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Verscharrt: Thriller (German Edition)

Verscharrt: Thriller (German Edition)

Titel: Verscharrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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Gestell zu erkennen. Eine Sekunde lang glaubt O’Hara, eine Gestalt auszumachen. Er oder sie ähnelt einem Gartenzwerg, aber O’Hara kann nicht sagen, ob es wirklich ein Mensch ist. Als sie sich die Augen reibt und zusammenkneift, ist es verschwunden. Hinter den Tischen, vor dem Gebäude steht die Weide, die Williamson beschrieben hat. Sie ist der mit Abstand größte und dickste Baum auf dem Gelände. Hinter dem Garten befinden sich vier Wohnhäuser, allerdings mit nur wenigen Fenstern zu dieser Seite hin. Die einzigen Fenster mit Blick auf den Garten gehören zu zwei Wohnungen in den oberen Stockwerken der Häuser auf der Nordseite der Sixth Street.
    Inzwischen kann O’Hara kaum noch etwas sehen, aber auch das ist eine Antwort. Sie hatte Jandorek im Revier abgesetzt und dann am Garten haltgemacht, um herauszufinden, ob sie das Geständnis des alten Junkies als unplausibel, wenn nicht gar unmöglich abtun konnte, aber das war nicht der Fall. Ein leiser Totengräber konnte hier in einer Sommernacht, wenn Bäume und Büsche so üppig und dicht wuchsen wie jetzt, mit Leichtigkeit eine Leiche unter einem Baum verschwinden lassen, ohne dabei gesehen zu werden. Vor siebzehn Jahren, als es noch nicht an jeder Ecke eine Bar gab, hätte er sogar ein ganzes Dutzend begraben können.

KAPITEL 5
    Der Überfall auf McBeth hat sich zwar nicht zum Mord ausgewachsen, war aber dennoch ein Tötungsversuch, und O’Hara widmet sich am darauffolgenden Morgen der Nachbereitung. Sie kehrt noch einmal ins St. Vincent’s-Krankenhaus zurück, wo sie erneut von Priestly abgefertigt wird und eine sehr knappe Auskunft von McBeths altmodischer Mutter erhält. Ihr Sohn, sagt sie, habe nicht die Absicht, in dieser Angelegenheit mit der Polizei zu kooperieren– das bedeutet, er wird sich selbst darum kümmern–, und da McBeth gerade mit seiner Bewährung durch ist, hat O’Hara keinerlei Handhabe, ihn umzustimmen. Jandorek verbringt den Vormittag damit, ein MTA -Video zu suchen, das den Angreifer zeigt, wie er nach dem Überfall in die U-Bahn flüchtet, kommt aber ebenfalls mit leeren Händen zurück und erkundigt sich um 13:15 Uhr bei O’Hara, ob sie Lust auf Mittagessen hat. » Ich dachte an ein schönes Stück Fisch « , sagt er.
    Dank Jandorek hat sich O’Haras Ernährung seit ihrem Weggang aus dem Siebten massiv verbessert. Statt Pizza auf einem Pappteller oder einer Portion Chinanudeln gibt es jetzt gegrillten Kabeljau in Reispapier, Penne arrabbiata, Schweinebauch oder gebackene Rote Bete. Soweit O’Hara das Spiel durchschaut, funktioniert das so: Jandorek geht in ein Restaurant, trinkt ein Glas Wein am Tresen und kommt mit dem Besitzer ins Gespräch, einem einsamen, überarbeiteten Einwanderer, der vor zwanzig Jahren aus Mazedonien, Weißrussland oder Albanien herkam, aber immer noch das Gefühl hat, mit einem Bein im Boot zu stehen. Weil er hundert Stunden die Woche arbeitet und statt seiner stämmigen Kindbraut die tätowierte Kellnerin fickt, hat er Eheprobleme, und Jandorek hört sich diese in allen Einzelheiten an. Wenn sich Jandorek müde vom Tresen erhebt, hat der Mazedonier einen neuen amerikanischen Freund, und zwar nicht nur einen echten Einheimischen, sondern einen Detective bei nichts Geringerem als der Mordkommission des NYPD , und zum ersten Mal seit zwanzig Jahren hat er das Gefühl, Fuß gefasst zu haben. Im Gegenzug kann Jandorek ein neues Restaurant in seine Liste aufnehmen, in dem er nicht mehr bezahlt als ein Trinkgeld.
    Heute allerdings lehnt O’Hara ab. Statt gegrilltem Heilbutt und einem Glas Rosé holt sie sich ein Putenbrustsandwich und ein Amstel in der Bodega an der Ecke Sixth Street und Avenue B, überquert damit die Straße und geht zum Eingang des Gartens. Das Wetter ist der Jahreszeit entsprechend heiß und schwül, und im gnadenlosen Mittagslicht sieht der Garten noch ungepflegter und chaotischer aus als in der Abenddämmerung. Das Tor ist nach wie vor verschlossen, aber eine Handvoll alternder East Village-Hippies, die vermutlich Gemeinschaftsmitglieder und deshalb in Besitz eines Schlüssels sind, sitzen drinnen an ein paar Picknicktischen. Schließlich gelingt es O’Hara, Blickkontakt zu einem Mann mit grauem Pferdeschwanz aufzunehmen.
    » Was ist los, können Sie nicht lesen? Der Garten ist nur an den Wochenenden öffentlich zugänglich. «
    O’Hara will sich nicht als Polizistin zu erkennen geben. Sie lächelt und hält ihr Sandwich und ihr Bier hoch. » Ihr brecht euch keinen Zacken aus der

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