Verscharrt: Thriller (German Edition)
liegen zwei rechteckige Bündel in identischen roten Tüchern und verströmen einen berauschenden Duft. Während Marla missmutig dreinblickt, knotet O’Hara eines auf, und zum Vorschein kommt ein schmutziges Bündel Zeitungspapier.
» Ja so was, Miss Marla, hier ist ja nur wertloses Papier drin! Kein Wunder, dass ich das Bündel nicht vor Montag aufmachen sollte. «
Jetzt öffnet O’Hara das zweite Päckchen, das sie unter Marlas Hintern fand, nachdem sie diese von ihrem Stuhl gezogen und über ihre Rechte belehrt hatte. » Übrigens Marla, was ist das für ein Duft– Shalimar? «
» Tommy Hilfiger. «
» Ach, ja? Riecht grauenhaft. «
In diesem Tuch liegt das Geld für die Miete, und O’Hara zählt alles bis auf den letzten Schein. » Alles da– fünftausenddreihundert. Da es sich um einen Betrag von über dreitausend Dollar handelt, klagen wir Sie des schweren Diebstahls an. Sie werden eine Weile verschwinden. «
» Was wollen Sie von mir? « Etwas früher am selben Abend hatte sich O’Hara in drei weiteren Salons des Viertels beraten lassen, und im Haftraum schmoren bereits Dame Olga, Madame Irma und Lady Nadia. Als O’Hara Marlas Fingerabdrücke nahm, führte sie sie absichtlich an der überfüllten Zelle vorbei.
» Informationen « , sagt O’Hara, » über diese beiden. « Sie nimmt die Tücher vom Tisch und schiebt ihr die Fotos zu, die ihr Wawrinka geschickt hatte.
» Dieser hier nennt sich Johnny George, George Johns, Skigo oder Fudgsicle, der hier Nick Adams, Nick Miller, Tom Marks und Popsicle. Fudgesicle und Popsicle sind ein Diebesduo und operieren außerhalb der Stadt. Manchmal mit diesem Jungen zusammen. « O’Hara legt noch ein Foto von Hercules dazu. Allein der Anblick des Fotos von Herc neben den beiden anderen pisst O’Hara schon gigantisch an.
Marla beugt sich darüber und betrachtet die Bilder ebenso demonstrativ intensiv wie zuvor O’Haras Handfläche. Doch dieses Mal ergebnislos. » Ich hab keinen von denen je gesehen. Da bin ich sicher. «
» Wirklich? Fotos von einem so auffälligen Paar helfen Ihrem Gedächtnis kein bisschen auf die Sprünge? «
» Nein. «
» Und der blonde Roma-Junge? Wahrscheinlich gibt es davon so viele, dass man sie kaum auseinanderhalten kann. Marla, allmählich glaube ich, dass wir beide uns sehr ähnlich sind: Sie sind sich auch selbst Ihr schlimmster Feind. «
» Ich habe keinen von denen je gesehen oder von ihnen gehört. Ich schwör’s. «
» Wie sieht es aus mit zwei Romi, die mit Ihnen zusammen arbeiten? Eine hat Pickel, die andere ist ein heißer Feger? Beide haben denselben alten Mann geprellt und dafür den Jungen benutzt. «
Marla macht ein Zeichen, dann tut sie so, als würde sie über ihre Schulter spucken. » Mit Dieben gebe ich mich nicht ab. «
» Sind Sie was Besseres als die? «
» Ich breche nicht bei Leuten ein. «
» Nein, das wäre schlechtes kasa « , sagt O’Hara und bringt ein Wort ein, das sie im Netz aufgeschnappt hat.
» Sprechen Sie Romani? « Eine Sekunde lang scheint die Angst in ihren Augen beinahe echt.
» Marla, in einem Punkt bin ich einer Meinung mit Ihnen. Ich finde auch, dass Sie nicht so schlimm sind wie die beiden. Das sind Drecksäcke. Sie sind eine Gaunerin. Aber wir haben jetzt zwanzig nach elf am Freitagabend und das Einzige, was Sie mir verraten haben, ist der Name von Tommy Hilfiger. Das bedeutet, dass Sie das Wochenende hier im Revier in Untersuchungshaft verbringen werden. Waren Sie schon mal am Wochenende hier? Das ist ein Warenhaus der verlorenen Seelen. Die Menschen schreien und streiten, verrichten ihr Geschäft direkt vor Ihnen. Montag, wenn Sie’s so lange durchhalten, werden Sie nach Rikers gebracht, und auch da ist es alles andere als angenehm. Lauter Menschen, die nichts zu verlieren haben. «
» Weil ich Ihnen aus der Hand gelesen habe? «
» Wegen schweren Diebstahls. Aber vor allem deshalb, weil Sie mich angelogen haben. «
» Ich kenne die Kerle nicht. Keinen davon. «
O’Hara greift über den Tisch nach Marlas ungefesselter Hand und dreht ihre Handfläche nach oben. » Ich sehe Schreckliches auf Sie zukommen, Marla. Das haben Sie nicht verdient. Blut und Tod… naja, nicht alles ist schlecht. Ich sehe auch viel Schönes… Liebe zum Beispiel. «
» Wirklich? «
» Ah, eine sehr große Liebe. Eine Afro-Amerikanerin. Sie wird sich Ihnen in der Dusche vorstellen und fünf ihrer Freundinnen werden Ihnen was Scharfes an die Gurgel halten… danach verschwimmt alles im
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