Verruchte Lady
Beine über ihre Schenkel legte und ihr trotziges Gesicht zwischen beide Hände nahm.
»Beruhige dich, Phoebe«, sagte er sanft. »Dies ist kein aufregendes Abenteuer. Dies ist eine äußerst gefährliche Situation. Und du wirst mir gehorchen.«
»Warum sollte ich dir gehorchen?«
»Weil ich dein Ehemann bin. Und weil ich viel mehr Erfahrung mit solchen Dingen habe als du.«
Sie sah ihm trotzig in die Augen und versuchte, herauszufinden, wie ernst er es meinte. Er schwieg und betete, daß sie ihm dieses eine Mal folgen würde.
Der Kampf dauerte nur einen Augenblick, und dann war es vorbei. Als Phoebe sich entspannte, wußte Gabriel, daß er gewonnen hatte. Zumindest vorläufig. Seine Erleichterung war unbeschreiblich.
»Es gibt Augenblicke, in denen ich es wirklich lästig finde, verheiratet zu sein«, sagte Phoebe.
»Ich weiß«, flüsterte Gabriel.
Er wußte, sie war nicht gerade glücklich über ihre Unterwerfung. Im Licht des Mondes, das durch das Fenster fiel, sah er den Widerwillen in ihrem Blick.
Plötzlich dachte er daran, wie er ihr Gesicht zum ersten Mal gesehen hatte. Damals, in der Nacht auf der einsamen Landstraße in Sussex, hatte er ihren Schleier angehoben und einen Blick auf ihr entsetztes, trotziges Gesicht geworfen, und er hatte gewußt, daß er sie wollte. Irgend etwas in seinem Inneren hatte gewußt, daß er vor nichts zurückschrecken würde, um sie zu bekommen.
Audeo. Ich wage.
Und jetzt gehörte sie ihm. Aber sie war so verletzlich und so impulsiv. Er mußte sie schützen, weil er nicht darauf vertrauen konnte, daß sie sich selbst schützen würde.
»Mein Gott, Phoebe«, flüsterte er. »Du weißt gar nicht, was du aus mir machst. Ich verstehe es selbst nicht. Aber ich weiß, daß du mir gehörst und daß ich alles Erforderliche tun werde, um dich zu beschützen.«
Er preßte einen leidenschaftlichen Kuß auf ihre Lippen in dem Verlangen, nicht nur ihren süßen Körper, sondern ihre Seele zu finden. Einen Augenblick später seufzte Phoebe leise auf und schlang ihre Arme um seinen Hals.
»Was zum Teufel geht hier vor sich?« Anthony griff nach der Rotweinflasche, die auf dem Tisch stand, und schenkte sich ein Glas ein. Er warf Gabriel einen finsteren Blick zu und ließ sich ihm gegenüber in einen Sessel fallen.
»Sprechen Sie etwas leiser.« Gabriel blickte sich vielsagend im
Salon des Clubs um. Es war noch früh am Nachmittag, und es waren erst wenige Mitglieder anwesend, aber ein, zwei der Männer standen nah genug, um einer lauten Unterhaltung folgen zu können. »Ich habe nicht unbedingt den Wunsch, meine Angelegenheiten laut hinauszuposaunen.«
Anthony kam der Aufforderung widerwillig nach. »Also gut«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Erzählen Sie mir, worum es geht. Warum haben Sie mich so eilig hierherbestellt?«
»Irgend jemand versucht, Phoebe etwas anzutun oder aber zumindest, ihr einen gehörigen Schrecken einzujagen.« Vielleicht sogar, sie umzubringen. Gabriel brachte es jedoch nicht über sich, diese Worte laut auszusprechen.
»Großer Gott.« Anthony starrte ihn wie vom Donner gerührt an. »Sind Sie sich da sicher?«
»So sicher man sich nur sein kann.«
»Wer ist dieser Schuft? Ich werde ihn umbringen.«
»Ich fürchte, da müssen Sie warten, bis Sie an der Reihe sind. Dieses Vergnügen steht zunächst einmal mir zu. Ich glaube, die Person, die direkt hinter den Attacken steckt, ist eine Frau namens Alice. Sie ist entweder verrückt oder eine Kriminelle mit einem gewissen schauspielerischen Talent. Zumindest ist es ihr gelungen, sich Phoebe gegenüber als Hausmädchen auszugeben. Ich habe den starken Verdacht, daß Neil Baxter mit der Sache zu tun hat.« Dann berichtete er Anthony kurz, was geschehen war.
Anthony hörte ihm schweigend zu. Als Gabriel geendet hatte, konnte er sich nur mühsam beherrschen, um seinem Zorn nicht lautstark Luft zu machen. »Verdammt, Mann, es hieß, Baxter sei tot. Das haben Sie uns versichert.«
»Glauben Sie mir, ich bin bestimmt noch enttäuschter als Sie, daß er es nicht ist.«
»Was zum Teufel wollen Sie jetzt machen?«
»Ich werde ihn mir noch einmal vom Hals schaffen«, sagte Gabriel. »Aber dieses Mal werde ich dafür sorgen, daß er mir in Zukunft nicht noch einmal über den Weg läuft.«
Anthony kniff die Augen zusammen. »Ist er wirklich ein Mörder?«
»Ein paar Überlebende von meinem Schiff haben mir berichtet, daß es ihm sogar Spaß zu machen schien, den anderen Männern die Hälse
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