Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
Art.«
»Ich kann Ihnen nicht helfen, Mr McKee. Als ich aus dem Haus ausgezogen bin, habe ich nur ein paar Gegenstände mitgenommen, die eine besondere Bedeutung für mich hatten, und den Rest für seine Kinder dort gelassen, damit sie damit machen, was sie wollen.«
»Die Dinge habe ich mir bereits angesehen. In Gegenwart des Anwalts der Familie, falls ich das hinzufügen darf. Ich habe nichts gefunden, was ihn belastet hätte.«
»Na, sehen Sie!«
»Allerdings habe ich auch nichts gefunden, was ihn entlastet hätte«, fügte er hinzu. »Und Sie wissen ebenso gut wie ich, dass ein Mann, der so viele Eisen im Feuer hat wie Ihr verstorbener Gatte, mehrere Sätze Geschäftsbücher hat. Haben Sie diese Bücher, Ms Stewart?«
»Nein!« Was die Wahrheit war. Thomas hatte niemals etwas aufgeschrieben, weder Telefonnummern noch Adressen noch Einkaufs- oder Packlisten. Er hatte immer alles im Kopf gehabt. Verzweifelt fragte sie: »Glauben Sie, ich enthielte Ihnen irgendetwas vor? Wie nennt man so etwas?«
»Strafvereitelung.«
»Denken Sie, ich würde Strafvereitelung begehen?«
»Tun Sie das?«
»Nein.«
»Wären Sie bereit, einen Eid darauf zu schwören?«
»Ja.«
Nach einem Augenblick der Stille stieß er nochmals einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Dann werden Sie das
tun müssen, Ms Stewart. Ich hätte Ihnen einen Auftritt vor Gericht gerne erspart, aber Sie zwingen mich dazu, Sie in den Zeugenstand zu rufen.«
»Ich habe nichts zu verbergen.«
Warum beendete der Kerl nicht endlich das Gespräch? Die angespannte Stille zwischen ihnen war beinahe mit Händen greifbar. Aus irgendeinem Grund gab er ihr das Gefühl, als wäre vieles unausgesprochen geblieben, doch war im Grunde nicht alles gesagt? Endlich murmelte er »Gute Nacht« und legte auf.
Auch sie legte den Hörer wieder auf die Gabel. Dafür brauchte sie ihre gesamte Energie.
Sie versuchte aufzustehen. Und in diesem Augenblick spürte sie den ersten Krampf.
Pinkie saß mit einer Flasche Scotch in seinem Wohnzimmer und sah sich im Fernsehen einen alten Western an. Während sich John Wayne in den Sattel seines Pferdes schwang, klingelte das Telefon.
»Ja?«
»Pinkie?«, fragte sie mit schwacher Stimme, aber er erkannte sie sofort. Die Schale mit den Chips fiel um, als er abrupt die Füße vom Couchtisch zog.
»Kari, was ist los?« Er ersparte sich die Frage, ob mit ihr alles in Ordnung war. Irgendetwas war passiert. Er wollte nur noch wissen, was.
»Ich blute.« Ihre Stimme brach. »Ich glaube, ich verliere mein Baby.«
»Dein Baby?« , brüllte er und schickte eine Reihe wilder Flüche hinterher. »Bin schon unterwegs.«
Zwanzig Minuten später kam er in der Wohnung an.
Bonnie, die noch pinkfarbene Lockenwickler in den Haaren hatte, folgte ihm. Er hatte sie von zu Hause abgeholt.
Kari machte ihnen auf und lehnte sich mit vom Weinen roten Augen schwach gegen die Tür.
»Danke, dass ihr gekommen seid«, stellte sie unnötigerweise fest. »Ich habe schon mit meinem Arzt telefoniert. Er meint, ich sollte in die Klinik kommen, nur … um … uh … sicherzugehen.« Dann warf sie sich Bonnie an die Brust und brach in herzzerreißendes Schluchzen aus. »Ich habe mein Baby verloren. Thomas’ Baby. Es ist nicht mehr da. Oh Gott. Mein Baby, mein Baby.«
»Noch ein bisschen Suppe?«
Kari setzte ein müdes Lächeln auf. »Nein, danke, aber sie war wirklich lecker. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass schon einmal jemand extra Hühnersuppe für mich gekocht hat.«
Bonnie nahm das Tablett von Karis Schoß und tätschelte ihr die Hand. »Möchtest du noch irgendwas anderes? Eine Cola? Einen Saft? Schließlich hat der Arzt gesagt, dass du deinen Blutzuckerspiegel erhöhen musst.«
»Danke, im Moment möchte ich nichts. Ihr beide seid einfach wunderbar. Ich weiß nicht, was ich ohne euch gemacht hätte. Erst Thomas’ … Unfall. Dann der Skandal. Und jetzt das hier.« Sie brach ab und blickte auf die Satinbordüre ihrer Decke, die sie zwischen ihren Fingern knetete.
Sie hatte die Nacht im Krankenhaus verbracht, und
vor weniger als einer Stunde hatten ihre beiden Freunde sie dort abgeholt und heimgebracht. Sie führten sich wie zwei Glucken auf, richteten ein Bett für sie auf dem Sofa, brachten ihr etwas zu essen und zu trinken und sprachen mit leisen Stimmen auf sie ein. Das erinnerte sie an die Tage nach Thomas’ Beerdigung. Was wahrscheinlich durchaus passend war. Weil schließlich auch ihr Kind gestorben war.
Pinkie saß am
Weitere Kostenlose Bücher