verrueckt nach mehr
und biss ein großes Stück ab. Weißliche Kräutersauce trat ihm aus dem rechten Mundwinkel. Seine Zunge schnellte heraus, um die Sauce rechtzeitig abzulecken, bevor sie sich davonmachte.
»Willst du abbeißen?«, fragte er mit vollen Backen. Er hielt mir das Sandwich hin.
»Danke, aber ich hab wirklich keinen Appetit«, sagte ich.
Bojan kaute emsig und schluckte mit einem Glucksen se i nen Bissen hinunter. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. Er fixierte mich. »Also, ich hab ihn gefragt, was er für einen Ei n druck von diesem Wudnik hat ... und ob er überhaupt den Spitznamen von dem Kerl kennt«, erzählte er.
»Und?« Ich sah ihn neugierig an.
»Er weiß, dass sie ihn Barbar nennen, und dass das sein offizieller Kämpfer-Nick ist.« Bojan seufzte bedeutungsvoll und fuhr fort. »Dann meinte er noch, Wudnik könne keine drei Worte reden, ohne zu fluchen oder irgendjemanden zu bele i digen ...«
»Oh.«
Beim nächsten Bissen fielen ihm zwei Gurkenscheiben und ein paar dünne Rotkohlstücke aus dem Brot, die er einzeln aufhob und zurückstopfte. Er versuchte, beim Kauen zu l ä cheln.
»Ist das so ein Image-Getue, was meinst du?«, fragte ich.
Bojan zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht ... aber ich denke, eher nicht.«
»Denk ich auch nicht«, kam es plötzlich von Sergio und wir drehten uns überrascht zu ihm um.
Ich sah ihn hoffnungsvoll an. Sein Mundwinkel zuckte kurz nach oben und sein Blick wirkte einen Hauch milder als noch vor wenigen Minuten.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf schief. »Er hat keinen Respekt vor niemandem«, sagte er.
»Wie oft sollst du gegen ihn sparren, Sergio?«, fragte B o jan.
»Ab morgen täglich, bis nächsten Samstag.«
Bojan runzelte skeptisch die Stirn. »Hast du eigentlich i r gendetwas von dem Ganzen?«
»Ich werde gut bezahlt.«
»Dafür, dass du sein Prügelknabe bist?«
»Wieso Prügelknabe?«
Bojan legte seinen Döner weg, wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und lehnte sich zurück. »Als Lexi geschl a fen hat, hab ich mal bisschen im Internet in den Foren rumg e stöbert. Vielleicht hättest du es auch tun sollen, bevor du e i nem solchen Deal zugestimmt hast!?«
Sergio sah seinen Cousin unbeeindruckt an. »Max hat mir alles erzählt, was ich wissen muss und mir außerdem die Wahl gelassen. Niemand hat mich gezwungen, Bo!«
»Das ist ja das Schlimme«, entgegnete Bojan. »Du tust es freiwillig. Was für ein Irrsinn, Alter! ... Also, willst du hören, was ich so alles herausgefunden hab?«
»Nein.« Sergio stöhnte missmutig.
Bojan ließ sich nicht aufhalten. »Ich erzähl‘s dir trotzdem! ... Sparring-Deals haben schon viele hoffnungsvolle Boxer ruiniert. Kann man alles nachlesen! Profi-Boxer von Wudniks Kaliber sind der Ansicht, dass nur harte, rücksichtslose Spa r rings gut auf einen richtigen Kampf vorbereiten können. Weißt du, was das heißt?« Bojan legte eine spannungsvolle Pause ein, doch Sergio zuckte nur gelassen mit den Schultern. »Gleich wirst du‘s mir sagen ...«
»Das heißt in deinem Fall, dass Wudnik, der Profi , einen Amateur wie dich ohne Gnade boxen wird und dir mal so n e benbei die Seele aus dem Leib prügelt. Und weißt du warum? Weil er es kann, verdammte Scheiße! Und weil er dafür b e zahlt hat! Du bist Anfänger, Sergio. Du hast null Erfahrung! Was ist denn das überhaupt für ein Manager, der dich so früh fürs Sparren freigibt?«
Sergio schüttelte genervt den Kopf. »Max kann mich schon gut einschätzen, Bo. Chill mal, ja. Was soll eigentlich diese ganze Predigt? Habt ihr beide das gemeinsam ausg e heckt?« Er warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, der mich völlig unvorbereitet traf.
»Wir ... wir haben ein bisschen über Wudnik recherchiert und machen uns Sorgen«, sagte ich schnell.
Sergio holte tief Luft und stieß sie laut wieder aus. »Unn ö tig, Lexi. Ich bin zwar neu im Boxen, aber ich hab zwei Jahre hyperbrutale Untergrund-Fights hinter mir. Ich hab meinen Fighter-Nick auch nicht grundlos. Wudnik kann mir gar nichts. Der kriegt sein Sparring, und zwar ohne Zurückhaltung meinerseits. Wenn er meint, ich bin zu unbequem zu boxen, kann er sich einen anderen suchen. Aber wie ich gehört hab, findet sich so leicht keiner mehr.«
»Sergio!« Bojan klang jetzt ernsthaft besorgt. »Der Mann ist seit sechs Jahren Profi und aktueller deutscher Meister. Das ist eine ganz andere Liga, verdammte Scheiße! Damit kannst du dich nicht vergleichen. Was redest du da überhaupt?
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