Verr�ter wie wir
eine ganz üble Chatseite geben, auf der Sie sich rumtreiben, um die Firmen unserer verehrten Mandanten unter die Lupe zu nehmen. Ich bin entsetzt … aber wenn Sie vielleicht kurz was für mich nachsehen könnten?«
Dreißig Minuten später legte Ernie ihr einen zensierten Ausdruck despektierlicher Kommentare zum Thema Arena Multi Global Trading Conglomerate vor:
Überreißt irgendeine von euch Luschen wer diesen Sauhaufen managt? Die wechseln ihre MDs wie die Hemden. P. BROSNAN
Lest, goutiert & verinnerlicht die goldenen Worte des Maynard Keynes: Die Märkte können länger irrational bleiben als wir solvent. Selber Lusche. R. CROW
Was ist mit der verf***ten MG-Website? Die hängt. B. PITT
Website hängt aber Business brummt. Fett schwimmt oben. Rette seinen Arsch wer kann! M. MUNROE
Aber die haben mich echt neugierig gemacht. Gehen erst zur Sache als ob sie affenscharf auf mich sind, dann lassen sie mich aufgegeilt & hechelnd sitzen. P. B.
Hey Jungs, hört euch das an. Hier heißt es, MGTC hätte ein Büro in Toronto eröffnet. R. C.
Büro? Red kein Sch**ß. Verf***ter russischer Nachtclub ist das Mann. Poledance, Stolly und Borscht. M. M.
Hey Luschen, ich noch mal. Ist das Büro, das die in Toronto aufgemacht haben, dasselbe das sie in Äquatorial-Guinea geschlossenhaben? Wenn, dann alle Mann in Deckung. Jetzt! R. C.
Arena Multi f***ing Global hat genau null Einträge bei Google. NULL! Dieser Sch**ßladen ist ein dermaßener Dilettantenverein, ich krieg das Kotzen! P. B.
Glaubt ihr an ein Leben nach dem Tod? Fangt besser damit an. Ihr latscht nämlich auf die Fetteste Bananenschalski im ganzen Geldwaschbetrieb. Und das ist amtlich. M. M.
Die waren so was von heiß auf mich. Und jetzt das. P. B.
Lass die Finger davon. Lass sie so was von weg. R. C.
* * *
Sie ist auf Antigua, dort angespült von einem neuerlichen Schwall Rioja aus der Küche.
Sie lauscht dem Pianisten mit dem fliederfarbenen Schlips, der einem ältlichen amerikanischen Paar in Bermudashorts, das einsam auf der Tanzfläche seine Kreise dreht, Simon & Garfunkel vorgurrt.
Sie ignoriert die Blicke gutaussehender Kellner, die nichts Besseres zu tun haben, als sie in Gedanken auszuziehen. Sie hört, wie die siebzigjährige texanische Witwe mit den tausend Liftings Ambrose befiehlt, ihr einen Rotwein zu bringen, aber bloß keinen französischen!
Sie steht auf dem Tennisplatz und tauscht einen sittsamen ersten Händedruck mit einem kahlköpfigen Kampfstier, der sich Dima nennt. Sie sieht seine braunen Seehundaugen vor sich, das Nussknackerkinn, den steif hintübergelehnten Erich-von-Stroheim-Gang.
Sie sitzt in dem Souterrain in Bloomsbury, plötzlich nicht mehr Perrys Lebensgefährtin, sondern sein Übergepäck,Ballast auf seiner Reise. Sie ist in Klausur mit drei Menschen, die, dank unserem Dokument und all dem, was Perry seither noch so hervorgesprudelt haben mag, lauter Dinge wissen, die sie nicht weiß.
Nachts um halb eins, und sie hält die Stellung im Wohnzimmer ihrer begehrten Maisonettewohnung in Primrose Hill, allein, auf dem Schoß die Akte Samson gegen Samson, neben sich ein leeres Weinglas.
Mit einem Ruck steht sie auf – ups! – und klettert die Wendeltreppe zu ihrem Schlafzimmer hinauf, macht das Bett, folgt der Spur von Schmutzwäsche, die Perry über den Boden verstreut hat, ins Bad und stopft alles in den Wäschepuff. Fünf Tage hatten wir jetzt keinen Sex mehr. Steuern wir einen Rekord an?
Sie kehrt nach unten zurück, immer schön eine Stufe nach der anderen, die Hand am Geländer. Sie steht wieder am Fenster und starrt hinab auf die Straße, betet, dass ein schwarzes Taxi mit den Endziffern 7 und 3 ihr endlich ihren Mann heimbringt. Sie holpert in dem Minivan mit den getönten Scheiben durch die Nacht, Schenkel an Schenkel mit Perry; die Geburtstagsfeier in Three Chimneys ist zu Ende, und der milchgesichtige Kurzhaargorilla mit dem goldenen Kettenarmband fährt sie zurück ins Hotel.
»War schön, heut Abend, Gail?«
Achtung, Achtung, hier spricht Ihr Chauffeur. Bisher hat der Milchbubi durch nichts zu erkennen gegeben, dass er Englisch kann. Als Perry ihn auf dem Tennisplatz angegangen ist, schien er kein Wort zu verstehen. Woher also dieser Sinneswandel?, fragt sie sich, so wachsam wie nie zuvor in ihrem Leben.
» Phantastisch , danke«, bestätigt sie im Tonfall ihres Vaters, umso lebhafter, als Perry taub geworden zu sein scheint. »Einfach wunderbar . Das sind ja zwei dermaßene Pracht jungen.«
»Heiß
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