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Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
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begleitete, was manchmal vorkam, dann nicht als das verhasste Kind der Liebe, von Dima gezeugt und Tamara aufgehalst, als hätte die Haft sie nicht schon genug zerrüttet, sondern als ihrer beider liebende und gehorsame Tochter. Aber meistens las Natascha ihre Bücher oder lief zu ihrem Vater, wenn er allein war, und dann wisperte sie liebevoll mit ihm und streichelte seinen kahlen Schädel und küsste ihn, als wäre er ihr Kind.
    Doch die Familie, die hier neu zusammenwuchs, wäre nicht vollständig gewesen ohne Perry und Gail: sie als die unermüdliche Animateurin der kleinen Mädchen, die mit ihnen die Kühe auf der Wiese besuchte, sie in die Käserei mitnahm, damit sie sehen konnten, wie der Hobelkäse gerollt wurde, oder mit ihnen auf die Pirsch nach Rehen und Eichhörnchen ging, er als der angebetete Mannschaftskapitän der Zwillinge und Blitzableiter für ihre überschüssigen Energien. Nur als Gail ein frühmorgendliches Tennisdoppel mit den Jungs vorschlug, streikte Perry; ihm stecke noch das Höllenmatch von Paris in den Knochen, sagte er.
    * * *
    DasInkognito von Dima und seiner Truppe war nur ein Posten auf Lukes stets wachsender Sorgenliste. Während er die Nächte hindurch in seinem Zimmer auf Hectors erratische Zwischenstandsmeldungen wartete, fielen ihm nicht nur überreichlich Beweise dafür ein, dass ihre Anwesenheit im Dorf unliebsame Aufmerksamkeit weckte, die vielen schlaflosen Stunden taugten bestens dazu, sich Verschwörungstheorien zurechtzulegen, die ihm auch am Morgen noch bedrohlich real erschienen.
    Er sorgte sich wegen seines Auftritts als Brabazon. Vielleicht hatte der tüchtige Herr Direktor ja mittlerweile den Zusammenhang zwischen Brabazons Inspektion der Hoteleinrichtungen und den beiden lädierten Russen am Fuß der Treppe hergestellt – in welchem Fall die Ermittlungen mit polizeilicher Nachhilfe gut bis zu einem gewissen BMW gediehen sein konnten, der am Bahnhof Grindelwald-Grund unter einer Buche stand.
    Sein drastischstes Schreckbild, geboren zum Teil aus Dimas launiger Improvisation auf der Herfahrt, sah so aus:
    Einer der Leibwächter – im Zweifel der Philosophenschädel – schafft es, die Treppe hinaufzukriechen und an die verschlossene Tür zu trommeln.
    Oder wahlweise war Ollies Ferndiagnose des Alarmsystems doch etwas zu spekulativ.
    So oder so bricht der Aufruhr los, und der Tumult dringt bis an das Ohr der besser informierten Gäste beim Arena-Apéro im Salon d’Honneur: Dimas Leibwächter sind niedergeschlagen worden, Dima selbst ist verschwunden.
    Jetzt werden alle Hebel zugleich in Bewegung gesetzt. Emilio Dell’Oro alarmiert die sieben sauberen Emissäre, die ihre Handys zücken und ihre Wory-Brüder alarmieren, die ihrerseits den Prinzen alarmieren.
    Emilio alarmiert seine einflussreichen Schweizer Bankiersfreunde, diese wiederum alarmieren ihre Freunde in gehobenen Positionen in der Schweizer Beamtenschaft, Polizeiund Sicherheitsdienste inbegriffen, deren nobelste Pflicht es ist, die Integrität der hochheiligen Schweizer Bankiers zu beschützen und jeden zu verhaften, der an ihr zweifelt.
    Emilio Dell’Oro alarmiert weiterhin Aubrey Longrigg, Bunny Popham und de Salis, die ihrerseits diverse Alarmglocken läuten, siehe unten.
    Der Kreml, angestiftet durch den Prinzen, weist den russischen Botschafter in Bern an, die Auslieferung der Leibwächter durchzusetzen, bevor sie sich verplappern können, und, wichtiger noch, Dima aufzuspüren und ihn umgehend ins Land seiner Herkunft zurückzuschaffen.
    Die Schweizer Behörden, die Dima dem reichen Finanzier bereitwilligst Obdach gewährt haben, blasen zur landesweiten Fahndung nach Dima dem flüchtigen Verbrecher.
    Doch selbst diese düstere Geschichte hakt irgendwo, und sosehr Luke sich auch das Hirn zermartert, sie will einfach nicht aufgehen. Aufgrund welcher Zufälle, welchen Verdachts, welcher harter Fakten sind die beiden Leibwächter nach der zweiten Überschreibung im Bellevue Palace Hotel aufgetaucht? Wer hat sie geschickt? Mit welchem Auftrag? Und warum?
    Oder anders gefragt: Konnten der Prinz und seine Brüder zur Zeit der zweiten Überschreibung bereits wissen, dass Dima vorhat, seinen unumstößlichen Wory-Eid zu brechen und zum größten Dreckschwein aller Zeiten zu werden?
    Aber wenn Luke es wagt, diese Sorgen – wenngleich in abgeschwächter Form – Dima anzudeuten, werden sie achtlos beiseitegefegt. Hector selbst zeigt sich nicht viel empfänglicher:
    »Wenn wir so anfangen, können wir uns

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