Verruchte Lady
ihrem Tee. »Wenn ihr die Wahrheit wissen wollt, werte ich das eigentlich als positives Zeichen. Ich denke, daß er sich solche Sorgen macht, weil er mich liebt. Nicht, daß er das jemals zugeben würde, aber...«
Meredith sah Lydia an und wandte sich dann wieder an Phoebe. »Vielleicht erzählst du uns erst mal alles von Anfang an.«
»Ja, das wäre vielleicht das beste«, stimmte Phoebe zu und berichtete den beiden anderen eilig, was bisher geschehen war. »Es ist so - wir wissen nicht genau, wer diese Alice ist. Und genauso wenig wissen wir, woher sie die Verwünschung am Ende von Die Lady im Turm kennt. Gabriel nimmt an, daß Neil Baxter irgend etwas mit der Sache zu tun hat.«
»Gütiger Himmel«, entfuhr es Lydia. »Werden wir vor diesem furchtbaren Menschen denn niemals unsere Ruhe haben?«
Phoebe spitzte die Lippen. »Ich bin mir wirklich nicht sicher, daß Neil in diese ganze Angelegenheit verwickelt ist. Meiner Meinung nach ist es durchaus möglich, daß Wylde einfach irgendwelche voreiligen Schlüsse zieht, weil er Neil nicht mag und weil er vielleicht sogar ein bißchen eifersüchtig auf ihn ist.«
»Ah, das würde sein Verhalten natürlich erklären«, murmelte Meredith.
»Das möchte ich meinen«, pflichtete Phoebe ihr fröhlich bei. »Aber wie dem auch sei, Tatsache ist nun mal, daß Wylde mir jeden Kontakt zu Neil verboten hat, so daß es mir nicht möglich ist, mit ihm zu sprechen, um seine Version zu hören.«
»Das ist auch gut so, wenn du mich fragst«, sagte Lydia.
»Nun, was sollen Meredith und ich tun? Sollen wir dich während der Dauer deiner Gefangenschaft unterhalten?«
»Also wirklich, Mutter.« Meredith runzelte die Stirn. »Sie ist wohl kaum eine Gefangene.«
»Doch, das bin ich«, sagte Phoebe.
»Jawohl, das ist sie«, bekräftigte Lydia.
Meredith sah die beiden böse an. »Wylde hat vollkommen recht, dich zu beschützen, bis er herausgefunden hat, was hinter der ganzen Sache steckt, Phoebe. Ich kann ihn durchaus verstehen.«
»Ich bin sicher, daß er es nur gut meint«, gab Phoebe zu. »Wylde meint es eigentlich immer gut. Es ist nur so, daß er die Dinge immer gleich übertreibt. Aber ich nehme an, daß ich ihm diese schlechte Angewohnheit noch austreiben werde.«
»Das ist die richtige Einstellung.« Lydia schenkte ihr ein Lächeln voller mütterlicher Zustimmung. »Ich habe schon immer gewußt, daß du einmal eine clevere Ehefrau sein würdest, Phoebe.«
Meredith runzelte erneut die Stirn. »Du solltest nicht versuchen, die Angewohnheiten deines Mannes zu ändern, Phoebe. Du solltest dankbar sein, daß er in der Lage ist, dich so gut zu führen.«
»Ich schlage vor, daß wir das Thema wechseln«, unterbrach Phoebe sie entschlossen. »Nun, denn, ich habe euch beide aus einem bestimmten Grund hierher gebeten. Ich habe die Absicht, so schnell wie möglich aus diesem Gefängnis zu entkommen.«
Lydia zog fragend die Brauen hoch. »Und wie genau willst du das anstellen?«
Phoebe lächelte. »Mit eurer Hilfe natürlich.«
Meredith rang nach Luft. »Du kannst nicht im Ernst von Mama und mir erwarten, daß wir dir helfen, dich heimlich aus dem Haus zu schleichen. Phoebe, es wäre nicht richtig, deinen Ehemann derart zu hintergehen. Nicht, wenn er nur versucht,
dich zu beschützen. Wylde wäre außer sich, wenn wir dich hier herausschmuggeln würden.«
»Ich habe nicht die Absicht, Wylde derart zu hintergehen«, sagte Phoebe.
»Gut so.« Meredith seufzte erleichtert auf.
»Ich habe lediglich die Absicht«, fuhr Phoebe fort, »Wylde dabei zu helfen, das Rätsel zu lösen, das hinter diesen seltsamen Ereignissen steckt.«
»Oh, mein Gott«, murmelte Meredith.
Lydia sah Phoebe prüfend an. »Und wie willst du dieses Rätsel lösen?«
»Als erstes«, sagte Phoebe, während sie neuen Tee einschenkte, »müssen wir die Wahrheit über Neil herausfinden. Ich möchte mit Sicherheit wissen, ob er wirklich ein solcher Schuft ist oder ob er vielleicht nur das Opfer unglückseliger Mißverständnisse ist.«
»Und wie willst du das herausfinden?« Lydias Augen funkelten neugierig hinter den Gläsern ihrer Brille.
»Ich glaube, wir alle können unseren Teil dazu beitragen, Mama.« Phoebe lächelte. »Ich möchte, daß du deine Freundinnen, mit denen du Karten spielst, ganz dezent ausfragst. Sie haben doch immer jede Menge zu berichten. Mal sehen, ob sie etwas über Neil und über eine Frau namens Alice wissen.«
»Das«, rief Lydia aus, »ist keine schlechte Idee.«
»Ich nehme
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