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Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
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verstand.
    »Sie haben die Drecksäcke gefunden«, raunzte Dima halblaut auf Russisch. »Zwei besoffene Russenärsche sind im Bellevue Palace aufeinander losgegangen. Keiner weiß, warum. Sind die Treppe runtergefallen und haben sich verletzt. Der eine ist im Krankenhaus, der andere ist soweit okay. Dem im Krankenhaus geht’s ziemlich dreckig. Das ist Niki. Vielleicht erstickt er, der Wichser. Haben ein paar blödsinnige Lügen erzählt, die die Schweizer Polizei ihnen nicht abnimmt. Lügen, die sich nicht decken. Die russische Botschaft will sie ausfliegen. Die Schweizer Polizei sagt: ›Nicht so eilig, erst wollen wir noch ein bisschen was über diese Arschlöcher rausfinden.‹ Der russische Botschafter ist stinksauer.«
    »Auf die beiden?«
    »Auf die Schweizer.« Er grinste, nahm wieder einen Schluck aus der Wodkaflasche und hielt sie Luke hin, der den Kopf schüttelte. »Soll ich Ihnen sagen, wie das funktioniert? Der russische Botschafter ruft den Kreml an: ›Was sind das für Schwachsinnswichser?‹ Kreml ruft Prinz an: ›Was zum Henker fällt diesen beiden Oberärschen von dir ein, sich in einem Nobelhotel in Bern die Köpfe einzuhauen?‹«
    »Und der Prinz sagt?«, fragte Luke, ohne auf Dimas saloppen Ton einzuschwenken.
    »Der Prinz, dieses Dreckschwein, ruft Emilio an. ›Emilio. Mein Freund. Mein weiser Ratgeber. Was zum Henker fällt meinen beiden Goldjungs ein, sich in einem Berner Nobelhotel die Köpfe einzuhauen?‹«
    »Und Emilio sagt?«, insistierte Luke.
    Dimas Ausdruck verfinsterte sich. »Emilio sagt: ›Dieser Wichskerl Dima, Nummer-Eins-Geldwäscher der ganzen Welt, ist vom gottverdammten Erdboden verschwunden.‹«
    Luke, nicht eben der geborene Ränkeschmied, jonglierte mit ein paar unbekannten Größen. Erst die beiden sogenannten arabischen Gendarmen in Paris. Wer hatte sie geschickt? Warum? Dann die beiden Leibwächter im Bellevue Palace. Warum waren sie nach der Überschreibung mit ins Hotel gekommen? In wessen Auftrag? Wozu? Wer hatte wann wie viel gewusst?
    Er rief Ollie an.
    »Alles im Lot, Harry?« Sprich: Wer ist in dem sicheren Haus angekommen und wer nicht? Sprich: Muss ich mich auch noch mit einer abgängigen Natascha herumschlagen?
    »Unsere beiden Nachzügler sind gerade eingetrudelt, Dick, alles in Butter«, sagte Ollie beruhigend. »Haben ohne größere Schwierigkeiten hier raufgefunden, das heißt, es ist alles bestens. Gegen zehn überm Berg drüben, passt euch das? Bis dahin ist es dann auch schön dunkel.«
    »Zehn Uhr passt wunderbar.«
    »Grindelwald-Grund, Bahnhofsparkplatz. Ein hübscher kleiner roter Suzuki. Ich steh gleich links, wenn Sie reinkommen, und so weit entfernt von den Zügen, wie’s geht.«
    »In Ordnung.« Und als Ollie noch nicht auflegte: »Wo brennt’s, Harry?«
    »Na ja, in Interlaken Ost war offenbar ziemliche Polizeipräsenz, nach dem, was ich höre.«
    »Schießen Sie los.«
    Luke lauschte, sagte nichts, steckte das Handy zurück in die Tasche.
    * * *
    Mit überm Berg drüben meinte Ollie das Dorf Grindelwald, das auf der anderen Seite des Eigermassivs lag. Von der Lauterbrunner Seite kam man eigentlich nur per Zahnradbahn nach Wengen, hatte Ollies Recherche ergeben; der Waldwegmochte für Gemsen und den einen oder anderen lebensmüden Motorradfahrer taugen, aber nicht für ein vierrädriges Gefährt mit drei Männern darin.
    Aber Luke, ebenso wie Ollie, wollte es um keinen Preis zulassen, dass Dima in gleich welcher Verkleidung auf dieser seiner Reise von Bahnangestellten, Zugschaffnern und Mitpassagieren gesehen würde, schon gar nicht so spät am Abend, wenn die Fahrgäste gezählt waren und mehr auffielen.
    In Zweilütschinen folgte Luke deshalb der linken Abzweigung, die über ein sich windendes Sträßchen am Fluss entlang bis hinein nach Grindelwald führte. Der Bahnhofsparkplatz in Grund stand voll mit den abgestellten Autos deutscher Touristen. Zu seiner Erleichterung erspähte Luke gleich beim Einbiegen die Silhouette von Ollie in Steppanorak und einer Schirmmütze mit Ohrenklappen in einem roten Suzuki-Jeep, der mit eingeschaltetem Standlicht wartete.
    »Und hier, zum Einmummeln, wenn’s zu sehr pfeift«, verkündete Ollie auf Russisch, während er Dima auf den Sitz neben sich packte; Luke, der Ollie erst noch das Gepäck gereicht und den BMW dann unter einer Buche geparkt hatte, setzte sich nach hinten. »Die Forststraße ist verboten, aber nicht für Leute von hier, die da oben zu tun haben, Installateure, Bahnarbeiter et

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