Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
die Stirn. »Nein, es ist für Euch. Ihr und ich …«
Er hielt inne. Jähe Erkenntnis trat in seinen Blick. »Ach, jetzt verstehe ich. Jetzt kommt der Augenblick, wo Ihr mich fragt, ob wir nicht einfach gute Freunde bleiben können, nicht wahr?«
Sie biss sich auf die Lippe. »Es tut mir leid, Elliot. Ich mache das sehr schlecht.«
»Als könnte es irgendjemand nicht schlecht machen.« Er stieß einen leisen Fluch aus. »Ihr habt Gefallen an Blythe-Goodman gefunden, nicht wahr?«
Julia schloss die Augen. »Ich …«
Er schnaubte. »Ich hab’s gewusst, schon an jenem Tag, als ich ihn mit hierherbrachte. Wenn ein Kerl so groß ist und dermaßen gut aussieht - wir anderen hatten keine Chance mehr.«
Sie öffnete die Augen und schaute ihn zärtlich tadelnd an. »Das Ganze ist kein Spiel, Elliot.«
Er verschränkte die Arme. »Mylady, wer Euch gewinnt, ist ein Glückspilz.«
Sie lachte kurz auf und schüttelte den Kopf. »Ach, Elliot, Ihr wisst gewiss, wie man einem Mädchen ein Kompliment macht.«
Er schaute für einen kurzen Moment zu Boden. Als er den Blick wieder hob, war alle Oberflächlichkeit aus seiner Miene gewichen. »Mylady, wie gut kennt Ihr Marcus eigentlich?«
Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Seltsam. Genau das hat er mich über Euch auch gefragt.«
Elliot hielt die Intensität seines Blickes aufrecht. »In ihm steckt mehr, als auf den ersten Blick zu sehen ist.«
Sie blinzelte. »Ich könnte schwören, dass ich dieses Gespräch schon einmal geführt habe.« Dann setzte sie sich und faltete die Hände im Schoß. »Elliot, wisst Ihr irgendeinen
Grund, aus dem ich meine Beziehung zu Marcus nicht fortsetzen sollte?«
Elliot wich ihrem Blick aus. »Ich weiß nichts Genaues. Aber ich habe die Vermutung, dass er nicht der Mann ist, der zu sein er vorgibt.«
»Genau wie ich.« Sie lächelte ob seiner offenkundigen Überraschung. »Elliot, glaubt Ihr wirklich, ich würde mich und Barrowby in die Hände eines Mannes geben, über den ich nichts weiß?«
Er runzelte leicht die Stirn. »Und was wisst Ihr über ihn?«
»Ich weiß, dass er mutig genug ist, einen Löwenkäfig aufzubrechen, um dem Tier das Leben zu retten.« Sie fing an, die einzelnen Punkte an den Fingern abzuzählen. »Ich weiß, dass er rechtschaffen genug ist, um sogar bei Eurer Rettung zu helfen, obwohl er mit unserer Verlobung nicht einverstanden war. Ich weiß, dass er sich nicht vor harter Arbeit scheut, oder davor, bis zu den Knien in Gülle zu stehen, oder zuzugeben, dass er Unrecht hatte, oder …«
Elliot hob beschwichtigend die Hand. »Bitte, hört auf, bevor ich mich wieder in den Brunnen stürze. Ritter Tadellos müsste dann vielleicht wieder hineinspringen und mich retten. Noch einmal.«
Sie nahm seine Hand und hielt sie fest. Sein Blick fiel auf ihre sich berührenden Finger. »Elliot, Ihr seid mein Freund. Ich weiß nicht alles über Euch, aber ich vertraue Euch. Vertraut Ihr mir auch?«
Er hob den Blick. »Ja. Ich sollte es nicht, aber ja, ich vertraue Euch.«
Sie lächelte. »Dann seid versichert, dass ich Marcus kenne. Ich sehe den Mann hinter dem billigen Wollstoff, hinter dem ebenmäßigen Gesicht. Ich weiß nicht alles über ihn, aber ich weiß, dass er ein guter Mann ist - genauso wie ich weiß, dass Ihr ein guter Mann seid.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich bin mir sicher, dass ich nicht das Geringste getan habe, um diesen Eindruck zu erwecken.«
Sie ließ seine Hand los und erhob sich. »Elliot, seid kein Dummkopf. Und jetzt geht und sucht Euch eine reiche Dame, die Euch zu schätzen weiß.«
Auch er stand auf und grinste ihr zu. »Das habe ich getan, aber sie hat mich für einen übergroßen Kerl mit einer Vorliebe für haarige Bestien und Gülle fallen gelassen.« Er verneigte sich über ihrer Hand. »Meine Empfehlung, Mylady.«
Zuzusehen, wie Elliot in ihrer Kutsche davonfuhr, war eine Erleichterung, aber nur kurzfristig. Seine Verdächtigungen gegenüber Marcus hatten den Zauber gebrochen, unter dem Julia seit Tagen gestanden hatte, und brachten sie dazu, sich selbst einige Fragen zu stellen.
Der Mann, der sich auf dem Hügel versteckte, sah zu, wie einer der beiden verbliebenen Herren mit der Kutsche weggebracht wurde. Ah, sie hatte sich also den Dandy vom Hals geschafft. Der Kerl war ein Fehler gewesen, und sie würde ihm dankbar dafür sein, dass er diesen Fehler korrigiert hatte, wenn sie erst einmal erkannte, wer stattdessen auf sie wartete.
Unter seinem Blick brachte der andere Mann,
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