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Verruchte Lady

Titel: Verruchte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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hohen Erwartungen an die Mitmenschen stellen. Nur ein Narr verließ sich auf andere. Und ein intelligenter Mann beging niemals den Fehler, sein Vertrauen oder seine Ehre, ganz zu schweigen von seinem Herzen, in die Hände einer Frau zu legen. Ein Mann, der in der wirklichen Welt überleben wollte, mußte vorsichtig sein.
    Aber das hieß nicht, daß er die Vergnügungen nicht genießen konnte, die die Welt zu bieten hatte. Solange er sein Herz und seine Gefühle aus dem Spiel ließ, konnte er sich eine harmlose Liebelei mit einer faszinierenden Frau wie der verschleierten Lady erlauben.
    Er konnte es sich sogar erlauben zu heiraten.
    In der Tat war eine Ehefrau sogar unabdingbar.
    Gabriel runzelte die Stirn. Es stimmte. Eines Tages mußte er heiraten, nicht nur, weil er seinem Titel gegenüber eine Pflicht zu erfüllen hatte, sondern auch, weil er seine selbstauferlegte Einsamkeit leid war. Er brauchte eine Frau, die seine Erben gebären und sein Bett wärmen würde. Er wollte jemanden, mit dem er sich abends unterhalten konnte.
    Aber er sah keinen Grund, weshalb er eine Ehefrau nicht ebenso leidenschaftslos und distanziert behandeln können sollte wie eine Geliebte.
    Das Bild von der verschleierten Lady als Geliebte und Ehefrau tauchte vor Gabriel auf. Er legte die Feder beiseite und starrte aus dem Turmfenster.
    Die verschleierte Lady als seine Frau? Gabriel verzog leicht den Mund, obgleich er spürte, wie sich seine Lenden regten. Es war eine vollkommen verrückte Idee. Es war unmöglich, eine von Baxters ehemaligen Geliebten zur Gräfin von Wylde zu machen. Von einem Mann in Gabriels Position wurde erwartet, daß er eine Frau von tadellosem Ruf heiratete. Eine Jungfrau.
    Aber Jungfrauen konnte man auch nicht mehr vertrauen als irgendwelchen Damen mit Erfahrung. Das wußte Gabriel. Jungfräulichkeit würde demnach nicht das Hauptauswahlkriterium sein, wenn er sich auf die Suche machte. Es gab andere, wichtigere Vorzüge, die eine Frau haben mußte.
    Doch auch diese Vorzüge hatte die verschleierte Lady ganz gewiß nicht.
    Gabriel hatte bereits vor langer Zeit beschlossen, daß er eine fügsame Person nehmen würde, die sich der Autorität ihres Mannes beugt.
    Eine Frau, die dazu erzogen worden war, den Mann als Herrn des Hauses zu akzeptieren, wäre bestimmt leichter zu lenken als ein unabhängiger, leichtsinniger Wildfang, wie die verschleierte Lady es war. Eine Frau, die gelernt hatte, die weiblichen Pflichten zu erfüllen, wäre gewiß leichter vor den Gefahren und Versuchungen der Welt zu schützen.
    Doch selbst wenn es ihm gelänge, diese Perle unter den Frauen zu finden, eine fügsame, gehorsame Person, würde er immer noch auf der Hut sein. Gabriel wußte, er würde ihr vielleicht ihre Wünsche erfüllen, aber niemals würde er den Fehler begehen, ihr vollkommen zu vertrauen.
    Im Umgang mit Frauen war Vorsicht das oberste Gebot. Vorbeugen war immer besser als Heilen.
    Doch im Augenblick suchte er noch gar keine Ehefrau. Gabriel richtete seine Gedanken wieder auf die verschleierte Lady. Zunächst einmal mußte er sie finden.
    Unglücklicherweise mußte er sich zu diesem Zweck in der Öffentlichkeit blicken lassen. Gabriel fluchte bei dem Gedanken. Er mochte die sogenannte bessere Gesellschaft nicht. Seit seiner Rückkehr nach England vor ein paar Monaten war er noch nicht ein einziges Mal ausgegangen.
    Aber die verschleierte Lady verkehrte offensichtlich in den besten Kreisen. Wenn er sie finden wollte, mußte er eben auch in diese Welt eintauchen.
    Gabriel gestattete sich ein leichtes Lächeln, als er sich vorstellte, wie die verschleierte Lady gucken würde, wenn sie feststellte, daß er ihr sogar auf festliche Bälle und Soireen folgte. Die Jägerin war im Begriff, zur Gejagten zu werden.
    Er erhob sich und streckte sich, um seine verkrampften Muskeln zu lockern. Geistesabwesend rieb er sich mit der linken Hand die rechte Schulter. Er hatte seit Anbruch der Morgendämmerung geschrieben, und inzwischen war es bald elf. Jetzt brauchte er erst einmal einen ausgedehnten Spaziergang über die Klippen.
    Sein Blick fiel auf den wertvollen Kasten, den er Nash abgenommen hatte. Beim Anblick des Manuskripts inmitten all der Blätter und Bücher mußte er grinsen. Bald hätte er das Vergnügen, Der Ritter und der Zauberer an die Eigentümerin zurückzugeben.
    Und dann würde er ihr mitteilen, daß er die Nachforschungen anstellen würde, um die sie ihn gebeten hatte. Er hatte zwar keinerlei Interesse daran, ihr bei

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