Verr�ter wie wir
Weltmann Dell’Oro ein. Er versucht es mit Ablenkung:
»Wo in Paris sind Sie denn abgestiegen, Professor, wenn ich das fragen darf? Im Ritz? Ich hoffe, nein. Es gibt die wunderbarsten kleinen Hotels hier, wenn man nur weiß, wo man suchen muss. Wenn ich gewusst hätte, dass Sie kommen, hätte ich Ihnen ein halbes Dutzend nennen können.«
Wenn sie fragen, nicht um den heißen Brei herumreden, seien Sie ganz offen , so Hectors Instruktionen. Es ist eine harmlose Frage, darauf gibt’s eine harmlose Antwort. Perry hat sich den Rat offenbar zu Herzen genommen, denn er lacht schon jetzt.
»Eine so üble Klitsche, das glauben Sie nie«, ruft er aus.
Aber Emilio glaubt es ihm, ja, der Name gefällt ihm so gut, dass er ihn in einem Krokodillederbüchlein notiert, das sich in das königsblaue Innenfutter seines wappengeschmückten cremefarbenen Blazers schmiegt. Und nachdem das vollbracht ist, wendet er sich engelszüngig an Dima:
»Wenn Ihre Tennispartie morgen sein soll, Dima, dann hat Gail völlig recht, fürchte ich. Sie haben die Rechnung ohne den Regen gemacht. Nicht einmal unser Freund der Professor kann Ihnen Satisfaktion leisten, wenn es schüttet. Und für morgen ist sogar noch schlechteres Wetter angesagt als für heute.«
» Wichs mich nicht an! «
* * *
DimasFaust fuhr auf den Tisch nieder, dass die Gläser in die Luft sprangen und eine Flasche Burgunder Anstalten machte, sich auf den Teppich zu ergießen, aber Perry fing sie souverän auf und stellte sie wieder aufrecht hin. Die ganze Breite der Glasfront entlang waren die Gäste erschreckt zusammengezuckt.
Perrys vorsichtige Einrede lenkte das Geschehen in ruhigere Bahnen.
»Dima, haben Sie doch ein Einsehen. Ich hab schließlich nicht mal einen Schläger dabei!«
»Dell’Oro hat zwanzig gottverdammte Schläger.«
»Dreißig«, berichtigte Dell’Oro kühl.
»Okay!«
Okay was? Okay, Dima drischt wieder auf den Tisch? Sein schweißfeuchtes Gesicht ist starr, das Kinn verbissen vorgeschoben, als er sich schwankend erhebt, den Oberkörper hintüberlehnt und Perry beim Handgelenk packt, so dass der mit ihm aufstehen muss.
»Okay, alle«, ruft er. »Der Professor und ich, wir spielen morgen Revanche, und ich mach ihn platt. Zwölf Uhr, Club des Rois, wer zuschauen kommt, bringt er Regenschirm mit, kriegt er hinterher Lunch. Der Sieger bezahlt. Das ist Dima. Hört ihr?«
Manche offenbar ja. Einer oder zwei lächeln sogar, und ein paar klatschen. Vom Tisch der Bosse erst nichts, dann ein einzelner gedämpfter Kommentar auf Russisch, gefolgt von unfreundlichem Gelächter.
Gail und Perry wechseln einen Blick, lächeln, zucken die Achseln. Wer könnte im Angesicht solcher Willensgewalt – und unter solch peinlichen Umständen – bei seinem Nein bleiben? Dell’Oro merkt, was sich anbahnt, und versucht rasch vorzubauen:
»Dima, ich glaube, Sie verlangen ein bisschen arg viel von Ihren Freunden. Warum vereinbaren Sie nicht einen Termin irgendwann später im Jahr?«
Aberder Vorschlag kommt zu spät, Gail und Perry sind zu großmütig gestimmt.
»Ach, wissen Sie, Emilio«, sagt Gail. »Wenn Dima so wild darauf ist und Perry auch nichts dagegen hat, warum lassen wir den beiden nicht ihren Spaß. Ich bin dabei, wenn du’s bist. Liebling?«
Das Liebling ist neu, es ist mehr Miltons und Doolittles Sprache als die von Perry und Gail.
»Also schön. Aber unter einer Bedingung« – dies wieder Dell’Oro, der die Oberhand zurückzugewinnen sucht: »Heute Abend darf ich Sie bei meinem Fest begrüßen. Ich habe ein traumhaftes Haus in Neuilly, Sie werden begeistert sein. Dima liebt es, er wohnt bei uns. Wir haben unsere geschätzten Moskauer Kollegen zu Gast. Meine Frau überwacht gerade die Vorbereitungen, die Ärmste. Ich lasse Sie um acht Uhr in Ihrem Hotel abholen, einverstanden? Ziehen Sie an, was immer Sie möchten. Wir sind da sehr unorthodox.«
Aber Dell’Oros Einladung fällt auf unfruchtbaren Boden. Perry lacht nur – völlig ausgeschlossen, wirklich, Emilio, sagt er. Gail beteuert, dass ihre Pariser Freunde ihr das nie verzeihen würden, und nein, mitbringen kann sie sie auch nicht, weil sie selbst eine Party geben, extra zu Ehren von Perry und Gail.
Stattdessen vereinbaren sie, dass Emilios Wagen sie morgen um elf zum Wassertennis abholt, und wenn Blicke töten könnten, dann müsste Dima unter Dell’Oros Blicken tot umfallen, aber laut Hector ist er bis Bern ja immun.
* * *
»Ihr zwei seid ideal in der Rolle«, lobte Hector. »Nicht
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