Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
Vom Netzwerk:
lehnt er sich mit kapitulierender Geste zurück, ein eselsohriges Dreieck in der Hand.
    »Vielleicht tut die’s ja?«, sagt er und streckt dem Polizisten eine zweite Vignette hin, nicht lilafarben diesmal, sondern gelb, und ohne das aufgedruckte G.
    »Nächstes Mal sorgen Sie bitte dafür, dass beide Vignetten gut sichtbar an der Windschutzscheibe angebracht sind«, sagt der Polizist.
    Die Taschenlampe erlischt. Sie fahren wieder.
    * * *
    Für Perrys ungeübtes Auge schien der BMW friedlich da zu stehen, wo Luke ihn abgestellt hatte – keine Parkkrallen, keine unter die Scheibenwischer geklemmten Schmähschriften, einfach nur eine geparkte Limousine –, und was immer Luke suchte, als er und Ollie den Wagen vorsichtig umrundeten und Perry und Dima wie befohlen auf dem Rücksitz des Jeeps warteten, sie fanden es offenbar nicht, denn nun öffnete Ollie schon die Fahrertür, und Luke winkte sie eilig herüber, und im BMW saßen sie wieder in der gleichen Formation: Ollie am Steuer, Luke auf dem Beifahrersitz, Perry und Dima hinten. Von Dima war währenddes Halts und der Kontrolle kein Laut gekommen, keine Regung. Er hat in seinen Häftlingsmodus geschaltet, dachte Perry. Wir schaffen ihn von einem Gefängnis ins nächste, und die Einzelheiten sind nicht seine Sache.
    Er linste in die Seitenspiegel, ob verdächtige Lichter ihnen folgten, sah aber nichts. Vereinzelt schien ein Auto ihnen nachzufahren, doch sobald Ollie vom Gas ging, überholte es. Er warf einen Blick zu Dima hinüber. Der döste. Sein kahler Schädel war noch immer unter der schwarzen Wollmütze versteckt. Darauf hatte Luke bestanden, Nadelstreifenanzug hin oder her. Ab und zu kippte Dimas Kopf leicht zu Perry herüber, dann kitzelte die ölige Wolle ihn an der Nase.
    Sie hatten die Autobahn erreicht. Im Schein der Natriumdampflampen wurde Dimas Gesicht zur flackernden Totenmaske. Perry sah auf die Uhr, weniger um die exakte Zeit zu ermitteln als aus einem Bedürfnis nach Struktur, Orientierung. Ein blaues Schild kündigte den Belper Flughafen an. Drei Streifen – zwei noch – und hier war die Ausfahrt.
    * * *
    Der Flughafen war dunkler, als irgendein Flugplatz von Rechts wegen sein durfte. Das war das Erste, was Perry an ihm verwunderte. Gut, es war schon nach Mitternacht, aber man hätte deutlich mehr Lichter erwartet, selbst bei einer so kleinen Klitsche wie Belp, die die internationalen Weihen nicht so recht erlangen wollte.
    Und es gab keine Formalitäten, wenn man nicht gerade den vertraulichen Wortwechsel mitrechnete, den Luke mit einem müden, graugesichtigen Mann im blauen Overall führte, der die einzige offizielle Präsenz weit und breit zu sein schien. Jetzt hielt Luke dem Mann irgendein Dokument hin – entschieden zu klein für einen Pass, also musste eseine Karte sein, ein Führerschein, vielleicht auch ein kleiner, gutgefüllter Umschlag?
    Was immer es war, der Graugesichtige im blauen Overall musste es in besserem Licht studieren, denn er wandte sich ab und beugte sich im Strahl des Deckenlämpchens darüber, und als er sich Luke wieder zudrehte, war das Ding nicht mehr in seiner Hand, also hatte er es entweder behalten, oder er hatte es Luke wieder zugesteckt, ohne dass Perry es sehen konnte.
    Und nach dem Graugesichtigen – der ohne ein Wort in irgendeiner Sprache verschwunden war – kamen ein paar gegeneinander verschobene graue Sichtschirme, aber niemand, der ihnen zusah, wie sie dazwischen hindurchgingen. Und nach den Sichtschirmen ein stehendes Gepäckkarussell und eine schwere Automatiktür, die aufglitt, ehe sie sie noch erreicht hatten – sind wir schon durch? unmöglich! –, dann eine leere Abflughalle, von der vier Glastüren direkt aufs Rollfeld hinausführten, und nach wie vor keine Menschenseele, die ihr Gepäck oder sie selbst filzte, sie Schuhe und Jacketts ausziehen hieß, sie finster durch Panzerglasscheiben fixierte, fingerschnippend nach ihren Pässen verlangte oder sie mit gezielt entnervenden Fragen über Dauer und Grund ihres Aufenthaltes löcherte.
    Und wenn so viel privilegierte Nichtbeachtung, wie sie ihnen hier zuteil wurde, tatsächlich das Ergebnis von Hectors Privatinitiative war – wie Luke Perry ja angedeutet und Hector selbst praktisch bestätigt hatte –, dann konnte Perry nur sagen: Hut ab!
    Die vier Glastüren zum Rollfeld hinaus wirkten auf Perry alle gleichermaßen verschlossen, aber Luke, der verlässliche Partner am Seil, wusste es besser. Er marschierte geradewegs zu der Tür ganz rechts,

Weitere Kostenlose Bücher