Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
Dieses Mal schlug sein Versuch, amüsant zu sein, eindeutig fehl.
»Und da haben Sie rein zufällig Breckenridge als Urlaubsort gewählt?«
»Nein, das war kein Zufall.« Er blieb stehen. Sie standen einander mitten auf der Straße direkt gegenüber. Sie war menschenleer, doch es wäre auch egal gewesen, wenn noch andere Leute unterwegs gewesen wären, denn in diesem Augenblick gab es für sie nur sie zwei.
»Pinkie hat mir erzählt, dass Sie hier sind, und ich habe sofort in meinem Büro angerufen und gesagt, ich nähme diese Woche frei. Ich bin einzig mit dem Ziel hierhergekommen, Sie zu finden. Heute Nachmittag, gleich nachdem ich angekommen war, habe ich das Haus gesucht, in dem Sie wohnen. Ich bin mehrmals daran vorbeigefahren und habe Sie gesehen, als Sie herausgekommen sind. Ich hatte nicht die Absicht, mich heute schon bei Ihnen zu melden, aber dann habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin Ihnen in das Restaurant gefolgt.«
Er trat einen Schritt näher und fuhr leise fort: »Ich weiß, der Tod Ihres Mannes liegt jetzt ein Jahr zurück. Nach allem, was ich darüber gelesen habe, ist das die letzte Hürde. Jetzt sollten Sie bereit sein für einen Neuanfang.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und fügte eindringlich hinzu: »Ich wollte Sie sehen, mit Ihnen reden, Zeit mit Ihnen verbringen.«
»Warum, Hunter?«
Er sah sie durchdringend an. »Du weißt, warum.«
Auch sie blickte ihn reglos an, während sie ihm eine
möglichst ehrliche Antwort gab. »Irgendetwas ist da zwischen uns. Ich habe keine Ahnung, was. Erst dachte ich, es wäre Hass, zumindest von meiner Seite aus, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Jedes Mal, wenn ich Sie gesehen habe, hat mich das völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Ich habe mich in Ihrer Gegenwart immer unbehaglich gefühlt bis …« Sie brach ab und blickte auf den Boden.
»Bis wann?«
»Bis heute Abend.« Sie hielt ihren Kopf auch weiterhin gesenkt und sprach in den Kragen ihrer Jacke, bis er sanft ihr Kinn mit seinem Zeigefinger anhob und sie zwang, ihn wieder anzusehen.
»Dann glaubst du also nicht, dass es dir etwas ausmacht, wenn ich ein paar Tage bleibe?«
»Ich weiß nicht«, erklärte sie ernst. »Erwarten Sie lieber nicht zu viel. Erwarten Sie am besten gar nichts. Meine Gefühle für Sie waren immer ambivalent. Und das sind sie noch immer.«
Sein Grinsen drückte eine gewisse Wehmut aus. »Wenigstens bist du völlig ehrlich.« Er drückte ihre Hände und wollte von ihr wissen: »Sag mir bitte eins. Als ich heute Abend auf dich zugekommen bin, was hast du da gedacht?«
Sie hatte einen dicken Kloß im Hals und sah ihn einen Moment lang reglos an. »Ich habe mich gefreut.«
Sie hätte eine Reaktion erwartet, aber er enttäuschte sie. Sein Gesicht verriet nicht im Geringsten, was er dachte. Sie hätte erwartet, dass er lächeln, sie umarmen und kurz auf die Wange küssen würde oder vielleicht sogar leidenschaftlich auf den Mund.
Doch alles, was er sagte, war: »Du zitterst ja.«
»Mir ist kalt.«
»Hier.« Er nahm ihr die Jacke von den Schultern und half ihr hinein.
»Danke«, sagte sie höflich und wollte sich gerade abwenden, als er sie mit einem »Warte« wieder vor sich zog, ein wenig in die Knie ging, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein, und nach den beiden Seiten ihrer Jacke griff. Im Dunkeln war es etwas schwierig, aber am Ende hatte er die beiden Hälften ihres Reißverschlusses eingehakt und zog ihn, während er langsam seine Beine wieder durchdrückte, bis über ihre Brust. Was eine durch und durch sinnliche Geste war.
Irgendwie gelang es ihm, ihr näherzukommen, ohne dass er einen Schritt nach vorne tat. Er beugte sich einfach weiter vor, bis kaum genügend Raum zwischen ihren Körpern war, um noch an dem Reißverschluss zu ziehen. Seine Hände glitten an ihrer Taille vorbei, über ihren Bauch, und als er sie über ihre Brüste schob, breitete sich dort ein Gefühl der Hitze aus. Sie überlegte, was sie wohl täte, wenn er die Hände unter ihre Jacke schieben und ihre Brust umfassen würde.
Sie wusste, was sie täte. Sie würde sich ihm entgegenrecken, weil der Wunsch, von ihm liebkost zu werden, beinahe schmerzlich war.
Er aber zog den Reißverschluss bis fast unter ihr Kinn und erklärte ihr in ruhigem Ton: »So. Jetzt solltest du dich besser fühlen.«
Sie hatte keine Ahnung, ob dem tatsächlich so war. Sie hatte das Gefühl, als stünde ihr gesamter Körper unter Strom. Nie zuvor in ihrem Leben war sie derart
verwirrt und
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