Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
er und deutete mit dem Kopf nach hinten. »Ein sehr tiefer Ast.«
Sie kniff die Augen zusammen und lehnte sich an ihn, um um ihn herumzuschauen. »Ich habe keinen Ast gesehen. Und ich reite hier ziemlich oft entlang.«
Er nickte bestimmt. »Ein Ast. Sehr dick. Ich musste es tun.«
Sie rutschte ein wenig auf seinem Schoß hin und her, und er meinte den Verstand zu verlieren.
»Wir müssen Miel einfangen.«
»Wird sie nicht einfach zum Stall zurückrennen und nach ihrem Hafersack Ausschau halten?« Marcus zog sehr vorsichtig an den Zügeln. Der Hengst verlangsamte den Schritt. »Ich hasse es, mein Pferd zu drängen, wenn es zwei tragen muss.«
Wie er erwartet hatte, wog ihre Sorge um sein Pferd mehr als ihre Verlegenheit. »O nein, natürlich, das solltet Ihr nicht tun.«
Marcus sagte nichts mehr. Er vertraute darauf, dass seine respektvolle Umarmung und der Rhythmus seines schreitenden Pferdes sie beruhigen würden. Natürlich hatte er sie in Gedanken schon längst ins Laub geworfen und ihr die Kleider vom Leib gerissen, aber das war eine harmlose Ablenkung. Er hatte nicht vor, sie zu schänden, sondern zu umgarnen.
»Es ist ein reizender Abend«, bemerkte er sanft. Oh, sie roch einfach unwiderstehlich. Bis ans Ende seines Lebens würde er vom sauberen Duft von Seewasser erregt werden.
Julia spürte, was in der Nähe ihrer Hüfte geschah, aber Marcus benahm sich so bewundernswert, dass sie ihm verzieh, wogegen er offenbar nichts machen konnte. Außerdem war es herrlich, in seinen Armen zu reiten, während das sanfte Schaukeln seines Pferdes ihr erlaubte, sich an seine breite, starke Brust zu lehnen.
»Ihr wart heute wunderbar«, sagte sie zu ihm. »Ich kann Euch gar nicht genug danken.«
Er lächelte auf sie hinab. »Nicht der Rede wert. Ich mache das hin und wieder sehr gern.« Er gluckste. »Ich glaube, selbst Elliot hat es heute genossen, obschon er sich alle Mühe gab, es sich nicht anmerken zu lassen.«
Julia lachte. »Elliot hat Angst, dass er es öfters tun muss, falls wir sehen, dass er Spaß daran hat.«
Sein Lachen ging ihr durch Mark und Bein, und sie spürte eine Gänsehaut am ganzen Körper. Sein sauberer Männerduft umgab sie, und seine Hitze vertrieb die Kühle ihres klammen Kleides.
»Ist Euch kalt, Mylady?« Sein Arm zog sich ein wenig enger um sie. Sie ließ es zu, denn sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihren Kopf an seine Schulter sinken zu lassen und die Welt um sie herum zu vergessen.
Gefährlich.
Es war merkwürdig, wie sehr viel leiser diese mahnende Stimme von Stunde zu Stunde geworden war. Inzwischen war sie kaum mehr als ein Echo in ihrem Kopf.
Verträumt bemerkte sie, dass der Hengst sich kaum noch bewegte. Marcus’ Herz schlug schneller, sie konnte es fühlen. Die Hitze und Anspannung zwischen ihnen wuchs in der Stille, umgab sie wie eine Dunstglocke, trennte sie von der realen Welt.
Sie lehnte sich zurück, um ihm in die Augen zu sehen. Er schaute zu ihr herunter, sein wildes Begehren war offenkundig. Sie wartete atemlos darauf, dass er die Kontrolle verlieren würde, denn sie sehnte sich danach, dass er sie von all ihren Zweifeln und ihrer Vernunft befreite, aber wieder tat er nichts weiter, als sie anzusehen.
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Sein Blick wanderte zu ihrem Mund. Sie fühlte, wie er an ihrer Hüfte gegen sie drängte - Himmel! Wer hätte gedacht, dass er noch größer werden könnte! -, aber er kam ihr keinen Millimeter näher.
Er könnte ihr gehören. Sie musste nur die Hand ausstrecken …
Sie war versprochen. Sie war den Vieren versprochen und Elliot, obwohl sie sich um nichts auf der Welt daran erinnern
konnte, warum sie jemals gedacht haben konnte, eine Ehe mit Elliot ertragen zu können. Aber sie gehörte nicht zu denen, die ein einmal gegebenes Versprechen brachen.
Sie schluckte. »Marcus, Ihr seid ein guter Mann und ich … ich schätze Euch sehr. Aber Elliot und ich haben eine Vereinbarung …«
»Das weiß ich. Er hat es mir erzählt.«
Sie nickte bedauernd. »Dann wäre es wohl am besten, wenn Ihr und ich …« Sie holte tief Luft. »Wenn wir …«
»Ja?«
Gott, er kannte kein Erbarmen. »Wenn wir dieser Anziehung nicht nachgeben würden. Ja. Danach habe ich gesucht. Anziehung.« Sie rückte ein Stück von ihm ab. »Ich werde mein Wort Elliot gegenüber nicht brechen.«
Der Hengst blieb stehen. Marcus ließ die Zügel los und umfasste ihre Taille. Sie keuchte auf und presste die Hände gegen seine Brust,
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