Verr�ter wie wir
Tamara. Gut kombiniert.«
»Tamaras Brief lag mit den Tickets im Umschlag, nehme ich an? Oder kam er gesondert?«
»Tamaras Brief war in einem eigenen Umschlag, der zugeklebt war und den ich inzwischen vernichtet habe«, sagte Perry mit gepresster Stimme. »Die beiden Karten für das Roland-Garros-Stadion waren in einem unverschlossenen Umschlag. Das ist der Umschlag, den Sie augenblicklich in der Hand halten. Den Umschlag von Tamaras Brief habe ich weggeworfen und den Brief in das Kuvert mit den Karten gesteckt.«
»Hervorragend. Darf ich ihn lesen?«
Er las ihn schon:
»Wir laden Sie ein bitte, dass Sie zu Ihrer Begleitung Gail mitbringen. Wir werden glücklich sein über ein Wiedersehen mit Ihnen.«
»Herrgott noch mal«, murrte Perry.
»Halten Sie sich bereit bitte um fünfzehn ( 15 ) Minuten vor Spielbeginn in Allée Marcel-Bernard auf Roland-Garros-Gelände. Es sind viele Geschäfte in dieser Allée. Bitte beachten Sie besonders den Stand mit Adidas-Ware. Es wird große Überraschung scheinen Sie zu sehen. Es wird Zufall und göttliche Fügung scheinen. Bitte besprechen Sie diesen Punkt mit Ihren britischen Beamten. Sie werden diese Situation verstehen.
Bitte folgen Sie auch Einladung in Spezialloge zu Vertreter von Arena-Firma. Es wird günstig sein, wenn ein Verantwortlicher der großbritannischen Geheimbehörde zu dieserZeit für sehr diskrete Besprechung in Paris sein kann. Bitte ermöglichen Sie dies.
In der Liebe Gottes,
Tamara.«
»Ist das alles?«
»Alles.«
»Und Sie sind angefressen. Geladen. Sauer, dass Sie Ihre Karten auf den Tisch legen mussten.«
»Um ehrlich zu sein, bin ich absolut stinkwütend«, gab Perry zu.
»Gut, bevor Sie völlig ausrasten, wie wär’s mit ein paar kleinen Zusatzinformationen von uns? Könnten die einzigen sein, die Sie kriegen.« Er lehnte sich weit über den Tisch, in seinen fanatischen grauen Augen glitzerte es. »Auf Dima kommen zwei alles entscheidende Unterzeichnungstermine zu, durch die er sein gesamtes hochraffiniertes Geldwäschesystem in jüngere Hände geben wird, sprich an den Prinzen und sein Gefolge. Die Summen dabei sind astronomisch. Der erste Termin ist in Paris, am Montag, dem 8 . Juni, einen Tag nach Ihrer Tennispartie. Der zweite und letzte Termin – der finale, könnte man sagen – findet zwei Tage später in Bern statt, am Mittwoch, dem 10 . Juni. Sobald Dima sein Lebenswerk überschrieben hat – mit der Unterzeichnung in Bern am 10 . Juni also –, ist er für dieselbe unfreundliche Behandlung fällig, die sein Freund Mischa erfahren musste. Umnieten, mit anderen Worten. Ich erwähne das am Rande, damit Sie ermessen können, welche Tragweite Dimas Planungen haben, in welch verzweifelter Lage er sich befindet und wie hoch der Einsatz ist, der hier – buchstäblich – auf dem Spiel steht. Bis zur Unterzeichnung ist er immun. Seinen Goldesel erschießt man nicht. Sobald er unterschrieben hat, ist er reif für den Schlachter.«
»Aberwarum fährt er dann für die Beerdigung nach Moskau?«, wandte Perry in abwesendem Ton ein.
»Richtig, Sie und ich täten das nicht«, stimmte Hector ihm zu. »Aber wir sind keine Wory, und Rache hat ihren Preis. Wie auch Überleben. Solange er nicht unterzeichnet hat, ist er unverwundbar. Können wir wieder zu Ihnen zurückkommen?«
»Wenn’s sein muss.«
»Muss es. Sie haben gerade eben gesagt, dass Sie absolut stinkwütend sind. Ehrlich gesagt haben Sie auch allen Grund, stinkwütend zu sein, und zwar auf sich selbst. Weil Sie sich nämlich aus einer Sicht, der des normalen menschlichen Miteinanders – wenn auch unter zugegebenermaßen schwierigen Umständen –, wie ein chauvinistisches Arschloch verhalten. Sie brauchen mich gar nicht so anzufunkeln. Schauen Sie sich den Schlamassel doch an, den Sie bis jetzt angerichtet haben. Gail ist nicht an Bord, obwohl sie es liebend gern wäre. Ich weiß ja nicht, in welchem Jahrhundert wir Ihrer Meinung nach leben, aber sie hat dasselbe Recht auf Entscheidungsfreiheit wie Sie. Hatten Sie wirklich ernsthaft vor, sie um eine Freikarte für das Herrenfinale beim French Open zu prellen? Gail? Ihre Partnerin im Leben wie auch beim Tennis?«
Perry, die Hand wieder vor dem Mund, schnaubte gequält.
»Gut so. Und jetzt zur anderen Sicht, der des abnormalen menschlichen Miteinanders. Meiner Sicht, Lukes Sicht. Dimas Sicht. Sie erkennen völlig korrekt, dass Sie und Gail versehentlich in ein üppig bestücktes Minenfeld geraten sind. Und wie jeder anständige
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