verrueckt nach dir
allerdings, von Sergio erfahren hatte, drängte dieser schreckliche ‚Godzilla‘ Typ sie immer wieder zu einem erneuten Treffen wegen eines Rückkampfs. Die zerstochenen Reifen waren möglicherweise eine erste Warnung, dass ‚Godzilla‘ und sein zwielichtiger Dunstkreis es mit ihrer Drohung ernst gemeint hatten.
Auf einmal beschlich mich ein bedrückendes Gefühl, das ich nicht erklären konnte. Als würde ich dunkle Gewitterwolken am Horizont erkennen. Der plötzliche Wunsch, einen Zauberstab zu besitzen und alle Probleme und Schwierigkeiten einfach wegzuzaubern, überkam mich wie einst in meiner Kindheit: Dann läge ich in Sergios Armen, wann immer ich wollte, und es gäbe ‚Godzilla‘ nur im Film. Meine Mutter wäre glücklich liiert mit Derek oder wem auch immer und müsste mir nicht so leidtun. Adriana hätte endlich ihren Joshua, statt nur von ihm zu träumen. Der süße Yvo wäre ein ganz normaler kleiner Junge, der mit uns reden und spielen und uns fröhlich anlachen würde. Und Jelenas Augen würden nicht mehr traurig ins Leere starren, während sie eine Zigarette nach der anderen rauchte. Vor allem aber müsste sich Sergio nicht so viele Gedanken um seine Familie machen.
»Soll ich dich begleiten?«, fragte Adriana und riss mich aus meinem Gedankenkarussell.
»Vielleicht ist es besser, wenn du nach Hause fährst, Janna, ich meine, wegen der ganzen Aufregung und so. Jelena ist sicher schon beunruhigt, oder?«
Sie nickte. »Wenn du meinst ... Nein, du hast schon recht, Lexi. Ich fahr mal besser heim.«
»Außerdem will ich meine Mom überreden, mich heute Abend bei euch schlafen zu lassen«, sagte ich mit einem hoffnungsvollen Lächeln.
»Dann sehen wir uns ja vielleicht.«
»Wahrscheinlich schon.«
Wir liefen noch gemeinsam zur Bushaltestelle und trennten uns, als mein Bus kam.
»Hattest du nicht vor, dieses Wochenende zu lernen?«, fragte meine Mutter wenig erfreut, als sie erfuhr, dass ich bei Sergio übernachten wollte. Sie war der Meinung, dass ich nicht mehr so fleißig sei wie früher, womit sie leider recht hatte.
Ich erzählte ihr, dass Sergio wegen des Vorfalls mit den Autoreifen ziemlich down sei und mich jetzt brauche. Aus irgendeinem Grund hatte ich felsenfest mit ihrem Verständnis gerechnet, aber nein ... was ich anstelle dessen bekam, waren Vorurteile, die mich sehr trafen.
»Alexa, weißt du, dass es kein gutes Zeichen ist, wenn jemandem die Reifen zerstochen werden ...«, sagte sie mit höchst skeptischer Miene.
»Was willst du damit sagen, Mama?« Meine Alarmglocken schrillten!
»Na ja, denk mal nach ...« Ihre Augen blinzelten kaum. »Da hat möglicherweise irgendwer eine Rechnung mit Sergio offen. Oder jemand ist aus irgendeinem Grund sehr sauer auf ihn. Vielleicht aber ist es auch eine Art Warnung, wer weiß schon ...«
Erschrocken starrte ich sie an und überlegte, was ich erwidern könnte. Blöderweise lag sie im schlimmsten Fall sogar richtig, aber das konnte ich ja nicht zugeben.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Oder es waren einfach nur dumme Halbstarke, die eine Mutprobe abgelegt haben! Vielleicht haben es auch irgendwelche neidischen Menschen getan, die selber gern so einen Wagen besitzen würden und es anderen nicht gönnen? Ist doch gut möglich! Du musst nicht gleich annehmen, dass Sergio die Täter kennt, Mama.«
Sie schwieg mich kritisch an. Ihrer starren Miene konnte ich ohne Weiteres entnehmen, dass ich sie nicht überzeugt hatte.
Dann seufzte sie und meinte im strengen Tonfall: »Nein, Alexa. Ich halte es für keine gute Idee! Ich möchte, dass du zuhause schläfst und morgen wie abgesprochen für die Schule lernst. Außerdem muss ich dich bitten, deinen Vater endlich anzurufen und ihm für dein Geburtstagsgeschenk zu danken. Das gehört sich so! Also, ich dachte, ich hätte dir auch gutes Benehmen beigebracht.«
Ihre Ansage haute mich um, und ich musste erstmal meine wirren Gedanken und Gefühle sortieren. Ich hatte so selbstverständlich mit ihrer Erlaubnis gerechnet, dass ich auf ihre Reaktion nicht vorbereitet war.
Was sollte das eigentlich?
Schmetterte sie mir ihren Argwohn wegen Sergio doch noch an den Kopf? Und als ob das nicht reichte, sollte ich meinen Vater anrufen, bloß weil sie es für »gutes Benehmen« hielt. Ich hatte ihm eine SMS als Dank für das nicht erwünschte Geschenk geschickt und fand, dass das vollkommen ausreichend war.
»Ich will nicht mit ihm telefonieren, Mama. Es würde ein erzwungenes Gespräch
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