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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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uns noch, dass uns das Kind verhungert und eine wertvolle Zeugin wegstirbt.» Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Zelle.
    Der Wachmann folgte ihm eilig und verschloss die Tür hinter sich.
    Adelina ließ sich wieder auf das Lager sinken und stöhnte leise. Doch ein Wort wirbelte ihr durch den Kopf. Zeugin? War sie keine Angeklagte mehr? Warum ließ man sie dann nicht nach Hause?

19
    «Meisterin Burka, wacht auf!»
    Adelina versuchte, ihre Augenlider zu heben, doch die schienen mit Blei ausgegossen zu sein. Jemand hielt ihr etwas scharf Riechendes vors Gesicht. Sie rümpfte die Nase.
    «Aha, sie kommt zu sich.»
    Adelina überlegte, wo sie die Stimme schon einmal gehört hatte. Es war nicht Doctore Bertini, denn der sprach mit italienischem Akzent.
    «Nun kommt schon, ich sehe doch, dass Ihr wach seid.»
    Mit aller Kraft bemühte sie sich, die Augen zu öffnen, klappte sie jedoch sofort wieder geblendet zu. Der Mann, wer auch immer es war, leuchtete ihr mit einer Öllampe ins Gesicht.
    «Verzeihung, Meisterin Burka. Jetzt noch einmal.»
    Das Licht wurde schwächer, und sie öffnete die Augen erneut. Vor ihr kniete ein Mann im Arztmantel. Ein Ziegenbärtchen zierte sein spitzes Kinn, und seine Augen blickten wie die einer Eule auf sie herab.
    «Magister van Stijn.» Adelina blinzelte mehrfach, dann versuchte sie sich aufzurichten.
    «Nein, nein, bleibt liegen. Ihr habt noch immer Fieber.»
    «Mein Sohn, wo ist er?» Hatten sie ihn ihr nicht bringen wollen? Wie spät war es überhaupt? Die Zelle war bis auf das Licht der Öllampe finster.
    «Man hat ihn, soweit ich weiß, zu einer Amme gebracht. Ich bin hier, um zu sehen, ob Ihr transportfähig seid.»
    «Warum?»
    In diesem Moment näherten sich vom Gang her Schritte, im nächsten Augenblick tauchte Georg Reese neben dem Arzt auf.
    «Frau Adelina, geht es Euch gut? Nein, ich sehe schon.» Besorgt beugte er sich über sie. «Scherfgin ist ein dämlicher Ochse. Wir bringen Euch jetzt heim. Ihr braucht Ruhe, Pflege und …»
    «Meinen Sohn!»
    «Natürlich», nickte er. «Ihn zuallererst.» Er ließ sich auf die Knie nieder und tastete über ihre Stirn. «Hohes Fieber, was?», fragte er van Stijn.
    Dieser nickte. «Das kommt davon, wenn die Milch vorzeitig versiegt.»
    «Nein!», protestierte Adelina schwach.
    «Sie braucht jetzt viel Pflege», fuhr der Arzt fort. «Ich denke, wir können es riskieren, sie in einer Sänfte nach Hause zu bringen.»
    «Gut, ich werde mich sofort darum kümmern.» Reese wollte aufstehen, doch Adelina hielt ihn am Ärmel fest.
    «Warum lassen sie mich frei? Ich dachte …»
    «Ich berichte Euch später davon», sagte er und lächelte aufmunternd. «Erst einmal will ich, dass Ihr hier herauskommt.»
    ***
    «Wo ist Colin?», fragte Adelina zum wiederholten Male und kam sich langsam vor wie eine Verrückte. Man hatte sie in ihre Schlafkammer geführt, Benedikta und Magdahatten kaltes Wasser und Tücher herbeigeholt und Magister van Stijn bemühte sich, ihr eine metallisch riechende Flüssigkeit einzuflößen.
    Genervt schob sie seine Hand mit dem Becher beiseite.
    «Ich will ihn sofort hier haben!»
    «Ach, meine Liebe, das geht doch nicht so schnell», sagte Benedikta und tätschelte ihre Hand. «Neklas ist ja schon losgefahren, um ihn zu holen, aber ein bisschen wird es noch dauern.»
    «Wo ist er?»
    Benedikta setzte sich zu ihr auf die Bettkante. «Wir wussten zuerst nicht, was wir tun sollten. Aber dann hat uns die Jungfer Marie liebenswürdigerweise geholfen …»
    «Marie?»
    «Sie hat eine Cousine, die gerade mit einer Tochter niedergekommen ist. Sie lebt in der Nähe des Eigelsteintores. Als Marie ihr die Umstände geschildert hat, war sie sofort bereit, uns zu helfen.»
    «Marie also.» Adelina bemühte sich um einen klaren Kopf, doch ihre Wangen glühten noch immer vom Fieber. «Wann ist Neklas wieder hier?»
    «Bald, mein Kind, bald. Ruh dich erst einmal aus.»
    Magister van Stijn war an die Tür getreten und winkte Benedikta zu sich. Die beiden sprachen leise miteinander und machten sehr besorgte Gesichter. Danach verabschiedete sich der Arzt, und Adelinas Schwiegermutter trat erneut an ihr Bett. «Er sagt, du musst schlafen. Ich denke, es ist das Beste, wenn wir dich jetzt allein lassen, bis Neklas kommt.»
    «Wie geht es Franziska?» Adelina schämte sich, dass ihr die junge Magd erst jetzt wieder einfiel.
    Benedikta und Magda sahen einander kurz an. «Wie gesagt, du brauchst jetzt Ruhe …»
    «Was ist mit

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