Ja, er ist schon eine Weile zurück, war aber zwischenzeitlich wieder auf Reisen nach Frankfurt und ins Rheinland. Vater meinte noch vor kurzem zu mir, er fände es unmöglich, einem Stadtschreiber solche Aufgaben zu überantworten. Ganz davon abgesehen, dass niemand so recht weiß, wo genau vom Hauwe sich in den letzten Wochen und Monaten überall aufgehalten hat. Man munkelt, er sei in Bonn und Siegburg gesichtet worden.»
    «Das wäre in der Tat merkwürdig», befand Adelina.
    «Nicht ganz so merkwürdig, wenn man bedenkt, dass Hilger Quattermart sich seit seiner Verbannung in Siegburg aufhält», sagte Marie. «Ich habe vorhin darüber nachgedacht, als mir langsam klar wurde, was Laufers Fragen bedeutet haben könnten. Sie scheinen meinen Vater zu verdächtigen, gemeinsame Sache mit Quattermart und den anderen Patriziern zu machen. Vielleicht war vom

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