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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ermordet worden?
    Adelina befeuchtete ihren Ärmel mit dem Wasser aus dem Krug und tupfte sich über das heiße Gesicht. Ja, sie hatte ganz eindeutig Fieber. Ob sie sich bemerkbar machen sollte? Der Vogt hatte dafür zu sorgen, dass die Gefangenen, solange sie befragt wurden, bei guter Gesundheit blieben.
    Sie überlegte, ob sie nach dem städtischen Medicus verlangen sollte. Würde man Neklas zu ihr lassen, wenn man bei ihr eine ernste Krankheit befürchtete?
    Vorsichtig stand sie auf und ging zur Tür. Ihr war schwindelig, und sie musste sich abstützen, bevor sie leicht gegen das schwere Eichenholz klopfte. «Wachen?», rief sie zaghaft. Nein, das würde niemand hören. Sie klopfte fester, doch es schien noch immer nicht laut genug zu sein. Wieder rief sie, aber es kam ihr vor, als würde der trutzige Bayenturm den Schall ihrer Stimme verschlucken.
    Adelina atmete mehrmals tief durch. Ihr war der Schweiß ausgebrochen. Langsam argwöhnte sie, dass sie wirklich krank wurde, denn auch der Schwindel kam zurück, als sie sich etwas zu schnell zur Seite drehte. Sie tastete sich an der Wand entlang zurück zur Matratze.
    Als sie sich daraufsinken ließ, stieß sie mit den Knien gegen ihre rechte Brust und schrie auf. Der Schmerz fuhrihr durch Mark und Bein und trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie rollte sich auf dem Strohlager zusammen und atmete heftig, bis der Schmerz langsam nachließ. Danach konnte sie sich nicht aufraffen, noch einmal aufzustehen. Sie kniff die Augen zusammen und flehte in Gedanken die Jungfrau Maria an, ihr beizustehen.
    ***
    «Sie hat Krach gemacht, da bin ich rauf und hab sie so gefunden», sagte eine Stimme über ihr. «Da, sie macht die Augen auf!»
    Die Stimme gehörte zu dem jungen Wachmann vom Vortag. Adelina blinzelte zu ihm hinauf. Sein Gesicht ließ Besorgnis erkennen. Neben ihm stand der Vogt, wieder mit verschränkten Armen, und starrte missmutig auf sie herab.
    «Meisterin Burka, was ist mit Euch? Seid Ihr etwa krank?»
    Adelina öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Ton heraus. War sie eingeschlafen oder bewusstlos geworden?
    «Nun, was denn?», fragte der Vogt barsch.
    Der Wachmann hüstelte. «Verzeiht, Herr Vogt, ich glaube, sie kann nicht antworten. Ich hab sie eben drehen wollen, da hat sie aufgeschrien. Ich … sie … ihre …», stotterte er und wurde plötzlich tödlich verlegen. «Ich bin da vorne … Ich glaube, es tut ihr da vorne weh.» Er deutete vage auf Adelinas Oberkörper.
    Der Vogt grunzte genervt. «Wo habt Ihr Schmerzen?» Er fasste nach ihrem Arm und rüttelte sie leicht. Dabei knuffte er sie unbeabsichtigt seitlich gegen die Brust.Adelina zuckte zusammen und stieß unwillkürlich einen schrillen Laut aus.
    «Nicht!» Sie wehrte ihn ab.
    «Ach, dann könnt Ihr also doch noch sprechen, ja?» Scherfgins Worte klangen verächtlich, jedoch gleichzeitig auch ein wenig verunsichert. «Euch tut es da oben weh? Die Brust, ja? Warum?»
    Adelina versuchte sich aufzurichten und spürte, wie ihr die Hitze in den Kopf stieg.
    «Ich glaube, sie hat auch Fieber», kam es von dem Wachmann.
    «Seh ich selbst», blaffte der Vogt. «Also, Frau Meisterin, was für eine Krankheit habt Ihr uns eingeschleppt?»
    «Keine Krankheit», ächzte sie. «Mein Kind … Wenn ich ihm nicht die Brust gebe …» Sie wischte sich unbeholfen den Schweiß von der Stirn und blickte zu den beiden Männern auf. Dabei verschwammen deren Gesichter für einen Moment zu einem.
    «Was soll das heißen?», fragte der Vogt verständnislos. «Seid Ihr schwanger?»
    «Herr Vogt, ich glaube, sie hat zu Hause einen Säugling», meldete sich der Wachmann erneut zu Wort. «Sie hat mich gestern schon gefragt, was aus ihm werden soll. Ich hab mir nicht so viel dabei gedacht, aber vielleicht werden Frauen krank, wenn sie ihre Kinder nicht nähren?»
    «Mistdreck», fluchte der Vogt. «Warum sagt mir niemand, dass die Frau einen Säugling hat? Wie alt ist das Kind?», wollte er von Adelina wissen.
    «Drei …»
    «Hä?»
    «Drei Monate und einen halben», stöhnte sie.
    «Verflucht noch eins!» Der Vogt wandte sich an den Wachmann. «Geh und hol den städtischen Medicus! Halt, nein, mit dem ist sie ja verheiratet. Das geht nicht. Was gibt es noch für Ärzte?»
    Der Wachmann zuckte mit den Schultern.
    «Doctore Bertini», sagte Adelina und stützte sich mit dem Ellenbogen auf der Matratze ab.
    Scherfgin nickte. «Los, frag dich zu ihm durch. Und dann sieh zu, dass du jemanden mit dem Kind hierherschaffst. Fehlt

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