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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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worden.
    Adelina zählte acht Pferde, die das Wassergefährt an Seilen bis hierher gezogen hatten und nun darauf warteten, dass es weiterging.
    Es dauerte nicht lange, bis der Vogt mit einem Büttel und einem seiner Schreiber erschien. Er schnaufte ein wenig, offenbar war er die Stufen hier herauf nicht gewöhnt.
    Adelina drehte sich vom Fenster weg und wollte etwas sagen, doch er schnitt ihr mit einer heftigen Handbewegung das Wort ab.
    «Setzen!», sagte er.
    Sie blickte ihn überrascht an, doch schon im nächsten Moment hatte der Büttel sie an der Schulter gepackt und zu dem Hocker hingeschoben. Unsanft drückte er sie darauf und blieb neben ihr stehen.
    «Meisterin Adelina Burka», sagte Scherfgin gedehnt und musterte sie mit seinen Schweinsäuglein neugierig. «Ich muss schon sagen, ein Ausbund an Dreistigkeit, wie Ihr es seid, ist mir noch nicht untergekommen.»
    Erneut setzte sie zu einer Erwiderung an, doch wieder hob er die Hand. «Ihr redet erst, wenn ich es erlaube.» Er winkte seinem Schreiber, sich am Pult aufzustellen, und wies ihn an, die Antworten der Delinquentin sorgfältig mitzuschreiben.
    «Es ist schon bemerkenswert», begann er, nun wieder an Adelina gerichtet. «Ihr schmeichelt Euch bei einem unserer Gewaltrichter ein, tut so, als wolltet Ihr ihm behilflich sein, den Mord an Bela Elfge aufzuklären, und seid dabei selbst darin verwickelt!» Seine Stimme war unmerklich lauter geworden. «Habt Ihr für die Edelsteine und Goldgulden Euer Wissen über die Ermittlungen an Walter von der Weiden verkauft? Kein gutes Geschäft, das sage ich Euch.»
    Abwartend blickte er auf sie herab.
    «Ich habe nichts dergleichen getan», entgegnete Adelina. Sie hatte einen Funken Hoffnung, der Vogt wäre zugänglich für vernünftige Argumente. «Diese Geldkassette, die die Soldaten gefunden haben, gehört nicht mir. Ich habe sie vorher noch nie gesehen.»
    «Und wie erklärt Ihr Euch ihr Vorhandensein?»
    «Ich weiß nicht …» Nein, das war kein guter Anfang. Scherfgins Augenbrauen hoben sich verächtlich. Adelina biss sich auf die Lippen und bemühte sich, ihre Gedanken zu ordnen. «Vor einigen Tagen brachte ein Bote ein Päckchen in meine Apotheke. Mein Lehrmädchen nahm es an, da ich nicht im Haus war. Doch dann war ich sehr beschäftigt und vergaß es einfach.»
    «So, Ihr habt es vergessen.» Er verschränkte die Arme vor der Brust. «Man sagte mir, es sei ganz hinten in einem der Regale versteckt gewesen. Auf diese Weise kann es natürlich sehr leicht in Vergessenheit geraten. Allerdings weniger Euch denn Eurem Gesinde und der Familie. Sagt, wer wusste noch davon?»
    «Niemand, oder …» Adelina versuchte sich zu erinnern, ob noch jemand anwesend gewesen war, als Mira ihr von dem Päckchen berichtet hatte. «Ich bin mir nicht sicher. Aber versteckt habe ich es nicht.»
    «Dann ist es wohl von allein in den hintersten Winkel des Regals gekrochen, was?»
    Adelina schüttelte den Kopf. «Mira hat es versteckt …»
    «Aha!»
    «Vor meinem Bruder.»
    «Der Euch ansonsten dem Rat gemeldet hätte.»
    Adelina kniff ungehalten die Augen zusammen. «Mein Bruder ist fünfzehn Jahre alt, doch seine geistigen Fähigkeiten gleichen denen eines Dreijährigen. Man muss ihn ständig im Auge behalten, damit er nichts kaputt macht. Mira hatte befürchtet, er würde das Päckchen öffnen und etwas mit dem Inhalt anstellen. Deshalb hat sie es versteckt.» Sie faltete ihre Hände; die Eisenschellen klirrten leise. «Und deshalb habe ich es wohl auch vergessen.»
    Der Vogt blickte sie nachdenklich an. Man sah, dass es in ihm arbeitete. Ihre Erklärung klang plausibel. «Kann jemand Eure Geschichte bezeugen?»
    Adelina hob die Schultern. «Mira.»
    «Sie ist noch ein Kind?»
    «Sie ist zwölf Jahre alt.»
    «Dann hat ihre Aussage kein Gewicht.»
    «Aber …»
    «Gewaltrichter Reese hat einen Narren an Euch gefressen», wechselte der Vogt unversehens das Thema. «Soweit ich gehört habe, habt Ihr ihm schon ein- oder zweimal bei der Aufklärung ungewöhnlicher Vorkommnisse geholfen. Auch im Fall der ermordeten Bela Elfge und Avarus Vetscholder hat er Euch um Mithilfe gebeten?»
    Adelina nickte.
    «Man sagt, Ihr habet Euch mit der Schwester der Toten, Marie Elfge, angefreundet. Sie ist mehrfach in Eurer Apotheke gesehen worden. Worüber habt Ihr mit ihr gesprochen, und konntet Ihr etwas herausfinden, das uns bei der Aufklärung nützen könnte?»
    Adelina bewegte sich leicht; der Hocker war unbequem. Sofort spürte sie wieder die

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