Verr�ter wie wir
besagtem Longrigg erlitten haben – also Billy für all das, was er während ihrer Duelle im vierten Stock von ihm einstecken musste, und ich dafür, dass der Wichser versucht hat, unsere Firma in den Bankrott zu treiben und sie danach für einen trockenen Furz aufzukaufen. Der Kabinettssekretär würde es als erwiesen ansehen, dass unsere persönliche Verwicklung in die Sache unser Urteilsvermögen trübt. Hören Sie noch zu?«
Lukehört zu. Und um noch besser hören zu können, setzt er sich auf die Bettkante, den Kopf in die Hände gestützt, den Recorder neben sich auf der Daunendecke.
»Als Nächstes werde ich, als der Hauptverschwörer in diesem Komplott gegen Aubrey, aufgefordert, meine Position darzulegen.«
»Tom?«
»Dick?«
»Was zum Teufel hat ein Komplott gegen Aubrey – selbst wenn Sie beide wirklich darauf aus wären, ihn abzusägen – damit zu tun, dass unser Mann und seine Familie nach London kommen?«
»Gute Frage. Ich werde sie Ihnen im selben Geist beantworten.«
So viel Wut hat Luke noch nie aus Hectors Stimme gehört.
»Angeblich will der Geheimdienst einen Kronzeugen lancieren, dessen Aussage die Gründung einer Arena-Bank vereiteln soll. Muss ich groß eingehen auf das, was der Vize so schön als das Brisante daran bezeichnet hat? Eine russische Bank in schimmernder Rüstung. Milliarden von Dollar gleich auf den Tisch und noch viele mehr in der Hinterhand. Die nicht nur in den klammen Geldmarkt gepumpt, sondern auch in einige der großen Dinosaurier der britischen Industrie investiert werden sollen. Und just in dem Augenblick, wo die Bemühungen unserer edlen Retter Früchte zu tragen beginnen, kommen wir Wichser vom Geheimdienst daher und versauen alles, indem wir irgendwelche moralinsaure Kacke über unlautere Erträgnisse von uns geben.«
»Sie wurden aufgefordert, Ihre Position darzulegen, sagten Sie?«, hört Luke sich nachhaken.
»Hab ich dann auch. Mit Schmackes, wenn ich das so sagen darf. Hab ihm volle Pulle Bescheid gestoßen. Und wenn nicht ich, dann Billy. Und nach und nach – man glaubtes kaum – stellte der Vize die Lauscher auf. Keine leichte Rolle, die er da spielen musste, während sein Boss den Kopf in den Sand steckt, aber letzten Endes hat er sich wacker geschlagen. Hat alle rausgeschickt außer uns beiden und uns noch mal von vorn angehört.«
»Sie und Billy?«
»Der jetzt ganz entschieden mit im Zelt war und rausgepisst hat, dass es platschte. Vom Saulus zum Paulus, besser spät als nie.«
Da hat Luke seine Zweifel, behält sie aber edelmütig für sich.
»Wo stehen wir damit also?«, fragt er.
»Wieder am Ausgangspunkt. Offiziell-inoffiziell, Billy mit an Bord, und für das Charterflugzeug stehe ich grade. Haben Sie einen Stift parat?«
»Nein, ich …«
»Dann passen Sie gut auf. Das ist die Route ab jetzt, Rückzug gibt’s keinen.«
* * *
Er passt einmal auf, zweimal. Macht sich dann klar, dass er nur auf den Mut wartet, Eloise anzurufen, also ruft er an. Sieht aus, als könnte ich ziemlich bald wieder daheim sein, vielleicht sogar schon morgen am späten Abend, sagt er. Eloise sagt, Luke muss tun, was er für richtig hält. Luke fragt nach Ben. Eloise sagt, Ben geht’s gut, danke. Luke merkt, dass er Nasenbluten hat, und legt sich aufs Bett, bis es Zeit fürs Abendessen und für einen kleinen Plausch mit Perry ist, der im Wintergarten mit Alexej und Viktor Bergsteigerknoten übt.
»Hätten Sie kurz Zeit?«
Luke führt Perry in die Küche, wo Ollie mit einer störrischen Fritteuse kämpft, die sich weigert, die gewünschte Temperatur für die Pommes zu erreichen.
»Dürftenwir ein paar Minuten allein sein, Harry?«
»Kein Thema, Dick.«
»Endlich gute Nachrichten, Gott sei Dank«, begann Luke, als Ollie abgezogen war. »Morgen Abend ab dreiundzwanzig Uhr Greenwich-Zeit steht in Belp ein kleines Flugzeug bereit, Belp nach Northolt, freigegeben für Start und Landung, freier Zu- und Abgang hier wie dort. Gott allein weiß, wie Hector das bewerkstelligt hat, aber er hat. Wenn es dunkel wird, fahren wir Dima mit dem Jeep rüber nach Grund und von da direkt weiter nach Belp. Sobald er in Northolt landet, wird er in ein sicheres Haus gebracht, und wenn er liefert wie versprochen, lassen sie ihn offiziell einreisen, und der Rest der Familie kann nachkommen.«
» Wenn er liefert?«, wiederholte Perry und legte skeptisch den Kopf schief, auf eine Weise, die Luke enorm gegen den Strich ging.
»Na, liefern wird er ja, oder? Davon gehen wir aus.
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