Verruchte Lady
dutzendmal gestellt, und ich bin mir vollkommen sicher, daß ich ihr nie zuvor begegnet bin.«
»Sie hat nicht irgendwann einmal für deine Eltern gearbeitet?«
»Nein.«
»Aber irgendeine Verbindung muß es geben.«
»Gabriel?«
»Ja?« Er drehte sich nicht um. In seinen Gedanken wirbelten die verrücktesten Mutmaßungen und Möglichkeiten herum. Eine Verbindung. Es mußte eine Verbindung geben zwischen dem Buch, Alice und den Zwischenfällen.
»Ich weiß, daß deine Meinung über Neil bereits feststeht , aber...«
Gabriel erschauderte. Er wirbelte herum und näherte sich dem Bett. »Was, um Himmels willen, hat Baxter mit der ganzen Sache zu tun?«
»Nichts.« Phoebe richtete sich alarmiert auf, als er sich drohend über das Bett beugte. »Zumindest glaube ich nicht, daß er etwas damit zu tun hat. Nein, ich bin mir ganz sicher.«
»Aber?«
Phoebe schluckte. »Aber er sagte an dem Abend, als er mit mir getanzt hat, daß er Die Lady im Turm zurückhaben möchte. Er sagte, er sei der Meinung, das Buch sei sein rechtmäßiges Eigentum, und da es alles sei, was er jemals von mir haben würde, sei es das mindeste, daß ich es ihm zurückgebe.«
»Zur Hölle mit dem Kerl.«
»Gabriel, du darfst daraus keine voreiligen Schlüsse ziehen. Überleg nur einmal - der erste Zwischenfall ereignete sich auf unserer Burg, ehe wir überhaupt wußten, daß Neil noch am
Leben ist. Und es war Alice, die mich in die Katakomben geführt hat, nicht Neil.«
»Dann gibt es eben irgendeine Verbindung zwischen Alice und Baxter«, verkündete Gabriel heftig. »Ich muß nur noch herausfinden, welche.«
»Ich denke wirklich nicht, daß wir zu diesem Zeitpunkt davon ausgehen sollten, daß es eine solche Verbindung gibt«, beeilte Phoebe sich zu sagen. »Neils Interesse an dem Buch ist rein gefühlsmäßiger Art.«
»Baxter hat soviel Gefühl wie ein Hai.«
Phoebes Mund verzog sich zu einer harten Linie. »Wie auch immer du über ihn denkst, Tatsache ist doch, daß er keinerlei Grund hat, mir irgend etwas anzutun.«
»Er hat allen Grund der Welt, mir etwas anzutun, und er ist clever genug, um zu wissen, daß er dich dazu benutzen kann.«
»Dafür hast du keinerlei Beweise, Gabriel.«
»Ich werde herausfinden, welche Verbindung es zwischen Alice und Baxter gibt. Und wenn ich die habe, habe ich auch meinen Beweis.«
»Gabriel, du bist besessen von dem Gedanken, Neil in die Rolle des Schurken zu drängen. Du machst mir angst.«
Gabriel bezwang seinen Zorn und seine wachsende Unruhe. »Verzeih mir, meine Liebe. Ich wollte dich nicht beunruhigen.« Er beugte sich zu ihr hinab und zog sie in seine Arme. Dann stellte er sie neben das Bett und schlug die Decke zurück. »Laß uns etwas schlafen. Morgen früh werde ich Stinton den Auftrag erteilen, etwas über die geheimnisvolle Alice herauszufinden.«
»Und was ist mit mir?« fragte Phoebe, während sie gehorsam ins Bett kletterte. »Ich dachte, Stinton soll mir auf Schritt und Tritt folgen.«
»Er kann nicht an zwei Stellen gleichzeitig sein.«
In Phoebes Augen blitzte es auf. »Heißt das, du hast beschlossen, mir endlich doch zu vertrauen? Du glaubst also nicht mehr, daß du jemanden brauchst, der mich beobachtet?«
Gabriel blies die Kerze aus und legte sich neben sie. »Das soll heißen, daß ich niemanden brauche, der dich beobachtet, weil du morgen nirgendwo hingehen wirst.«
Sie riß die Augen auf. »Das kann nicht dein Ernst sein. Ich bin morgen verabredet. Ich will meine Schwester besuchen.«
»Deine Schwester kann auch hierherkommen.« Gabriel streckte die Hand nach ihr aus. »Du wirst nirgendwo hingehen, ehe diese Sache geklärt ist.«
»Nirgendwo? Gabriel, das kannst du einfach nicht machen.«
»Ich kann und ich werde. Mir ist klar, daß die Idee von Gehorsam gegenüber irgend jemandem, vor allem gegenüber deinem armen Ehemann, dir vollkommen fremd ist. Aber in dieser Angelegenheit wirst du mir gehorchen.« Gabriel spürte, wie sie sich anspannte. Er versuchte, seinen Ton zu mildern und hoffte inständig, daß sie ihn verstand. »Es tut mir leid, meine Liebe, aber ich kann einfach kein Risiko eingehen. Wenn ich nicht die Zeit habe, dich zu begleiten, und wenn Stinton anderweitig beschäftigt ist, mußt du eben hier im Haus bleiben.«
Phoebe versuchte, sich aufzusetzen. »Mylord, ich weigere mich, als Gefangene in meinem eigenen Haus zu leben.«
Gabriel drückte sie in die Kissen und schob sich über sie. Sie wand sich ärgerlich, bis er eins seiner schweren
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