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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
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die Telefonistin die Zimmernummer von Mr. T.H. Musselman. Lauren legte wortlos auf und setzte sich in eine Nische, erschreckt und völlig durcheinander.
     
    In seiner Kommandozentrale im Hotel wurde Trigger Happy mündlich berichtet, daß sie in dem Café eingekehrt sei. Er verfolgte ihren Weg auf einer großen Karte an der Wand.
    »Sehen Sie«, sagte er zu Drissac. »Sie ging bis hierher und spannte den verdammten Regenschirm auf. Einen großen, schwarzen Männerschirm, nicht die Art, wie sie Frauen üblicherweise dabeihaben. Ein Zeichen. Und genau zehn Minuten später ruft sie jemanden an. Ein Zeichen für jemanden bei der CaCo, wo sonst?«
    Von seiner Seite aus studierte Drissac ebenfalls die Karte. Gerade Linie von dieser Ecke zur CaCo, und ein großer, schwarzer Schirm wäre von einem der oberen Stockwerke auf der Nordseite gut zu sehen. Er nickte bedächtig.
    »Wo, zum Teufel, steckt Pitts?« fragte Trigger Happy mürrisch.
    »Er wird sich melden«, sagte Drissac beruhigend. »Er steht in Bereitschaft, wartet ab. Entspannen Sie sich, Sir! Diesmal haben wir sie in der Zange.«
    »Möchte verdammt noch mal gern wissen, wen sie angerufen hat. Versuchen Sie, ob Sie irgend etwas darüber bei der CaCo in Erfahrung bringen können. Ist sie über die Vermittlung gegangen, oder hat sie direkt gewählt? Verdammt noch mal, warum hat sie nicht ihr eigenes Telefon benutzt? Weil sie Bescheid weiß, deshalb. Sie ist gerissen, Drissac. Zu gerissen. Das gefällt mir nicht.« Er drehte sich mit einem Ruck um, weg von der Karte. »Und warum nimmt man sie in der Klinik in Schutz? Tut so, als ob sie dort arbeitet, Patienten empfängt? Hah!« Sein Gesichtsausdruck war finster, als er seinen Assistenten ansah. »Die CaCo, die Klinik, wer noch alles, Drissac? Wie viele stecken noch mit in der Sache? Mein Gott, in welches Wespennest sind wir hier geraten?«
    »Sie hat ein Signal ausgesandt, und vielleicht hat sie auch eins empfangen«, sagte Drissac mit einem nicht weniger düsteren Gesicht. »Vielleicht hat sie gar nicht bei der CaCo angerufen, vielleicht hat sie ihn angerufen.«
    Trigger Happy nickte. »Die Jungs sollen ihre ganze Strecke von heute morgen überprüfen, jeden, mit dem sie unterwegs Kontakt hatte. Im Café. Jeden einzelnen, mit dem sie irgend etwas zu tun hatte! Sie befragen ihre Beobachter. Ich will genau wissen, wo sie stehengeblieben ist, wo sie auch nur gezögert hat, jede Person in einem der Geschäfte, der sie ein Signal gegeben haben könnte. Finden Sie heraus, ob irgendein Lastwagen neben ihr langsamer gefahren ist. Sie benutzen gern Lastwagen, diese ganze verdammte Bande.«
    Während ihres Gesprächs schweifte immer mal wieder der Blick des einen oder anderen zu dem kleinen Monitor mit der Radaranzeige. In der Wohnung tat sich nichts.
     
    Lauren trank Kaffee und zerteilte ein Stück Kuchen; sie holte ihr Notizbuch heraus und machte sich drei Spalten, drei Wenn-Dann-Gegenüberstellungen. Wenn Corky tot war, dann war er ein Geist, der sie verfolgte. Warum sie? Weil sie die letzte Person war, mit der er im Leben zu tun hatte. Er wollte, daß jemand seinen zu frühen Tod rächte. Er hatte einige Dinge noch nicht erledigt, um die sich jemand kümmern müßte. Er haßte sie. Sie lächelte leicht bei der letzten Version, doch als Möglichkeit konnte sie sie nicht ausschließen. Er wollte, daß jemand seine Familie benachrichtigte, seine Geliebte, sonstige Leute. Er wollte mit ihrer Hilfe seine Mörder dingfest machen. Sie konnte die Gründe gar nicht so schnell aufschreiben, wie sie ihr einfielen. War es reine Boshaftigkeit? Ein alberner Streich? Hatte er vielleicht jemand ganz anderes heimsuchen wollen und war zufällig bei ihr gelandet?
    Sie fuhr mit der nächsten Hypothese fort: Er war gar nicht tot, sondern nur während der meisten Zeit in Stücke aufgelöst. Sofort strich sie diese Version wieder aus. In Stücken bedeutete tot. Die Kellnerin schenkte ihr Kaffee nach; das Restaurant füllte sich langsam mit Mittagessensgästen. Sie starrte weiterhin ins Nichts und machte sich dann und wann eine Notiz.
    Die dritte Hypothese: Sie hatte wirklich einen Nervenzusammenbruch erlitten, und er war Teil einer weitreichenden Sinnestäuschung. Das ließ sich nicht von der Hand weisen. Es war durchaus möglich, daß die Erinnerung an die Rennbahnen, das Pferd, der Name des Jockeys irgendwo in ihr geschlummert hatte. Es war durchaus möglich, daß einer der Polizeibeamten den Namen Musselman erwähnt hatte. Warum war er in

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