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Verscharrt: Thriller (German Edition)

Verscharrt: Thriller (German Edition)

Titel: Verscharrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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Achsel kroch, fährt O’Hara durch ein ländliches Dorf in Westchester namens Waccabuc. Statt Dreifamilienhäusern reihen sich hier ein bis zwei Hektar große Grundstücke aneinander. Statt Lagerhäusern, Billigmotels und Sondermülldeponien findet man hier Hobbygärten, Frühstückspensionen und Pferdemist.
    Crisco wohnt mit ihrem Mann in einem weitläufigen, modernen Siebzigerjahre-Haus aus Stein, Zedernholz und Glas. In der Auffahrt stehen ein kleiner weißer Mercedes und ein schlammverspritzter GMC -Pick-up mit dem Schriftzug » T&C Contractors « . Sein Fahrzeug und ihres ergänzen einander aufs Vortrefflichste, das automobile Yin und Yang der gehobenen Vorstadt, doch O’Hara weiß, wie sehr diese Leute auf Laster und Transporter stehen. Arbeitsfahrzeuge sehen nach ehrlichem Handwerk aus, und es gibt immer einen guten Grund, weshalb sie in der Auffahrt einer älteren Person parken.
    Dank der Daten der beiden weiß O’Hara, dass vorgetäuschte Reparaturen im Haus das A und O des Betrugs an Senioren sind. Ein Typ klopft bei einem alten Mann an die Tür und bietet an, ein paar lose Dachziegel zu befestigen, dann luchst er ihm 3000 Dollar für zehn Minuten Arbeit ab. Oder jemand befreit die Auffahrt einer alten Dame von Ölflecken und berechnet ihr dafür einen Betrag, von dem sie diese auch neu hätte pflastern lassen können. Dank der Daten ist O’Hara auf dem neuesten Stand der Bescheißereien. » Als der Verdächtige angehalten wurde « , liest sich ein typischer Polizeibericht, » wurde auf der Ladefläche ein Kanister mit 20 Litern Asphaltversiegeler gefunden. Ebenfalls im Fahrzeug sichergestellt wurden neben verschiedenen Quittungen von Pfandleihern und einem Rezept für Xanax ein Funksprechgerät und ein Polizeifunkscanner, eingestellt auf San Antonio und Umgebung… «
    Die Dame des Hauses ist Ende vierzig, Anfang fünfzig, groß und attraktiv. Ihr Vorbau ist ausladend, und obwohl ihre Titten von überallher sein können, kommen ihr Blick und ihre Einstellung eindeutig von der Straße. Sie wirkt im malerischen Waccabuc ebenso deplatziert wie O’Hara selbst. » Ich bin Darlene O’Hara von der Mordkommission des NYPD « , sagt O’Hara und zeigt ihr goldenes Dienstabzeichen vor. » Schönen Gruß von Pizza. «
    Nachdem die Frau O’Hara verächtlich von oben bis unten betrachtet hat, bedeutet sie ihr einzutreten. Ein mit Steinfliesen ausgelegter Eingangsbereich führt in ein beeindruckendes Wohnzimmer auf zwei Ebenen, mit Blick auf einen See und sonst nichts. Keine Nachbarn weit und breit, nur zig Hektar freie Natur. Während Pizzas ärmliche Lebensumstände nur wenig Anreiz liefern, die Gesetze zu missachten, wirkt dieser Lebensentwurf hier definitiv überzeugender. Der Aussicht nach könnten sie sich auch tausend Meilen von New York entfernt befinden und nicht nur fünfzig.
    » Pizza ist voller Hass « , sagt Crisco.
    » Ich kann verstehen, warum. Wie viele alte Menschen mussten Sie übers Ohr hauen, um das alles hier zu bezahlen? «
    » Mein Mann ist als Landschaftsgärtner sehr erfolgreich. «
    » T&C Contractors « , sagt O’Hara. » Natürlich. Ich hab mir den Namen notiert, für den Fall, dass ich mal einen guten Handwerker brauche oder dem Finanzamt einen Tipp geben möchte. Im Moment allerdings würde ich mich gerne erst mal mit Ihnen über Benjamin Levin unterhalten. « O’Hara zieht das Bild des auf dem Badezimmerboden liegenden Levin aus der Tasche und legt es auf den Glastisch im Wohnzimmer. » Soweit ich weiß, waren Pizza und Sie ganz verrückt nach ihm. «
    » Ich bin diesem Mann in meinem ganzen Leben nicht begegnet. Ich war schon seit Jahren nicht mehr in Florida. Es ist zu deprimierend. Wenn ich Sonne brauche, fahre ich nach St. Bart’s. «
    » Möglich, dass Sie ihm nie begegnet sind, aber Sie haben ihm über hunderttausend Dollar abgeknöpft, und das weiß ich nicht nur von Pizza. Ich weiß außerdem, dass Sie diesen Jungen für Ihre Betrügereien benutzt haben, und er ist ebenfalls tot. «
    O’Hara zückt das Galeriebild von Hercules und legt es neben das Foto des alten Mannes.
    » Noch mal negativ « , sagt Crisco.
    » Den kennen Sie auch nicht? «
    » Natürlich nicht. «
    » Der Junge muss Ihnen wie ein Geschenk des Himmels vorgekommen sein. Mit seinem weißblonden Haar hätte ihn niemand auch nur eine Sekunde lang für einen Roma gehalten. Aber ich hätte gedacht, dass man ein solch wertvolles Werkzeug besser behandelt. «
    O’Hara nimmt Criscos spöttisches Grinsen ebenso

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