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Verscharrt: Thriller (German Edition)

Verscharrt: Thriller (German Edition)

Titel: Verscharrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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Stock. Auf dem Weg zum Kampf ist er unter meinem Fenster stehen geblieben und hat gepfiffen. Ich hab ihm dann seine Tasche auf die Straße runtergelassen. «
    » Hat Bunny mal erwähnt, dass er sich mit einem kleinen Jungen aus New York trifft, ungefähr neun Jahre alt, blond, Hinkebein? «
    » Ich glaube, er war seit Jahren nicht mehr in New York. Nach dem Krieg durfte er als ehemaliger GI aufs College. Dann hat er geheiratet, wie wir anderen auch. Die Familie seiner Frau stellte Einweghandschuhe her, Frauen haben so was nachts angezogen, nachdem sie sich die Hände eingecremt hatten. Bunny hat das Unternehmen groß gemacht, ist in die Vorstadt gezogen und hat später dann sein Haus glücklicherweise rechtzeitig verkauft, als es noch was wert war. Ich wurde Anwalt und war damit sogar noch erfolgreicher. Erst als wir uns hier unten wiedergetroffen haben, sind wir so was wie Freunde geworden. Zum ersten Mal sind wir uns auf Augenhöhe begegnet, jedenfalls fast. Von einem Kind hat er nur einmal erzählt, als es darum ging, dass er irgendeinem Weibsstück finanziell aushelfen und das Schulgeld für ihren Sohn bezahlen wollte. Aber ich kann mich nicht erinnern, ob die aus New York kam. «
    » Und wie sah’s finanziell aus, kam Ben zurecht? «
    » Dem ging’s wunderbar. Er hat sich nicht viel aus Geld gemacht. Sie haben seine Wohnung ja gesehen. Die würde in meine Garage passen. Er wollte allen etwas beweisen, einen Standpunkt vertreten. ›Representing‹ – davon singen die Rapper auf den CD s meiner Enkelkinder. Bun hat das genauso gemacht. Er hat die Ecke East Fifth und Sparrow in South Newark repräsentiert. Dafür haben wir ihn alle geliebt. «
    » Wie haben Sie die Nachricht aufgefasst? «
    » Ich war am Boden zerstört. Was denken Sie denn? Und nicht, dass mir ein Urteil zusteht, ich kenne ja gar nicht alle Einzelheiten, aber ich war enttäuscht. In siebzig Jahren habe ich kein einziges Mal erlebt, dass er klein beigegeben hat. Das war einfach nicht sein Stil. Ich glaube, er hätte das gar nicht gekonnt, selbst wenn er gewollt hätte. «
    » Halten Sie den Selbstmord für inszeniert? «
    » Von wem? «
    Als der Kellner zum Tisch zurückkehrt, bestellt O’Hara einen Burger, Klinger Lachs. » Kann ich einen Salat dazu bekommen? « , fragt er.
    » Beim Special ist kein Salat dabei, Sir. Als Beilage haben wir Reis, eine Kartoffel oder das Gemüse von der Karte. Möchten Sie einen Salat extra bestellen? «
    » Nein, danke. «
    » Ach, kommen Sie, Sol « , sagt O’Hara. » Bestellen Sie den verdammten Salat. «
    Klinger wirft O’Hara einen bösen Blick zu und wendet sich erneut an den Kellner. » Wenn Sie in die Küche kommen und ein paar grüne Blätter, zwei Scheiben Tomate und vielleicht den ein oder anderen Pilz sehen, könnten Sie vielleicht einfach auf dem Teller neben dem Fisch ein Häufchen draus machen? «
    » Ein Häufchen? «
    » Ja. «
    » Das klingt aber sehr nach einem Salat, Sir. «
    » In Ihren Ohren vielleicht. «
    Der Kellner sieht O’Hara hilfesuchend an, aber O’Hara schaut an ihm vorbei ins leere Restaurant. Mit der langen Mahagonibar und den alten Filmplakaten könnte es sich in jeder amerikanischen Stadt außer New York befinden.
    » Zum Schluss « , fragt O’Hara, » war er noch voll da? Mental? «
    » Dem ging’s gut. Er hat immer noch jedes Kreuzworträtsel in Nullkommanichts gelöst. Das ist nicht wie heutzutage beim Boxen. Damals wussten die Jungs noch, wie sie Schlägen ausweichen. Sein Fluch war, dass er immer noch einen hochgekriegt hat. «
    Wieso sprechen Juden über Gutes immer so, als wär’s was Schlechtes? Was soll das bloß?
    » Ein siebenundachtzigjähriger Witwer, der noch einen hochkriegt, ist dazu verdammt, sich wie ein Schmock aufzuführen. Hätte sich Bun mit der alten Witwe oben drüber zufrieden gegeben, wäre ja alles in Ordnung gewesen, aber ihm schwebte natürlich was Jüngeres vor. Hat fest dran geglaubt, dass eine junge Frau ihn noch wollen könnte, und zum Schluss musste er Schulgeld für das Kind einer Fremden zahlen. Was seine Tochter mächtig genervt hat, und ich kann’s ihr nicht verdenken. «
    » Können Sie sich an irgendetwas in Zusammenhang mit dieser Frau erinnern? «
    » Ich glaube, es gab sogar zwei. Ich weiß nur noch, dass die eine schlechte Haut hatte. «
    » Woher wissen Sie das? «
    » Bun muss es mir erzählt haben. Er wollte damit beweisen, dass sie sich tatsächlich was aus ihm gemacht hat. Sie war zwar jung, viel zu jung für ihn, aber

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