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Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
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erhalten haben. Und nun kommt, als Retter in der Not, Arena auf dem weißen Ross angesprengt und erbietet sich, ihnen zig Milliarden in die kleinen schwitzigen Hände zu drücken. Wen kümmert es da einen Scheißdreck, wo die Piepen herkommen? [Ist das eine Frage? Wenn ja, weiß Luke keine Antwort darauf.]
    H: [jäh aufbrausend]: Es gibt keine unbilligen Behinderungsversuche, verflucht noch mal! Niemand hat auch nur damit begonnen , irgendwelche Hindernisse aufzubauen! Bis gestern Abend hat der Antrag in irgendeiner Schublade vor sich hin gegammelt. Es gab noch keine Sitzung, es gab noch keine Beratung, die haben nicht mal mit ihren behördlichen Nachforschungen begonnen. Aber trotz alledem rühren die Bonzen in Surrey die Kriegstrommel, und den Finanzredakteuren steckt man, dass der Antrag von Arena nur ja nicht abgewiesen werden darf, weil sonst die Londoner Börse auf einen armseligen vierten Platz hinter der Wall Street, Frankfurt und Hongkong abrutscht. Und wer hat’s versiebt? Der Geheimdienst, den ein gewisser Hector Meredith hinters Licht geführt hat!
    Ein neuerliches Schweigen folgte – ein so langes, dass Luke Hector schließlich fragte, ob er noch da sei, was ihm ein bissiges »Wo soll ich denn sonst sein, verdammt?« eintrug.
    »Gut, wenigstens ist Billy Boy mit an Bord«, tröstete Luke ihn etwas halbherzig.
    »Erist wie verwandelt, Gott sei Dank«, sagte Hector voll Inbrunst. »Ich weiß nicht, was ohne ihn aus mir würde.«
    Luke wusste es auch nicht.
    * * *
    Billy Boy Matlock nun plötzlich Hectors Verbündeter? Vom Saulus zum Paulus mutiert? Der neu entdeckte Waffenbruder? Wie verwandelt? Billy?
    Oder versuchte er sich ganz nebenher ein bisschen abzusichern? Nicht dass Billy Boy ein schlechter Mensch war, schlecht im Sinne von böse , schlecht wie Aubrey Longrigg, so hatte Luke ihn nie eingeschätzt – kein abgefeimtes Superhirn, kein Doppel- und Dreifachagent, der gegnerische Blöcke gegeneinander ausspielte. Das passte nicht zu Billy. Er war zu direkt dafür.
    Wann genau war es also zu dieser Hundertachtziggradwendung gekommen, und warum?, grübelte Luke. Oder hatte sich Billy Boy mittlerweile anderweitig Rückendeckung verschafft und zog nun Hector an seine breite Brust, damit der die bestgehüteten Geheimnisse aus seinem Schatzkästchen mit ihm teilte?
    Mit was für Gefühlen mochte Billy nach seiner erniedrigenden Schlappe neulich von dem sicheren Haus in Bloomsbury weggegangen sein? Liebe zu Hector? Oder eher Besorgnis um seinen eigenen Platz in der zukünftigen Ordnung der Dinge?
    Welche Eminenz der Finanzszene hatte Billy Boy, der alte Knauser, in den Tagen schmerzhafter innerer Einkehr, die diesem Sonntagnachmittag gefolgt waren, wohl zum Lunch eingeladen und zur Geheimhaltung verpflichtet – in der Gewissheit, dass nach der Definition besagter Eminenz ein Geheimnis etwas war, was man immer nur einem auf einmal weitersagte? Und dass er damit einen Freund gewann, sollte es für ihn demnächst eng werden?
    Undbei den vielen kleinen Wellen, die dieses eine Steinchen, das er so in die trüben Fluten der City geworfen hatte, ringsum aussandte, wer konnte wissen, welche davon an das wunderscharfe Ohr des angesehenen Branchenkenners und aufstrebenden Parlamentariers Aubrey Longrigg geschlagen war?
    Oder an Bunny Pophams Ohr?
    Oder an das von Giles de Salis, dem großen Dompteur des Medienzirkus?
    Und an das der vielen anderen hellhörigen Longriggs, Pophams und de Salises, die auf das Arena-Karussell aufzuspringen hofften, sowie es sich zu drehen begann?
    Aber noch drehte das Karussell sich ja nicht, sagte Hector. Wozu also aufspringen?
    Luke sehnte sich danach, sich mit jemandem besprechen zu können, aber wie üblich gab es niemanden. Perry und Gail gehörten nicht zum inneren Kreis. Yvonne war nicht auf Sendung. Und Ollie – nun, Ollie war der Künstler der Hintertür, aber nicht unbedingt ein Einstein, wenn es um die feinen Verästelungen hochkarätiger Intrigen ging.
    * * *
    Während sich Gail und Perry abwechselnd als Ersatzeltern, Pfadfinderführer, Monopolypartner und Reiseleiter betätigten, trugen Ollie und Luke penibel die Warnzeichen zusammen und taten sie dann entweder ab oder fügten sie Lukes lang und länger werdender Bedenkenliste hinzu.
    Im Lauf eines einzigen Vormittags hatte Ollie dasselbe Paar zweimal auf der Nordseite am Haus vorbeigehen sehen und danach noch zweimal auf der Südwestseite. Einmal hatte die Frau einen Lodenmantel und ein gelbes Tuch um den Kopf getragen,

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