Verraten für 1000 Dollar
bringen...
*
"Ich bin Ihnen ja so dankbar, General, so unendlich dankbar...!" Das blonde Fundstück hatte Erics Arm mit beiden Händen ergriffen und drückte seinen hübschen Kopf gegen seine Schulter. "Wenn Sie wüssten, was ich ausgestanden habe, General..."
"Colonel", stellte Eric richtig. "Colonel Eric VanHoven." Trevor, O'Hara und die drei Männer des Spähtrupps standen unter dem Rahmen der offenen Tür und grinsten.
Sehr gemischte Gefühle zogen Eric in jenen Minuten durch Brust und Bauch, nachdem die drei Reiter von Kennedys Spähtrupp die blonde Frau zu ihm ins Kommandanturbüro gebracht hatten. Eine angenehme Mischung: Erleichterung einerseits, weil es Kennedy gelungen war eine amerikanische Staatsbürgerin vor den Häschern der mexikanischen Armee zu retten.
Die Erregung andererseits, die jede Abwechslung im tristen Fort-Alltag mit sich brachte. Und das Kribbeln unter dem Zwerchfell schließlich, das sich immer dann bei Eric einstellte, wenn ein Geschöpf mit weichen Gesichtszügen, großen Augen und noch größeren Wölbungen unter dem Kleiderstoff über Brust und Gesäß in sein Blickfeld trat. Ein Geschöpf der Gattung 'Frau'.
"Danken Sie Captain Kennedy und seinen Männern, Ma'am." Er wandte sich an die drei Kavalleristen in Zivil. "Ich bin stolz auf euch, Jungs. Bringt die Lady ins Zeughaus. Der zuständige Offizier soll schauen, ob er ein paar geeignete Kleidungsstücke für Mrs....?" Fragend zog er die Brauen hoch und sah die Blonde an.
"Mrs. Miller", sagte Luisa hastig. "Mrs. Jane Miller."
"...für Mrs. Miller findet", fuhr Eric fort. "Und wenn nicht, macht einen Mann ausfindig, der in seinem zivilen Leben Schneider gewesen ist - er soll ihr etwas nähen."
"Vielen Dank, Colonel, sehr freundlich von Ihnen." Luisa senkte den Blick und mimte die Verlegene.
"Wenn Sie gegessen und sich ein wenig erholt haben, erwarte ich Sie hier in meinem Büro", sagte Eric. "Ich möchte Ihre Geschichte hören."
"Gern, Colonel VanHoven." Eskortiert von den Spähern verließ sie die Kommandantur.
"Hübsches Weib", sagte Trevor.
"Verdammt hübsches Weib", pflichtete Eric ihm bei.
"Könnte Unruhe unter den Männern geben. Wir sollten sehen, dass wir sie so schnell wie möglich in die nächste Stadt bringen. Vielleicht fahren von Del Rio aus noch Postkutschen ins Landesinnere."
"Zu gefährlich." Eric stand am Fenster. Er beobachtete, wie seine Späher die Frau über den Exerzierhof führten. Sie ging wie eine Diva. Ihr Hüftschwung verstärkte das Kribbeln unter seinem Zwerchfell noch. "Stell dir vor, die Mexikaner erwischen sie. Außerdem brauch ich jeden Mann hier im Fort."
*
General Leon de Carillõ saß unter dem Vordach des Haupthauses in einem Schaukelstuhl. In der Rechten einen Cognac-Schwenker, in der Linken einen Zigarillo beobachtete er das Treiben zwischen den Zelten und auf dem Gelände außerhalb der Hazienda.
Dort ließen seine Offiziere die Soldaten exerzieren. De Carillõs Infanteristen robbten durch den Staub und stürmten gegen aus Zaunpfählen zusammengenagelte Palisaden an.
Eine Staubwolke am Horizont ließ ihn aufblicken. Ein Reiter näherte sich. In gestrecktem Galopp ritt er durch das Exerziergelände und preschte in den Hof hinein.
Erst zwischen den Zelten zog er die Zügel seines Pferdes an. Das Tier tänzelte zum Haupthaus. Der Reiter trug einen Sombrero und ein weißes Rüschenhemd unter der roten Uniformjacke.
Er sprang aus dem Sattel und nahm Haltung an. "Mein General! Nachricht von Looper!"
General de Carillõ nickte. "Ich höre."
"Es hat geklappt. Die Amerikanerin ist im Fort. Palacino und Melendez haben die Gringos gefangen genommen und eingekerkert."
"Wunderbar." De Carillõ schmunzelte in sich hinein. "Ganz wunderbar." Er sog an seinem Zigarillo und blies Rauchringe in die Luft. "Geh ins Haus", sagte er zu dem Boten. "Die Frauen sollen dir zu essen und zu trinken geben."
"Danke, mein General!", strahlte der Reiter. An de Carillõ vorbei stapfte er durch die offene Tür.
Der General rief nach seinem Adjutanten. Der junge Major spritzte aus dem Haus und nahm Haltung an. "Trommeln Sie den Stab zusammen. In zwei Stunden im Salon des Haupthauses. Das Fort ist bald reif - wir müssen den Angriff planen..."
*
"Sollen wir sie aufhängen, Colonel?" O'Hara schob seinen mächtigen Unterkiefer nach vorn. Er wippte leicht mit dem Kopf und schlug im Takt dazu mit dem Schlüsselbund für die Kerkerzellen gegen seinen Handballen. Feindselig musterte er
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