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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Hand des Büttels auf ihrer Schulter.
    Sie warf ihm einen ungehaltenen Blick zu. «Wie ich schon Eurem Gehilfen sagte, konnte ich nichts herausfinden. Auch nicht, wer die Mittelsmänner der Patrizier sein könnten. Ich habe …»
    «Einen Augenblick!» Scherfgin hob sichtlich verwirrt die Hand. «Was soll das heißen, Ihr habt meinem Gehilfen davon berichtet? Wann soll das gewesen sein?»
    Erstaunt sah sie ihn an. «Er war gestern bei mir, zusammen mit einem der städtischen Schreiber.»
    Scherfgin drehte sich in einer heftigen Bewegung zur Seite und trat ans Fenster, dann wandte er sich wieder um und kam erneut auf sie zu. «Dass ich das recht verstehe: Ihr behauptet, Eginhard Laufer sei gestern bei Euch gewesen?»
    «Das sagte ich doch.»
    Plötzlich schien es der Vogt sehr eilig zu haben. Er war mit wenigen Schritten an der Tür, wo er sich nur kurz umdrehte und knurrte: «Ihr wartet hier!» Dann knallte die Tür hinter ihm zu, und seine Schritte entfernten sich. Adelina hörte, wie er nach einem der Soldaten brüllte und ihm befahl, seinen Gehilfen herzuholen.
    Der Soldat antwortete etwas, woraufhin Scherfgin wieder brüllte. Es war deutlich das Wort «Hundsfott» herauszuhören. Ob er damit den Soldaten oder Laufer meinte, blieb ungewiss. Eine Tür knallte, dann war es still.
    Adelina wand sich auf dem unbequemen Hocker und bat, aufstehen zu dürfen, doch der Büttel schüttelte nur grimmig den Kopf. Sie wünschte sich inständig, er möge wenigstens etwas von ihr abrücken, denn sein Atem stank faulig und ihm krabbelten Läuse über den Hals in den Kragen.
    Zu allem Überfluss begannen ihre Brüste zu schmerzen, was sie wieder an Colin denken ließ. Wohin war der Vogt gegangen, und wie lange würde er sie hier warten lassen? Sie hatte ihn um ihres Sohnes willen bitten wollen, dass er ihr wenigstens Besucher gewährte. Nur Magda und Colin, mehr verlangte sie ja gar nicht.
    Doch der Vogt blieb fort. Es verging eine Stunde, dann eine zweite. Adelina rieb sich immer öfter den schmerzenden Rücken und zupfte an ihrem Kleid, das sich rau über ihrem Busen spannte. Der Büttel sah ihr interessiert dabei zu und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Der Schreiber hingegen hatte sich ans Fenster gestellt und beobachtete das Treiben unten am Ufer.
    Dann endlich, die Kirchenglocken hatten schon zur Sext geläutet, kehrte der Vogt zurück. Auf seinem Gesicht zeichnete sich blanker Zorn ab. Er riss die Tür aufund scheuchte den Schreiber an sein Pult. «Schreib, dass das Verhör vertagt wird», schnauzte er ihn an. Dann packte er Adelina am Arm und zerrte sie vom Hocker. «Bring sie zurück in die Zelle», befahl er dem Büttel. «Wir können hier nicht weitermachen, bevor wir Laufer nicht gefunden haben.»
    Der Büttel führte Adelina zur Tür, doch Scherfgin hielt sie noch einmal zurück. «Der Schreiber, der mit Laufer bei Euch war, wie heißt er?»
    Adelina rieb sich ihren schmerzenden Arm. «Caspar.»
    «Verdammich!» Er wedelte mit der Hand. «Rauf mit ihr in die Zelle!» Während der Büttel sie zur Treppe führte, hörten sie Scherfgin weiterfluchen. Er schien seine Wut – worüber nur? – an dem Schreiber auszulassen.
    Adelina wurde unsanft die Treppe hinaufgeschubst, und wenig später fand sie sich in ihrer Zelle wieder. Die Tür schlug zu, der Riegel schleifte über das Holz, sie war allein. Und sie blieb es auch für den Rest des Tages und die Hälfte des nächsten.
    Wieder hatte ihr ein Wächter gegen Abend eine Schale, diesmal mit Haferbrei, und einen Krug Wasser gebracht. Mehrmals hörte sie Schritte auf den Holzbohlen der Gänge und laute Stimmen, die vermutlich vom Eingangsbereich heraufschallten. Einmal hatte sie sich eingebildet, Neklas’ Stimme zu erkennen. War er schon aus Bonn zurück? Doch noch immer ließ man niemanden zu ihr.
    Gegen Mittag des zweiten Tages fühlte Adelina sich noch elender als zuvor. Ihre Brüste schmerzten so sehr, dass sie mehrmals erwogen hatte, ihr Kleid auszuziehen. Doch sie hatte es dann doch angelassen, denn wer konnte wissen, ob nicht bald wieder jemand kam, um sie zueiner weiteren Befragung abzuholen. Inzwischen meinte sie, leichtes Fieber zu haben.
    Immer wieder hatte sie darüber nachgedacht, was den Vogt wohl veranlasst haben mochte, die Befragung so abrupt abzubrechen. Es musste mit seinem Gehilfen zu tun haben. Er schien verschwunden zu sein. Doch was hatte das zu bedeuten? Hatte er etwas mit der Geldkassette zu tun? Oder war er vielleicht ebenfalls

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