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Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
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wahr, Luke? Gail mit ihrer phantastischen Intuition. Und dann Sie, Perry, Mastermind in Person. Nicht dass Gail auf den Kopf gefallen wäre. Tausend Dank für das, was Sie bisherschon geleistet haben. Für Ihren Mut in der Löwengrube. Na, klinge ich wie ein Pfadfinderführer?«
    »Ich würde sagen, ja«, erwiderte Perry, der sich genüsslich auf einer Chaiselongue unter einem großen Bogenfenster mit Blick auf die Seine räkelte.
    »Umso besser«, sagte Hector zufrieden, und alle lachten vernügt.
    Nur Gail, die auf einem Hocker zu Perrys Häupten saß und ihm versonnen durchs Haar fuhr, schien nicht so recht zum Feiern aufgelegt.
    Es war nach dem Essen auf der Île St.-Louis. Die atemberaubende Wohnung ganz oben in der alten Festung gehörte Lukes Tante, einer Malerin. Ihre Bilder, die sie selbstredend niemals verkauft hätte, lehnten stapelweise an den Wänden. Sie war eine schöne, amüsierte Mittsiebzigerin. Als junges Mädchen hatte sie in der Résistance gekämpft und fand sich daher mühelos in die ihr zugedachte Rolle bei Lukes kleiner Scharade:
    »Wie ich höre, sind wir Freunde von ganz früher«, hatte sie Perry vor ein paar Stunden eröffnet, indem sie zur Begrüßung ganz leicht seine Hand berührte und dann gleich wieder losließ. »Wir haben uns im Salon einer lieben Freundin von mir kennengelernt, als Sie ein Student mit einem hoffnungslosen Drang zur Malerei waren. Ihr Name, wenn Sie einen Namen brauchen, war Michelle de la Tour, Friede ihrer Asche. Ich habe Ihnen erlaubt, in meinem Schatten zu sitzen. Sie waren zu jung, um mein Liebhaber zu werden. Stellt Sie das zufrieden, oder muss ich noch mehr verraten?«
    »Das stellt mich mehr als zufrieden, danke sehr!«, sagte Perry lachend.
    »Mich stellt es nicht zufrieden. Niemand ist zu jung, um mein Liebhaber zu werden. Luke wird Sie mit Entenconfit und einem Camembert versorgen. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend. Und Sie, meine Liebe, sind hinreißend«– zu Gail – »und viel zu gut für diesen gescheiterten Künstler. Ich mache nur Spaß. Luke, vergiss Sheeba nicht.«
    Sheeba, ihre Siamkatze, die jetzt auf Gails Schoß saß.
    Während des Essens war Perry, noch ganz überdreht, aus dem Erzählen gar nicht herausgekommen, ob er nun atemlos von Federer schwärmte, nochmals ihre gestellte Zufallsbegegnung mit Dima schilderte oder Dimas Tour de Force in der VIP -Lounge neu durchlebte. Für Gail hörte er sich an wie nach einer halsbrecherischen Kletterpartie oder einem knapp gewonnenen Querfeldeinrennen, wenn der Adrenalinrausch langsam nachließ. Und Luke und Hector waren das perfekte Publikum. Hector, gebannt und ungewohnt schweigsam, unterbrach nur, um ihnen hier und da noch ein Detail zu entlocken – der hypothetische Aubrey: Auf wie groß schätzten Sie ihn? Bunny: Hatte er einen sitzen? –, während Luke immer wieder geschäftig in die riesige Küche enteilte oder ihre Gläser nachfüllte (besonders liebevoll das von Gail), dazwischen den einen oder anderen Anruf von Ollie entgegennahm und trotzdem immer präsent schien.
    Erst jetzt, nachdem das Essen und der Wein ihr Heilswerk vollbracht hatten und Perrys Aufgekratztheit abgeebbt war, kam Hector auf den exakten Wortlaut von Dimas Einladung in den Club des Rois zurück.
    »Die Message also steckt in der Massage, könnte man sagen«, fasste er zusammen. »Möchte dem jemand etwas hinzufügen?«
    »Die Massage schien praktisch Bestandteil der Revanche«, bestätigte Perry.
    »Luke?«
    »Der Gedanke drängt sich auf. Wie oft?«
    »Dreimal«, sagte Perry.
    »Gail?«, fragte Hector.
    Gail, aus ihrem Sinnen gerissen, war weniger siegesgewiss als die Männer.
    »Ichfrage mich nur, ob sich der Gedanke nicht vielleicht auch Emilio und der Armani-Gang aufgedrängt hat«, sagte sie und mied dabei Lukes Blick.
    Das hatte sich Hector auch schon gefragt.
    »Gut, machen wir uns nichts vor, wenn Dell’Oro Verdacht geschöpft hat, wird er das Tennis umgehend abblasen, und wir gucken in die Röhre. Finito. Aber nach Ollies jüngsten Meldungen geht der Trend eher in die andere Richtung, richtig, Luke?«
    »Ollie war bei einem informellen Treffen der Fahrer vor Dell’Oros Château«, erklärte Luke mit seinem blankpolierten Lächeln. »Emilio verkauft das Tennismatch morgen als kleinen Schwof im Anschluss an die Unterzeichnung. Seine Moskauer Freunde haben den Eiffelturm schon gesehen, und am Louvre sind sie nicht interessiert, das heißt, er muss sich was für sie einfallen lassen.«
    »Und die

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