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Verrückt nach Emma

Verrückt nach Emma

Titel: Verrückt nach Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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Küchenzubehör loszuwerden.
    »Was kostet das?«, fragte eine Frau und hielt ein Memory-Spiel hoch.
    »Drei Euro«, antwortete ich.
    »Prima, das nehm ich.« Die Frau machte ein zufriedenes Gesicht und kramte drei Euro aus ihrem Portemonnaie.
    »Ich glaube, wir sind zu billig«, raunte Lea mir zu, als die Frau weitergegangen war. »Die Leute versuchen gar nicht zu handeln, das ist ein schlechtes Zeichen.«
    »Meinst du?« Ich fand drei Euro für ein altes Memory-Spiel eigentlich ziemlich viel.
    »Lass mich jetzt mal machen«, flüsterte Lea. Sie lächelte einem älteren Herrn, der sich für ihr altes Puppengeschirr interessierte, zuckersüß zu. »Möchten Sie das Geschirr kaufen?«
    Der Mann nahm eine winzige Teetasse in die Hand. »Ich weiß noch nicht … Vielleicht wäre das etwas für meine Enkeltochter. Wie viel willst du denn dafür haben?«
    »Nur fünfzehn Euro«, sagte Lea. »Das ist so gut wie geschenkt.«
    Der Mann stellte die Tasse zurück. »So viel wollte ich eigentlich nicht ausgeben …«
    »Für Ihre Enkeltochter ist Ihnen doch bestimmt nichts zu teuer, oder?«, fragte Lea. »Außerdem ist das ein ganz besonderes Geschirr. Sehen Sie die kleinen Blumen auf dem Porzellan? Das ist alles handgemalt. Ihre Enkeltochter wird sich bestimmt wahnsinnig darüber freuen. Mit dem Geschenk werden Sie augenblicklich zu ihrem Lieblingsopa.« Als der Mann immer noch zögerte, fügte sie hinzu: »Ich mache Ihnen auch einen Sonderpreis. Zwölf Euro, weil Sie es sind.«
    Der Mann lächelte und holte sein Portemonnaie heraus. »Na gut, ich nehme es.« Er drückte Lea das Geld in die Hand und griff nach dem Karton mit dem Puppengeschirr.
    »Und schöne Grüße an Ihre Enkeltochter«, sagte Lea höflich. Kaum war der Mann im Gewühl verschwunden, drehte sie sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu mir um. »Na, was sagst du jetzt?«
    »Nicht schlecht. Du bist ein echtes Verkaufstalent.«
    »Sag ich doch.« Lea war noch nie besonders bescheiden gewesen.
    »Ist das Geschirr eigentlich wirklich handbemalt?«
    Lea zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.« Sie kicherte. »Ist doch egal. Der Opa hat es mir jedenfalls abgekauft, und das ist schließlich die Hauptsache.« Sie öffnete die Kasse und legte die zwölf Euro hinein. »Ich sag’s dir, wenn das so weitergeht, sind wir heute Abend steinreich!«
    »Huhu! Da seid ihr ja!« Simone tauchte vor unserem Stand auf und grinste wie ein Honigkuchenpferd. »Ich hab euch schon überall gesucht. Na, wie läuft’s?«
    »Prächtig«, sagte Lea. »Willst du ein Stück Kuchen? Hat Emmas Oma gebacken, der schmeckt echt lecker.« Sie zeigte auf Omas Schokoladenkuchen, von dem wir schon fast die Hälfte verkauft hatten.
    Simone nickte. »Klar, gerne. Ich liebe Schokoladenkuchen.« Lea reichte ihr ein Stück, und Simone biss hinein.
    »Macht zwei Euro«, sagte ich. »Freundschaftspreis, extra für dich.« Wenn ich will, kann ich auch ziemlich geschäftstüchtig sein.
    »Äh … ach so … ja, klar«, nuschelte Simone mit vollem Mund und kramte in ihrer Hosentasche. Sie drückte mir eine Zweieuromünze in die Hand und schaute sich interessiert an unserem Stand um. Erst wühlte sie in Leas alten Barbiesachen, dann untersuchte sie eine von den kitschigen Porzellanfiguren, die ich Oma abgeluchst hatte. Schließlich entdeckte sie den Stapel mit Monas Heftchenromanen und stieß einen spitzen Schrei aus.
    Ich zuckte zusammen. »Sag mal, musst du so schreien?«
    Aber Simone schien mich gar nicht zu hören. Sie nahm mit entzücktem Gesichtsausdruck ein Heft nach dem anderen in die Hand und betrachtete es, als wäre jede einzelne Seite aus purem Gold.
    »Die ersten Folgen vom
Bergdoktor
! Wahnsinn! Die gibt’s im Handel ja gar nicht mehr zu kaufen!«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Kann schon sein. Mona steht total auf den Quatsch. Keine Ahnung, was sie an diesen Kitschgeschichten findet …«
    Simone sah mich mit glänzenden Augen an. »Der
Bergdoktor
ist meine absolute Lieblingsserie. Total romantisch, echt. Leider fehlen mir die ersten zehn Hefte. Dabei hab ich mich schon so oft gefragt, wie es zwischen dem
Bergdoktor
und Försters Vroni eigentlich angefangen hat.« Sie griff sich den ganzen Stapel und hielt ihn hoch. »Wie viel willst du dafür haben?«
    »Fünfzehn Euro«, sagte ich schnell.
    »So viel?« Simone zögerte einen Moment.
    »Na klar.« Ich tat so, als wäre es das Normalste von der Welt, für ein paar zerfledderte Schundhefte fünfzehn Euro zu verlangen. »Das sind

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