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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ihr?»
    «Herrin, ich höre eine Kutsche!», sagte Magda und eilte ans Fenster. «Magister Burka ist gekommen, Gottlob!»
    «Er soll heraufkommen!», verlangte Adelina.
    Magda nickte. «Wird er, Herrin. Er redet gerade mit dem anderen Arzt.»
    Trotz Benediktas Protest setzte Adelina sich auf und wartete angespannt, bis sie Neklas’ Schritte auf der Stiege hörte.
    Die Tür wurde aufgestoßen. «Adelina!» Er kam mit großen Schritten auf sie zu und ging vor dem Bett in die Hocke. «Ist alles in Ordnung mit dir?»
    «Gib ihn mir!» Adelina riss ihm Colin beinahe aus den Armen und knöpfte mit der anderen Hand ihr Kleid auf. Der Stoff rieb unangenehm über die gespannte Haut.
    Sie versuchte, Colin anzulegen, doch die kleinste Berührung seiner Lippen bereitete ihr Schmerzen. Sie versuchte es erneut und biss die Zähne zusammen.
    Benedikta trat näher und betrachtete sie eingehend. «Die Haut ist ganz rot und heiß», sagte sie, nachdem sie ungeniert mit den Fingerspitzen über Adelinas Brust getastet hatte.
    Neklas erhob sich und ging erregt auf und ab. «Magister van Stijn meinte, deine Milch würde versiegen.»
    «Nein, das wird sie nicht!», rief Adelina erschrocken und bemühte sich erneut, Colin die Brust zu geben. Es tat zu sehr weh. Tränen traten ihr in die Augen. «Nein, das wird sie nicht!», wiederholte sie verzweifelt.
    «Komm, das bringt doch nichts.» Begütigend streichelte Benedikta ihr über die schweißnasse Stirn und nahm ihr Colin dann vorsichtig aus den Armen.
    «Nein, lass ihn mir!»
    «Ich lege ihn nur hier in sein Bettchen, siehst du?» Ihre Schwiegermutter rückte die Wiege so ans Bett, dass Adelina ihren Sohn sehen konnte, der ein wenig ungehalten vor sich hin krähte.
    «Adelina, das wird schon wieder. Wir werden …», setzte Neklas an.
    «Bring mir Ludmilla!», unterbrach Adelina ihn entschieden. «Sie kann mir helfen, bestimmt. Hol sie mir, bitte!»
    Neklas setzte sich auf die Bettkante und legte ihr sanft eine Hand auf die heiße Wange. Seine Augen waren dunkel gerändert; er wirkte elend und müde. «Bis zu ihrer Hütte ist es ein weiter Weg. Und die Stadttore sind nachts geschlossen. Es wird eine Weile dauern.»
    «Bitte, hol sie her, Neklas!»
    Er nickte, nahm ihre Hand und drückte einen Kuss darauf. Dann stand er auf und eilte aus dem Zimmer.
    «Wer ist Ludmilla?», wollte Benedikta wissen.
    Adelina ließ sich unglücklich in ihre Kissen zurücksinken. «Sie ist … eine Weise Frau … und eine Freundin.» Wieder traten ihr die Tränen in die Augen und kullerten über ihre Wangen. Benedikta setzte sich zu ihr und nahm sie vorsichtig in die Arme. «Na, na, Kindchen. Ist ja schon gut, ist ja gut.»
    Doch nichts war gut. Die Tränen ließen sich einfach nicht mehr aufhalten. Adelina schluchzte und schniefte an Benediktas Schulter.
    Magda zog sich mit betroffener Miene zurück.
    «Komm, mein Liebchen, wein dich ruhig aus.» Benedikta streichelte ihr sanft übers Haar und den Rücken.
    Die Tür knarrte leise, und Feidgin streckte ihren Kopf herein; sie schien etwas Wichtiges auf dem Herzen zu haben, doch Benedikta winkte sie mit einer Handbewegung wieder hinaus.
    Als die Weinkrämpfe langsam nachließen, begann Benedikta, Adelina wie ein Kind leise summend in ihren Armen zu wiegen.
    Schließlich war Adelina so ermattet, dass ihre Schwiegermutter sie sanft zurück in die Kissen bettete und ihr die Decke bis zum Hals hochzog. «Schlaf nun. Du musst morgen stark sein.»
    Stark sein wofür, fragte Adelina sich, glitt jedoch bereits in einen tiefen Erschöpfungsschlaf.
    ***
    Als sie wieder erwachte, war es noch mitten in der Nacht. Vom Fenster her war heftiger Regen zu vernehmen, neben ihr war Magda auf einem Hocker eingenickt. Adelina drehte den Kopf ein wenig und vergewisserte sich, dass Colin ruhig in seiner Wiege schlief.
    Kurz darauf hörte sie leises Rumoren im Hause. Von unten drangen Stimmen zu ihr herauf.
    Schliefen die anderen denn noch nicht? Sie sah nach der Stundenkerze, die ihre Schwiegermutter in eine Schale mit Wasser gestellt hatte. Es musste bereits weit nach Mitternacht sein. Vielleicht sogar schon kurz vor Sonnenaufgang.
    Adelina tastete über ihr Gesicht und spürte einen feuchten Lappen auf ihrer Stirn. Das schlimmste Fieberschien nachgelassen zu haben, doch sie fühlte sich noch immer sehr schwach. Da sie Magda nicht wecken wollte, schloss sie die Augen wieder und schlief alsbald erneut ein.
    Das nächste Mal erwachte sie von einer Bewegung über ihr und Stimmen im

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