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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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lassen. Bisher war es ein Spiel. Sie versuchten zu ergründen, was er zu bieten hatte, über welche Fähigkeiten er verfügte, ob er ein Dieb war oder nicht.
    Sie kannten sich noch nicht mit ihm aus.
    Er behielt die Tür im Auge, verzweifelt gleichmütig, und tat, als achte er nicht auf sie.
    Plötzlich übersprang sein Herz einen Schlag und fing zu hämmern an, denn der Mann, auf den er gewartet hatte, war gerade hereingekommen. Mradhon Vis nippte an seinem Wein und schaute ihm scheinbar so uninteressiert entgegen wie allen anderen Neuankömmlingen auch. Er ließ den Blick nicht im geringsten an diesem jungen, dunkelhaarigen und dunkelhäutigen Burschen haften bleiben, der hierherkam, um sein Geld auszugeben. Näher kam er, ging hinter seinem Rücken vorbei und setzte sich an das Ende desselben Tisches, was Starren nicht mehr ratsam machte. Mradhon täuschte Gleichgültigkeit vor, trank seinen Wein aus und trat durch die offene Tür, wo Trinker und Betrunkene die etwas frischere Luft schöpften, an der Wand lehnten oder auf den beiden Bänken saßen.
    Also nahm Mradhon seinen Platz ein, mit den Schultern in der Düsternis an die Wand gedrückt, und stand und stand, bis seine Knie taub wurden, während die Gäste durch Mama Bechos Tür kamen und gingen, und Tygoth bald seine nächtliche Wache in der Gasse antreten würde.
    Dann kam der Bursche wieder heraus, ein bißchen schwankend vom Wein, aber wiederum auch nicht so sehr, und er hielt sich nicht bei den an der Tür Herumlungernden auf.
2
    Der Erwartete hielt sich rechts. Mradhon Vis verließ seine Wand, stieg über die ausgestreckten Beine eines Herumsitzenden und folgte dem jungen Mann durch die schmutzigen Straßen und Gassen. Während des Wartens war die Wirkung des Weines abgeklungen, aber er täuschte leichte Betrunkenheit in seinen Schritten vor - diese List hatte er während seines Aufenthalts in Abwind gelernt. Er kannte sich hier genau aus, kannte jede Tür, jede Biegung, die jemanden außer Sicht bringen konnte. Mit derselben Sorgfalt wie früher größere Gebiete hatte er hier alles studiert. Und nun pirschte er durch dieses schäbige Labyrinth, wußte genau, wann seine Schritte auf härterem Boden zu hören sein würden, wann sein Wild ihn, wenn es um eine Ecke bog, sehen könnte und wo er unbesorgt weiter zurückbleiben oder eine Abkürzung nehmen könnte. Er hatte nicht gewußt, welchen Weg dieser Mann nehmen würde, aber jetzt hatte er ihn, und wo immer er auch hinging, er würde sich auskennen. Lange hatte er gewartet - auf diesen Mann, seine gegenwärtige Hoffnung, der mit Geld im Beutel zu Mama Bechos kam, der gern Wein trank und sich im Hintergemach Krrf kaufte.
    Er kannte diesen Burschen, der ihn nicht kannte. Kannte ihn von einem Ort auf der anderen Flußseite im Labyrinth, wo er auf eine Anstellung bei Jubal gehofft hatte, damals in den besseren Zeiten. Wenn er noch eine Chance hatte, dann war es diese. Er war diesem Mann schon einmal in einer anderen Nacht gefolgt, hatte ihn jedoch aus den Augen verloren. Doch jetzt kannte er sich hier aus und hatte dafür gesorgt, daß er bei dieser Verfolgung im Vorteil war.
    Und dieser Mann - dieser junge Bursche - war zumindest nicht mehr ganz nüchtern.
    Der Weg, den er nahm, überquerte die Hauptstraße, führte vorbei an immer windschieferen Katen, an behelfsmäßigen Unterschlüpfen der Hoffnungslosen, der Alten, der Verzweifelten, hin und wieder an einem Eingang, in dem einer Schutz gegen den Wind gesucht hatte, vorbei an Augen, die in der Dunkelheit alles und nichts sahen, Zeugen, deren eigenes Elend nach ihnen griff und nur Apathie zurückließ.
    Dann führte der Weg in eine Seitenstraße, eine Sackgasse. Mradhon kannte die Tür dort, genau wie er alles andere hier kannte. Er bog ebenfalls ein, nachdem er gehört hatte, daß die Schritte sich fortsetzten.
    »Du«, sagte Mradhon. »Mann.«
    Der junge Bursche wirbelte herum, die Hand am Gürtel, und Stahl blitzte in der Dunkelheit.
    »Freund.« Vorsichtshalber hatte auch Mradhon sein Messer gezogen.
    Wenn sein Kopf zuvor weinverwirrt gewesen war, hatte der Schock dem jungen Mann die Benommenheit rasch vertrieben. Er duckte sich kampfbereit, doch fand Mradhon ihn zu weit für einen einfachen Stock entfernt.
    »Jubal«, sagte Mradhon ganz leise. »Gibt dieser Name dir zu denken?«
    Immer noch Schweigen.
    »Ich möchte über etwas Geschäftliches mit dir reden. Was hältst du davon?« fragte Mradhon.
    »Es wäre zu überlegen.« Die Stimme klang

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