Verr�ter wie wir
aus Paris und die Weiterfahrt zu Natascha. Perry hatte das Zimmer für drei Nächte gebucht, damit sie heute Abend in Ruhe packen konnten, ehe sie in den Zug nach London stiegen – was in der Welt, der sie nun angehörten, die normale Route nach Bern war, wenn man potentiell überwacht wurde und in Bern nichts zu suchen hatte.
* * *
Der Massageraum stellte Bademäntel. Perry und Dima trugen sie. Sie saßen wieder zu dritt am Tisch, nach Perrys Uhr seit exakt zwölf Minuten. In der Ecke beugte sich der weißbekittelte Ollie über seinen Laptop, die Massagetasche zu seinen Füßen, und ab und zu kritzelte er etwas auf einen Zettel und reichte ihn Hector, der ihn auf den Haufen vor ihm legte. Die Beengtheit hier drin erinnerte an den Keller in Bloomsbury, nur ohne die Weindünste, und wie in Bloomsbury drangen beruhigend die Geräusche des wirklichenLebens zu ihnen herein: ein Rumpeln in den Leitungsrohren, Stimmen aus der Umkleidekabine, das Rauschen einer Klospülung, das Klopfen einer defekten Klimaanlage.
»Wie viel bekommt Longrigg?«, fragt Hector nach einem Blick auf einen von Ollies Zetteln.
»Ein und ein halb Prozent«, antwortet Dima mit klangloser Stimme. »Erstes Geld kriegt er, wenn Arena-Bank Zulassung hat. Nach ein Jahr, zweites Geld. Nach wieder ein Jahr, Rest.«
»Wohin bezahlt?«
»Schweiz.«
»Wissen Sie die Kontonummer?«
»Bis Bern weiß ich nicht diese Nummer. Manchmal weiß ich nur Name. Manchmal nur Nummer.«
»Giles de Salis?«
»Sonderprovision. Ist mir nur erzählt, nicht bestätigt. Emilio sagt zu mir: De Salis kriegt diese Sonderprovision. Aber kann sein, Emilio behält sie für sich. Nach Bern, ich weiß sicher.«
»Eine Sonderprovision in welcher Höhe?«
»Fünf Millionen glatt. Kann sein, es ist Lüge. Ist ein Fuchs, Emilio. Stiehlt alles.«
» US -Dollar?«
»Ja.«
»Zahlbar wann?«
»Wie bei Longrigg, aber bar, keine Auflagen, auf zwei Jahre, nicht drei. Hälfte bei offizieller Gründung von Arena-Bank, Hälfte nach ein Jahr Handel. Tom.«
»Ja?«
»Hörn Sie, okay?« Die Stimme plötzlich wieder lebhaft. »Nach Bern, ich weiß alles. Für Unterschrift, ich muss geben Einverständnis, okay? Wo ich nicht Einverständnis geb, ich unterschreib nicht, das ist mein Recht. Ihr holt mein Familie nach England, okay? Ich geh nach Bern, unterschreibda, ihr holt meine Leute raus, kriegt ihr von mir mein Herz, mein Leben kriegt ihr!« Er fährt herum zu Perry. »Du hast sie gesehn, meine Kinder! Jesusmaria, was sollen sie denken von mir. Sind sie blind, verdammt? Mein Natascha, sie dreht durch, sie isst nicht mehr.« Und wieder an Hector gewandt: »Ihr bringt meine Kinder nach England, Tom. Jetzt. Dann machen wir Deal. Wenn mein Familie in England ist, ich weiß alles, ist mir scheißegal!«
Mag Perry unter diesem Appell auch dahinschmelzen, Hectors Adlerblick drückt nur eisige Ablehnung aus.
»Vergessen Sie’s«, gibt er zurück. Und indem er Dimas Proteste niederbügelt: »Ihre Frau und die Kinder bleiben, wo Sie sind, bis am Mittwoch die Unterzeichnung über die Bühne gegangen ist. Wenn sie vor dem Termin in Bern aus Ihrem Haus verschwinden, gefährdet das Ihre Familie, es gefährdet Sie , und es gefährdet den Deal. Haben Sie einen Leibwächter bei sich daheim, oder hat der Prinz den abgezogen?«
»Igor. Eines Tages, wir machen ihn Wor. Ich lieb den Mann. Tamara liebt ihn. Kinder auch.«
Ihr macht ihn Wor ? , wiederholt Perry im Stillen. Aus eurem Vorstadtpalais irgendwo in Surrey, wenn Natascha nach Roedean geht und die Jungs nach Eton, macht ihr Igor zum Wor?
»Derzeit bewachen zwei Männer Sie. Niki und ein Neuer.«
»Für Prinz. Sollen mich umnieten.«
»Um wie viel Uhr am Mittwoch ist Ihr Termin in Bern?«
»Zehn Uhr. Früh. Bundesplatz.«
»Waren Niki und sein Freund bei der heutigen Unterzeichnung dabei?«
»Nix da. Warten draußen. Zu blöd für drin.«
»Und in Bern werden sie auch nicht dabei sein?«
»Nix da. Kann sein, sie sitzen im Warteraum. Jesusmaria, Tom …«
»Undnach der Unterzeichnung richtet die Bank zur Feier des Tages einen Empfang aus. Im Bellevue Palace Hotel immerhin.«
»Halb zwölf. Großer Empfang. Feiern alle mit.«
»Haben Sie das, Ollie?«, ruft Hector Ollie in seiner Ecke zu, und Ollie hebt bestätigend den Arm. »Begleiten Niki und sein Freund Sie zum Empfang?«
Während Dimas Fassung ihm immer mehr abhandenkommt, wirkt Hector so gesammelt, dass es fast schon etwas Getriebenes hat.
»Zwei Scheißgorillas?«, empört Dima
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