Verraten für 1000 Dollar
für Mann stand dort neben seinem Pferd.
Carillõ zog einen Zigarillo aus der Brusttasche seiner Uniformjacke und steckte ihn zwischen die Zähne. Sein Adjutant trieb sein Pferd neben seinen Rappen und gab ihm Feuer. Tief sog der General den Rauch in die Lungen und blies ihn genüsslich in die Abendluft. Dann hieb er seinem Rappen die Sporen in die Flanken. Das Pferd trabte los.
Flankiert von seinem Adjutanten und seinem ranghöchsten Stabsoffizier, einem Generallieutenant, ritt er durch die Zelte hindurch aus der Hazienda.
Vor den angetretenen Dragonern standen drei Offiziere neben ihren Pferden. "Aufsitzen!", brüllte einer von ihnen, als General de Carillõ und seine Begleiter das Tor passierten. Die Dragoner stiegen auf ihre Pferde, auch die drei Offiziere saßen auf. Ein weiterer Befehl, und wie ein Mann zogen die Dragoner die Säbel blank.
Bis auf fünfzig Meter ritt der General an die Offiziere heran, dann hielt er seinen Rappen an. Die Offiziere ritten zu ihm. Der mittlere von ihnen war ein Oberstleutnant. Er grüßte und rief: "Schwadrone vier bis neun abmarschbereit!"
De Carillõ grüßte lässig und nickte. Dann trieb er sein Pferd zum Beginn der Doppelreihe. Wie auf ein Kommando legten die Dragoner die Fingerspitzen an die Mützen. Seite an Seite mit seinem Adjutanten und seinem Stabschef ritt der General die Reihe ab - über vierhundert Reiter hatte er aus seinen beiden Regimentern zusammen gezogen.
Er ließ sich Zeit. Er wollte den Reitern das Gefühl geben, dass sie ihm wichtig waren. Nachdem er das Ende der Doppelreihe erreicht hatte, wendete er sein Pferd, ritt zurück zu den drei Offizieren und hielt eine kleine Ansprache.
Er drosch die bei solchen Gelegenheiten üblichen Phrasen, beschwor Präsident und Vaterland, sprach von Ruhm und Ehre, beschimpfte die Amerikaner und schloss: "Wenn ihr siegt, werden wir das Fort erobern können. Ich verlass mich auf euch. Mexiko verlässt sich auf euch!"
Dann der Abschied von den Offizieren, die Schwadronen ritten in geordneten Reihen Richtung Norden davon. General Leon de Carillõ blickte ihnen hinterher, bis nur noch eine Staubwolke über dem Horizont stand.
Es waren gut ausgebildete Reiter. Und hochmotiviert. Die beiden heranziehenden Schwadronen der Amerikaner verfügten zusammen nicht einmal über halb so viele Kavalleristen. De Carillõ zweifelte nicht daran, dass seine Truppe die Einheiten aus Fort Worth aufreiben würde.
*
Schon nach vier Tagen bewegte Luisa sich im Fort, als würde sie zum dritten US-Kavallerie-Regiment gehören. Die Soldaten grüßten sie höflich, freundliche Mienen überall, wo sie auftauchte, die Wachen auf den Palisaden freuten sich über ihre nächtlichen Besuche.
Sie machte sich in der Küche und in der Schneiderei nützlich und kannte schnell die wichtigsten Offiziere und einige einfache Soldaten mit Namen.
Es war nicht schwer, eine Beziehung mit dem Kommandanten aufzubauen. Der Mann suchte förmlich ihre Nähe. Er ließ keine Gelegenheit aus mit ihr zu plaudern, oder sie auf einen Kaffee in die Kommandantur einzuladen. Dabei prägte sie sich die Landkarte auf dem Kartentisch ein.
Schnell hatte Luisa die Zeichen auf der Karte begriffen. Sie zeichnete eine Skizze mit den Stellungen der Außenposten, wickelte sie um einen Stein und warf sie während einer ihrer nächtlichen Besuche auf der Palisade über die Zaunkrone. Alles lief so viel einfacher, als sie es zu hoffen gewagt hatte.
Das Problem war nur: Der Kommandant, Colonel Eric VanHoven, war nicht nur ein attraktiver, sondern auch ein ungemein charmanter Mann. Sein langes, blondes Haar, seine männlichen Züge, seine lachenden Augen - sehr schnell merkte Luisa, dass ihr Blut nicht kalt blieb, wenn sie ihn auf dem Exerzierhof sah, oder ihm in den Stallungen begegnete.
Du hast einen Auftrag, sagte sie sich, einen Auftrag, der dir tausend Dollar bringt. Denk daran und bleib kühl...
Am Abend des sechsten Tages nach ihrer Ankunft im Fort fand sie ihn in der Abenddämmerung auf der Vortreppe der Kommandantur sitzen. Er blickte in den rötlichen Himmel, rauchte und machte keinen besonders fröhlichen Eindruck.
"Was ist los, Colonel?" Luisa setzte sich neben ihn. "Bedrückt sie etwas?"
"Wenn ich Sie sehe, nicht mehr", lächelte er.
"Also bedrückt Sie etwas."
"Ach ja - als Kommandant eines Forts hat man eben seine Sorgen." Er zuckte mit den Schultern und drückte den Zigarillo aus. "Verstärkung aus Fort Worth ist überfällig, Truppenbewegungen der
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