Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
Vom Netzwerk:
rümpft die Nase zum Zeichen, dass der üble Nachgeschmack noch anhält.
    * * *
    Mark saß noch kaum neben ihr auf der Bank, begann Gail, da schwadronierte er auch schon los. Was für ein hochwichtiger Millionär sein russischer Freund Dima doch sei. Und dass Three Chimneys nur einer seiner vielen Landsitze sei. Auf Madeira habe er auch einen, und noch einen in Sotschi am Schwarzen Meer.
    »Plus ein Haus in der Nähe von Bern«, fuhr sie fort, »wo sich seine Geschäftszentrale befindet. Aber er ist ständig auf Achse. Einen Teil des Jahres verbringt er in Paris, einen Teil in Rom, einen Teil in Moskau. Sagt Mark« – sie sah zu, wie Yvonne sich wieder etwas notierte. »Aber zu Hause sind sie in der Schweiz, jedenfalls die Kinder, und zur Schule gehen sie in so einer Art Millionärsinternat in den Bergen. Er spricht von der Firma ; Mark nimmt an, dass sie ihm gehört. Es gibt eine Firma mit Sitz in Zypern. Und Banken. Gleich mehrere sogar. Die sind der ganz große Renner. Deswegen ist er ja auch hier auf der Insel. In Antigua gibt es derzeit vier russische Banken, nach Marks Zählung, außerdem noch eine ukrainische. Sie bestehen aus nichts außer Messingschildern in Einkaufspassagen und einem Telefon auf dem Schreibtisch von irgendeinem Anwalt. Eins von diesen Messingschildern ist Dima. Den Kaufpreis für Three Chimneys hat er übrigens in bar hingelegt. Wobei er das Geld nicht in Koffern anschleppte, sondernbezeichnenderweise in Waschkörben, die ihm das Hotel geliehen hat, behauptet Mark. Und zwar Zwanzigdollarscheine, keine Fünfziger. Fünfziger sind zu heiß. Der Preis war für das Haus, eine stillgelegte Zuckermühle und die Halbinsel, auf der sie stehen.«
    »Hat Mark einen Betrag genannt?« – Luke jetzt wieder.
    »Sechs Millionen US -Dollar. Und das Tennis war auch nicht zum reinen Vergnügen. Oder jedenfalls anfangs nicht«, berichtete sie weiter, selbst ganz überrascht, wie viel von dem Monolog des grässlichen Mark sie behalten hatte. »Tennis gilt in Russland als das große Statussymbol. Wenn ein Russe Ihnen erzählt, dass er Tennis spielt, heißt das in anderen Worten, er ist ein Krösus. Dank Marks begnadetem Unterricht kam Dima nach Moskau zurück und gewann ein Turnier, und allen blieb der Mund offen stehen. Aber das darf Mark keinem verraten, weil Dima sich damit brüstet, es ganz allein geschafft zu haben. Nur bei mir hatte Mark das Gefühl, eine Ausnahme machen zu können, weil er mir so rückhaltlos vertraut. Und wenn ich mal Lust hätte, bei ihm im Laden vorbeizuschauen, dann gäbe es da ein kuschliges kleines Zimmer im Obergeschoss, in dem wir unsere Unterhaltung fortsetzen könnten.«
    Luke und Yvonne reagierten mit mitfühlendem Lächeln. Perry verzog keine Miene.
    »Und Tamara?«, fragte Luke.
    »Die unkomische Heilige, nannte er sie. Verrückt wie ein Hutmacher, nach dem, was die Inselbewohner sagen. Schwimmt nicht, geht nicht runter zum Strand, spielt nicht Tennis, spricht nicht mit ihren eigenen Kindern, es sei denn über Gott, behandelt Natascha wie Luft, und die einzige Einheimische, mit der sie ein Wort wechselt, ist Elspeth, Ambrose’ Frau. Ambrose kümmert sich um die Hotelgäste. Elspeth arbeitet in einem Reisebüro, aber für die Dimas lässt sie alles stehen und liegen und hilft aus. Angeblich hatte sich eins von den Dienstmädchen vor einerWeile für einen Tanzabend irgendein Schmuckstück von Tamara ausgeborgt. Tamara hat sie erwischt, bevor sie es zurücklegen konnte, und sie so fest in die Hand gebissen, dass sie mit zwölf Stichen genäht werden musste. Mark meinte, er an ihrer Stelle hätte sich auch gleich gegen Tollwut impfen lassen.«
    »Dann erzählen Sie uns jetzt ein bisschen von den kleinen Mädchen, die sich zu Ihnen gesetzt haben, wenn Sie so nett wären, Gail«, schlug Luke vor.
    * * *
    Yvonne spielte die leitende Staatsanwältin, Luke gab ihren Adlatus, und Gail im Zeugenstand versuchte, nicht aus der Haut zu fahren – eine Sünde, für die sie ihren eigenen Zeugen für gewöhnlich die Exkommunikation androhte.
    »Saßen die Mädchen denn schon oben, Gail, oder kamen sie die Treppe hochgehüpft, sobald sie die hübsche Dame so ganz allein dort sitzen sahen?«, wollte Yvonne wissen und legte sich den Bleistift an den Mund, während sie ihre Aufzeichnungen studierte.
    »Sie kamen die Treppe hoch und haben sich links und rechts neben mich gesetzt. Und sie sind nicht hochge hüpft , sie sind hochge gangen .«
    »Lächelnd? Kichernd? Übermütig?«
    »Kein

Weitere Kostenlose Bücher