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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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verhaltene Stimmen gehört. Benedikta hatte auf ihre Schwester eingeredet, die kurz vor dem Abendessen völlig aufgelöst zurückgekehrt war und laut über das unstete Leben von Junggesellen gejammert hatte. Donatus, der sich ihre Tiraden beinahe den ganzen Tag hatte anhören müssen, war sofort hinaus zu Ludowig geflüchtet und selbst zum Essen nicht wieder hereingekommen. Adelina konnte es ihm nicht verdenken. Feidgin hatte gejammert und gezetert, als ginge es um ein gebrochenes Eheversprechen und nicht nur darum, dass Heinrich Reese seit dem Schützenfest noch nicht bei ihr vorgesprochen hatte.
    Über ihr Gebaren konnte Adelina nur den Kopf schütteln. Bei einem jungen Mädchen wäre sie wohl nachsichtig gewesen, doch Feidgin zählte bereits mehr als vierzig Jahre. Von ihr hätte sie kein solches Betragen erwartet.
    Benedikta hatte sich sofort um ihre Schwester gekümmert und war allem Anschein nach noch immer damit beschäftigt, sie wieder zu besänftigen. Adelina fand, dass Feidgin keinesfalls ein gutes Vorbild für die Mädchen war. Nicht auszudenken, wenn sich Mira oder gar Griet derart aufführen würden!
    Mira war gerade dabei, ihre Allüren abzulegen und sich zu einem brauchbaren Lehrmädchen zu mausern.
    Griet, das gab Adelina zu, war natürlich noch viel zu jung, um überhaupt an etwas wie Liebeskummer zu denken. Zuerst einmal musste sie ihre schlimme Vergangenheit verarbeiten.
    Adelina lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen das Kopfende des Bettes. Fine maunzte leise und legte sich so zurecht, dass Adelina sie weiterkraulen konnte.
    Sie machte sich Sorgen um Griet. War sie etwa wirklich wegen eines Fremden ins Wasser gesprungen? Kannte sie diesen Fremden womöglich? War er der Geist, von dem sie immer gesprochen hatte? Und wenn er das war, was wollte dieser Mann von ihr?
    Adelina hatte es am Abend nicht mehr geschafft, Griet darauf anzusprechen, da sie zunächst Franziska und Ludowig eine ordentliche Standpauke gehalten hatte, als die beiden wieder einmal in Streit geraten waren. Dabei hatte sie auch noch einmal den Vorfall am Mühlteich angesprochen und betont, dass sie keinerlei Lügen oder verschwiegene Wahrheiten duldete. Als Vitus jedoch davon Wind bekam, war er sehr wütend geworden und hatte Franziska verteidigen wollen. Das wiederum hatte ihren Vater auf den Plan gerufen, der, schwer auf seinen Stock gestützt, versuchte dazwischenzugehen. Zu guter Letzt war eine der vom Abendessen übriggebliebenenGemüseschüsseln heruntergefallen, und Adelina hatte das Chaos beendet, indem sie die ganze Sippschaft in die Betten verwiesen hatte, damit endlich Ruhe herrschte.
    Sie seufzte. Ausgerechnet bei solchen Gelegenheiten war Neklas meist nicht anwesend. Seine Hilfe hätte sie heute gut brauchen können. Andererseits … Sie lächelte leicht. Andererseits hätte sie es vermutlich auch nicht gutgeheißen, wenn er sich eingemischt hätte. Sie stand schließlich als Ehefrau dem Haushalt vor und hatte mit solchen Unwägbarkeiten fertigzuwerden.
    Nur die Sache mit Griet, die wollte und konnte sie nicht allein in den Griff bekommen. Sobald Neklas aus Bonn zurück war, musste er diesen Fremden ausfindig machen und zur Rede stellen. Bis dahin, beschloss sie, musste erst einmal alles so weiterlaufen wie bisher. Ab morgen allerdings sollte Ludowig Griet zum Unterricht begleiten. Auch Mira durfte man in nächster Zeit möglichst nicht aus den Augen lassen, denn wer wusste schon, was es mit diesem Mann auf sich hatte, und ob er es nicht auch auf das Lehrmädchen abgesehen hatte.
    Adelina gähnte und schlug die Augen wieder auf. Durch die geöffneten Fensterläden wehte ein warmer Wind herein. Draußen wurde es langsam dunkel; um die Kerze neben dem Bett tanzten zwei Schnaken, immer in Gefahr, in der offenen Flamme ihr Leben zu verlieren.
    Unten auf dem Marktplatz knirschten Schritte; wahrscheinlich die Stadtwache, die auf der Suche nach nächtlichen Zechbrüdern ihre Runden drehte.
    Irgendwo bellte ein Hund. Moses schlug erst ein Auge auf, und als das Bellen nicht nachließ, hob er lauschend den Kopf.
    Er schien jedoch nichts Auffälliges wahrzunehmen, daer wenig später seinen Kopf wieder auf die Pfoten bettete und schnaufend die Augen zuklappte.
    Der vergangene Tag hatte Adelina eine weitere Überraschung beschert, mit der sie ganz und gar nicht gerechnet hatte. Dass Meister Jupp so offensichtlich Gefühle für Marie Elfge entwickelt hatte, noch dazu nach so kurzer Bekanntschaft, machte ihr etwas Sorgen. Denn

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