Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
für uns alle.«
Sie boxte ihn sanft in die Rippen. »Ich habe einen Verlobten verloren.«
»Ja, das stimmt«, sagte er unendlich zufrieden.
»Und ich habe mir einen Liebhaber genommen.«
Er rollte sich geschickt auf sie, bis eines seiner muskulösen Beine sich zwischen ihre Schenkel schob und seine Lippen nur Zentimeter von ihrem Mund entfernt waren. »Ich glaube eher«, sagte er langsam, »dass der Liebhaber dich genommen hat.«
Sie gluckste. »Na schön, von mir aus. Der Liebhaber hat mich genommen. Aber es bleibt eine recht anstrengende Sache, egal wie du es nennst.«
Er küsste ihre Nasenspitze. »Aber es geht dir gut, ja? Ich habe dir nicht wehgetan?«
»Ich fühle mich ausgesprochen gut«, sagte sie und räkelte sich ausgiebig unter ihm. Wie sie gehofft hatte, ließ die Bewegung seine grünen Augen dunkel wie ein nächtlicher Wald werden.
»Du bist ausgesprochen schön«, entgegnete er. »Und du gehörst mir.«
Julia fühlte, wie etwas tief im Innern ihres Herzens nachgab. Konnte es sein, dass sie den einen Mann gefunden hatte, dem gegenüber sie - fast - ganz ehrlich sein konnte? Oder - und sie wagte es kaum zu hoffen - hatte sie womöglich jemanden gefunden, mit dem sie alles teilen konnte?
Es war den Royal Four verboten, mit ihren Familien über ihre Arbeit zu sprechen … aber der Fuchs würde einen Protégé brauchen. Freude stieg in ihr auf.
Marcus war genau so jemand, wie die Royal Four ihn brauchten. Ehrbar und mutig und intelligent und … ach, sie würde sich um die notwendige Überprüfung später Gedanken machen. Er entstammte nicht wirklich dem Hochadel, aber seine Abstammung war vornehm genug.
Es war so einfach und doch einfach genial. Als erste
Amtshandlung als Fuchs würde sie Marcus heiraten und als ihren Sekundanten anheuern!
Leider konnte sie es ihm noch nicht sagen. Sie wagte es nicht, mehr Regeln der Royal Four zu brechen, als unbedingt nötig war. Schließlich würden sie genug damit zu tun haben, sich an ihre Anwesenheit zu gewöhnen.
Und doch wollte sie sein Vertrauen mit einem Vertrauensbeweis ihrerseits erwidern … mit etwas, das ihm zeigen würde, dass sie seinen inneren Drang sich zu beweisen verstand.
»Marcus, erinnerst du dich, als ich dir von Hiram Pickles’ Varietétheater erzählte?«
»Wenn du jetzt anfängst, über deine Zofe zu sprechen, wie sie im Evaskostüm tanzt, wirst du nur erkennen, dass heute Nacht nichts, aber auch gar nichts mein Verlangen mindern kann.« Er zog in gespielter Begierde die Augenbrauen hoch.
Sie legte ihm eine Hand auf die Wange und schaute ihm tief in die Augen. »Marcus, hör mir zu. Das hier ist wichtig. Ich will dir etwas anvertrauen, wodurch mir sehr großer Schaden entstehen könnte.«
Er war mit einem Mal sehr ernst. »Julia, vielleicht solltest du nicht …«
Sie lächelte. »Ich bin unbesorgt.«
Etwas versetzte Marcus einen Stich tief in seinem Innern, aber Julia fuhr fort, ohne die Kälte, die ihm in die Glieder gefahren war, zu bemerken.
»Ich bin nicht mit all dem hier aufgewachsen.« Sie machte eine Handbewegung, die den luxuriösen Raum einschloss. »Ich wuchs in einem Wagen auf, habe mein Abendessen an einem Lagerfeuer zu mir genommen. Nur meine Mutter und die Zirkusleute waren meine Familie.«
Ja, in seinem Innern stimmte definitiv etwas nicht.
Sie lächelte gedankenverloren, als sie ihren Erinnerungen
nachhing. »Jetzt weißt du es also. Vor langer, langer Zeit war Lady Barrowby Jilly Boots, eine Kunstreiterin für Hiram Pickles’ Varietéveranstaltungen.«
Ah! Ihre Beichte erklärte alles. Ihre Art, mit Pferden umzugehen, ihr ungewöhnliches Personal, ihr bizarres Haustier. Selbst ihre überlegte Sprechweise.
Und ihre Beichte zerstörte sie.
Jetzt hatte er sie. Er konnte dieses einfache Bekenntnis direkt an die Drei weitergeben, und morgen Mittag wäre er als Fuchs bestätigt. Es wäre so einfach.
Er hörte sich selbst wie aus weiter Ferne sagen: »Erzähl mir mehr.«
Ja. Erzähl mir, wie es sein kann, dass die schönste und fähigste Dame, der ich je begegnet bin, eine gewöhnliche Schaustellerin sein kann. Erzähl es mir, damit ich ihnen erzählen kann, warum du für die Position nicht in Frage kommst.
Sie sagte es ihm, erzählte ihm alles von ihrem Leben mit den rauen Zirkusleuten, die ihre Familie waren. Den Sommer über zogen sie über Land mit ihrer Schau aus Tiernummern und Akrobaten.
»Dann, als ich siebzehn war, bekam Mama einen Husten, den sie nicht wieder loswurde. Ich habe meine Leute
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