verrueckt nach mehr
schätzt er das ‚Gesamtpaket‘«, sagte ich zwinkernd. »Und das ist doch völlig in Ordnung.«
Was ihr erstes Mal mir Joshua anging, verriet sie mir, dass sie in jener Nacht mehrere Anläufe gebraucht hatten. Die Ne r vosität sei bei beiden so groß gewesen, dass sie gackernd auf der Strecke geblieben waren und erstmal stundenlang g e quatscht hätten. Aber dann hätte es doch noch geklappt ... und wie!
Das hohe Preisgeld, das Sergio beim Rückkampf gewo n nen hatte, schien Jelenas Nerven merklich beruhigt zu haben. Sie war ihm gegenüber ungewohnt verständnisvoll und ging jedem Ansatz eines Streits geschickt aus dem Weg. Als Sergio mir verriet, wie viel Kohle es schlussendlich war, fiel mir die Kinnlade herunter und ich starrte ihn nur perplex an. Wie bi t te? 20 Riesen? So viel Geld hatten meine Mutter und ich noch nie besessen, jedenfalls nicht auf einem Haufen. Ich konnte es kaum fassen.
Sergio fand meine Reaktion so komisch, dass er kop f schüttelnd lachen musste und dann packte er mich in seinem Überschwang an den Hüften und warf mich über die Schulter. Er sagte, diesmal werde er den Großteil des Geldes zur Seite legen, damit er es irgendwann mit mir verprassen könne.
Sergio beteuerte immer wieder, dass er aus der illegalen Fight-Szene endgültig raus sei, und wir alle - außer Luka vie l leicht - wollten ihm allzu gerne glauben.
Den Typen mit dem Boxclub, von dem er nach dem Rüc k kampf mit Rutschenko die Visitenkarte zugesteckt bekommen hatte, rief er erst nach langem Zögern an.
Wir saßen gerade mit Bojan zusammen in Charlys Pizzeria und warteten auf unser Essen. Bojan und ich lauschten g e spannt, während Sergio mit ernster Miene telefonierte. Er sa g te, dass er mal zum Probetraining vorbeischauen werde, wenn er sich von seiner Gehirnerschütterung komplett erholt hätte. Dabei war er längst fit. Nicht der geringste Rest an Kop f schmerzen oder Schwindelanfällen plagte ihn und man sah es ihm auch an. Er strotzte vor Gesundheit und Vitalität.
Nach dem Telefonat gestand er uns, dass er unsicher sei, was diese Sache angehe. Sich auf ein regelmäßiges Training einzulassen, würde nur dann Sinn machen, wenn er sich wir k lich für eine Profikarriere entschied, meinte er. Und das wi e derum würde eine Menge seiner Zeit in Anspruch nehmen. Yvo käme zu kurz, die Schule, seine Freunde und schließlich sogar ich. Er sah mich mit hochgezogenem Mundwinkel an und gab mir vor Bojans aufmerksamen Augen einen sehr li e bevollen langen Kuss, als wolle er sich vorsorglich dafür en t schuldigen, falls es doch dazu käme.
»Aber was möchtest du denn, so ganz tief in dir drin?«, fragte ich ihn anschließend. Sergio blies die Backen auf und zuckte mit den Schultern.
Bojan sah ihn stirnrunzelnd an und ergriff das Wort: »Ja, Mann, wo soll es hingehen? Die Welt verlangt Entscheidu n gen von dir ... stimmt‘s, Lexi? Also ich weiß, wo ich hin will ... Ich will, dass irgendwann die reichen alten Säcke mir ihr Geld hinterherschmeißen, nur damit sie einen Blick auf meine exklusiven Schmuckkollektionen werfen dürfen. Sie werden mich hofieren, damit ich ihre Aufträge bevorzugt behandle, denn ihre verwöhnten Häschen können ja nie warten ... und dann werde ich sagen, hmmm ... also ... Scheich Abdullah, wissen Sie ... ich will versuchen, Sie in der Warteliste so weit nach oben zu setzen, wie es geht, aber ich kann nichts ve r sprechen ...«
Sergio und ich mussten schmunzeln.
»Okay, Bo, das klingt nach `ner echt fetten Karriere«, sa g te Sergio. »Hast ja alles schon vor Augen. Bestimmt hast du auch einen teuflisch guten Plan für deinen Weg in die Obe r klasse?«
»Und ob ich den hab ...« Bojan trank ein paar kräftige Schlucke von seinem Bier und wischte sich mit dem Handr ü cken über den Mund. »Natürlich fängt man klein an ... Okay, ich verrate euch was ... Ich hab meinen allerersten eigenen Auftrag! Da habt ihr‘s. Wie geil ist das, Alter! Bin extra ang e fragt worden, nachdem ich eine Halskette angefertigt und sie ‚Smaragdtränen‘ genannt habe.«
Ich seufzte. »Oh, wie schön das klingt, Bo. Wow!« Ich hob meine Hand und Bojan klatschte sie ab, und nach kurzem Z ö gern gab ihm auch Sergio seine High-Five-Hand . Er legte den Kopf schief. »Cool, Mann, gratuliere ... ganz ehrlich. Wir wi s sen, dass du es drauf hast.«
Bojans hellgrüne Augen leuchteten. »Und noch was ... Ich krieg ab Januar Gehalt! Ich bin dann sozusagen bei meinen Alten angestellt ... krass, oder?«
Ich
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