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Verraten

Verraten

Titel: Verraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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ein Problem. Aber ich glaube, das wird sich schon geben, wenn er mal ein bisschen älter ist.«
    »Das hoffe ich auch.«
    Er trank einen Schluck von dem Kaffee.
    »Fotografin. Muss ein schöner Beruf sein. Du brauchst dir die Hände nicht schmutzig zu machen. Keine jammernden Herrchen und Frauchen, keine heiklen Gespräche. Kein Stress. Niemand, der dir auf die Finger schaut. Keine Praxishypothek, keine Schulden. Klick, und weg bist du wieder. Freiheit. Habe ich Recht?«
    Sie nickte. »Mehr oder weniger.«
    »Hast du ein bestimmtes Spezialgebiet? Du warst doch wegen eines Auftrags in Australien?«
    »Ja, ich mache hauptsächlich Naturaufnahmen, Landschaftsfotografie zum Beispiel. Aber auch viele Reisereportagen. Und Tierporträts.«
    »Du reist also kreuz und quer durch die ganze Welt und bekommst auch noch Geld dafür?«
    »Es hört sich romantischer und spannender an, als es in Wirklichkeit ist«, erwiderte sie. »Meistens habe ich keine Zeit, auch privat ein bisschen Urlaub zu machen. Außerdem ist es oft ein einsamer Job. Man begegnet Menschen, die man danach nie mehr wiedersieht. Freunde für einen Tag. Oder für eine Woche. Und mit Bäumen und Steinen kann man nicht reden.«
    »Dir macht die Arbeit also keinen Spaß?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Von allen Möglichkeiten, meinen Lebensunterhalt zu verdienen, bietet mir diese einfach die meiste Freiheit. Ich will mich nicht beklagen, wenn ich daran denke, dass die meisten Leute jeden Tag in denselben vier Wänden hocken, jahrein, jahraus. Ich sehe wenigstens etwas von der Welt und komme viel herum. Aber das bringt auch eine gewisse innere Zerrissenheit mit sich, und damit muss man erst mal fertig werden.«
    Plötzlich dudelte in voller Lautstärke die Melodie von O when the Saints go marching in .
    Svens Handy. Er wechselte ein paar Worte mit dem Anrufer und steckte es wieder weg.
    »Ich muss los. Ein Rottweiler mit einem komplizierten Knochenbruch. Mein Job also. Die interessanten Fälle, wie gesagt.«
    Sie brachte ihn zur Tür und schloss sie hinter ihm. Drückte noch einmal fest dagegen. Hörte ein beruhigendes Klicken. Kontrollierte nochmals, ob sie auch wirklich geschlossen war.
    War sie.
    »Ist dein Mann nicht mitgekommen?«
    Alice musste den Kopf in den Nacken legen, um Paul ins Gesicht sehen zu können. Er trug einen ähnlichen Smoking wie Sil. Mit dem Unterschied, dass Pauls Smoking wie angegossen saß und er ganz offensichtlich daran gewöhnt war, stilvolle Kleidung zu tragen. Er bewegte und verhielt sich dementsprechend.
    »Doch, er muss hier irgendwo sein, Paul«, antwortete sie und schaute sich wieder überall um. Eine Menschenmenge, hunderte von Gästen. Aber keine Spur von Sil.
    »Wenn ich mit dir auf einer Party wäre, würde ich dich keine Sekunde aus den Augen lassen.«
    »Ich erwarte ihn jeden Moment zurück.«
    Die Band intonierte ein langsames R&B-Stück.
    »Zu spät«, sagte Paul und zog sie mit zur Tanzfläche, auf der sich immer mehr Paare drängten, die offensichtlich zueinander gehörten oder sich nahe sein wollten.
    Alice blickte sich nervös um. Sil war weit und breit nicht zu sehen. Und Paul ließ seine Hand immer weiter ihren Rücken hinunterwandern.
    »Du siehst wirklich fantastisch aus, Alice.«
    Er streichelte ihr langsam über den Po und mit Erschrecken stellte sie fest, dass sie das gar nicht mal unangenehm fand.
    Das musste ein Ende haben.
    »Bitte nicht, Paul«, sagte sie und versuchte dabei, autoritär zu klingen, jedoch ohne großen Erfolg.
    »Bitte entschuldige«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich habe mich für einen Moment gehen lassen.«
    Plötzlich entdeckte sie Sil, der Paul mit finsteren Blicken anstarrte.
    Sie fühlte sich ertappt wie ein Schulmädchen, obwohl sie sich nichts hatte zu Schulden kommen lassen.
    Oder doch?
    Sil betrat mit raschen Schritten die Tanzfläche. Ungeschickt löste sich Alice aus Pauls Armen.
    »Das … das ist mein Mann, Sil. Sil, das ist Paul, mein Chef.«
    Paul streckte ihm jovial grinsend die Hand hin. Sil nahm sie nicht an.
    »Tag, Paul«, sagte er betont und musterte ihn mit eiskaltem Blick. Forderte ihn heraus.
    Paul verzog den Mund zu einem Lächeln. Er ließ sich nicht so leicht einschüchtern, noch dazu auf seinem Territorium.
    »Deine Frau wirkte etwas verloren«, sagte Paul. »Ich habe ihr ein wenig die Langeweile vertrieben. Ich hoffe, du hast nichts dagegen. Eine ganz wunderbare Frau hast du übrigens.«
    Alice fasste Sil am Oberarm. Fühlte, wie seine Muskeln unter dem

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