Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
herum.
»Habt Ihr es geschafft?«, rief Marcus.
Elliot schien vor ihren Augen ohnmächtig zu werden. »Hände … scheinen … kann nicht …« Wieder ging er unter.
Julia schaute Marcus erschreckt an. »Wir verlieren ihn.«
»Nein!« Marcus holte das Tau mit einigen wenigen geübten Handgriffen wieder ein. Er warf das trockene Ende Meg zu und band sich das andere um den Oberkörper. »Beppo, hol noch ein Tau. Meg, lass mich zu ihm runter. Ich will nicht auf ihm landen.«
»Das möge der Himmel verhüten.«
Elliot war wieder aufgetaucht. Julia versuchte, ihm Mut zu machen. »Haltet durch! Marcus kommt und rettet Euch.«
»Ich … ich wusste es. Immer … so ein … verdammter Held.«
Marcus ließ sich von Meg und Beppo in den Brunnen abseilen. Die Igbys griffen sich das andere Tau und knoteten eine Schlinge für Elliot in ein Ende. Sie ließen es zu Marcus hinunter, der Elliot rasch so weit hatte, dass er hinaufgezogen werden konnte.
»Er verliert das Bewusstsein«, rief Marcus. »Er kann nicht klettern.«
»Dann bleibt Ihr unten, Sir«, erwiderte Meg und ließ
Marcus’ Tau los, um den anderen mit Elliot zu helfen. Julia blieb weiterhin über den Brunnenrand gebeugt.
»Geht es Euch gut, Marcus?«
»Es ist v…verdammt k…k…kalt h…hier unten«, sagte Marcus ruhig.
Julia hob den Kopf. »Pickles, lass sofort zwei heiße Bäder für die Herren ein.«
»Das Wasser steht schon auf dem Herd, Mylady.«
Elliots nasser Haarschopf erschien am Rand der Brunnenöffnung. Julia beugte sich vor, um ihm einige Haarsträhnen aus der Stirn zu streichen. »Oh, Gott! Er ist kalt wie der Tod.«
Meg wuchtete ihn über den Brunnenrand. »Ich leg ihn dann mal gleich in die Wanne.«
Igby, Igby und Igby fingen an, Marcus hochzuziehen. Julia hörte unterdrücktes Fluchen und ein spitzes »Au!«, aber nur wenig später war Marcus die Brunnenwand hochgeklettert und schob sich über den Rand.
Eiswasser rann an ihm herab, und er blutete an einer Hand, aber er grinste. »Ihr werdet ihn wohl oder übel noch einmal auspumpen müssen, Männer«, sagte er zu den Igbys. »Ich weiß zwar nicht, wie Ihr das seht, aber ich lege keinen Wert darauf, Elliots Mitternachtsvasenschnaps zu trinken.«
Julia knuffte ihn in den Oberarm. »Lacht nicht! Ich bin in großer Sorge um ihn.«
Marcus lachte. »Ach, ich würde mir mal nicht zu große Sorgen machen. Bevor er ohnmächtig wurde, hat er mir noch erzählt, dass er Euch tief in den Ausschnitt sehen konnte, als Ihr Euch über den Brunnenrand gebeugt habt.«
Julia schnappte nach Luft und legte die Hände schützend über ihr Dekolleté, doch dann verdarb sie ihre Darbietung als empörte Dame, indem sie kicherte. »Ich habe einfach nur versucht, ihm einen Grund zum Weiterleben zu geben«, sagte sie vergnügt.
Marcus schüttelte den Kopf. »Das hätte einen Toten zum Leben erweckt«, sagte er und verneigte sich knapp. Er wandte sich ab und folgte Pickles zu seinem Bad. Julia blieb zurück und wunderte sich über den Anflug von finsterem Ernst, der in seine Augen getreten war.
Sie hatte das Gefühl, er hatte aufgehört zu spielen.
Ihr Verlobter war trocken und warm und sowohl vom Arzt Middlebarrows als auch von Quentin untersucht worden.
»Er ist stark unterkühlt, aber davon abgesehen ist er in Ordnung«, hatte der Doktor gesagt.
»Wenn er’n Pferd wär, würd ich ihm heißen Haferschleim geben und in dicke Wolldecken einpacken«, hatte Quentin gemeint.
Um ganz sicherzugehen, befolgte Julia beide Anweisungen, bis Elliot sie anflehte, damit aufzuhören. Vielleicht hatte sie Schuldgefühle, weil sie einen anderen Mann vorzog, obwohl sie ihm versprochen war; vielleicht hatte sie Schuldgefühle, weil er sich aufgrund ihrer Beziehung in Gefahr begeben hatte; vielleicht hatte sie aber auch Schuldgefühle, weil sie vorgehabt hatte, ihn aus eigensüchtigen Gründen zu benutzen - jedenfalls konnte Julia dem Drang, Elliot wieder auf die Beine zu bringen, nicht widerstehen.
Jetzt saß er mit ihr im Salon, trug einen von Aldus’ altmodischen Anzügen und trank widerwillig eine weitere Tasse heißen Tees.
»Elliot, Ihr müsst Barrowby verlassen«, sagte sie plötzlich. »Ich kann es nicht zulassen, dass Ihr Euer Leben für nichts und wieder nichts in Gefahr bringt.«
Elliot blinzelte, dann setzte er die Tasse ab, bevor er sich noch verbrühte. »Es ist nicht für nichts und wieder nichts.«
»Doch«, beharrte sie, und ihre Stimme war voll sanften Bedauerns. »Das ist es.«
Er runzelte
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