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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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könnte. Mein Mann mit ihr? Nie. Außerdem war sie ja viel zu jung für ihn, erst gegen dreißig, der Typ war er nicht.«
    »Die ältere Sprechstundenhilfe, die mit den kurzen dunklen Haaren, hat etwas von einem lautstarken Streit zwischen den beiden erzählt, danach sei Nicole Frohner heulend davongelaufen und er habe sie gekündigt. Sie scheint ihre Kollegin nicht so besonders gemocht zu haben. Sie hat gemeint, irgendwie habe sie sich für etwas Besseres gehalten und nie so wirklich dazugepasst.«
    Gerda schüttelt den Kopf: »Das sind doch bloß Eifersüchteleien zwischen den Sprechstundenhilfen, nicht mehr. Und Tessa Deichmann war schon immer eine Giftspritze – aber sehr gut in ihrem Beruf. Und sehr zuverlässig.«
    »Deinem Mann ergeben«, präzisiere ich.
    »Das auf alle Fälle. – Habt ihr mit Nicole Frohner gesprochen?«
    »Noch nicht. Sie wird sicher, wie die anderen Praxismitarbeiter auch, von der Polizei vernommen worden sein.«
    »Wenn sie dort tatsächlich nicht mehr gearbeitet hat … Ich weiß nicht.«
    »Wir werden es bald erfahren.«
    »Soll ich ihre Adresse heraussuchen? Es würde mich schon interessieren, warum er sie gekündigt haben soll.«
    »Ich habe die Adresse, zu mir war die Giftspritze recht freundlich.«
    Gerda steigt abrupt aus dem Wasser und hüllt sich in ein dickes Frotteetuch. »Ihr habt wirklich gründlich ermittelt«, sagt sie. »Aber ich bitte euch: Lasst Peter und meine Kinder in Ruhe, es ist auch so schon schwer genug.«
    Ich klettere die Marmorstufen hinauf, nach dem warmen, schmeichelnden Wasser schaudert mir vor Kälte. »Wirst du mit Peter über sein Treffen mit deinem Exmann reden?«
    »Was glaubt ihr denn? Dass ich vor ihm Geheimnisse habe?«
    Ich bin mit dem Auto auf dem Weg zurück in die Redaktion und formuliere im Geist einen Absatz für meine nächste Fitnessreportage. Sie soll auch eine Passage über Fitnesscenter und Sporteinrichtungen als Plätze zur informellen Geschäftsanbahnung enthalten. Und ich habe ein Interview mit der Vorsitzenden der Katholischen Frauen, die dem ganzen Fitness- und Wellness-Boom eher skeptisch gegenübersteht. Wieder eine Methode, um Frauen auf ihren Körper zu reduzieren und ansonsten ruhig zu stellen. Das hat schon was, auch wenn die vielen im get.moving schwitzenden Männer offenbar gerade dabei sind, auf dem Sektor Schönheitsstress aufzuholen.
    Das Mobiltelefon. »Hallo Mira«, höre ich Oskar, ganz offensichtlich ist er nicht im Stress und bester Laune. »Wir sollten dringend einkaufen gehen.«
    So etwas habe ich von ihm noch nie gehört, üblicherweise hat er für Einkaufen nicht wirklich was übrig – ganz anders als ich.
    »Viel Zeit haben wir ja nicht mehr«, plaudert er weiter. »Ich stehe im Z & K, ich bin mit einem Klienten früher fertig geworden und dachte mir, wenn du vielleicht auch Zeit hast … Weißt du, ein dunkler Anzug ist bei mir ohnehin angesagt, kein allzu feierlicher, eben einer, den ich später auch bei Gericht bei wichtigeren Verhandlungen tragen kann oder am Abend.«
    »Ein dunkler Anzug?«, frage ich zurück, und mir schwant Übles.
    »Na ja, wir werden nicht nackt gehen können bei der Hochzeit.«
    Ich muss mir was einfallen lassen, um das Schlimmste zu verhindern. Das Z & K ist eines der traditionellen Nobelgeschäfte in Wien, alles, was man dort kaufen kann, finde ich nicht nur abartig teuer, sondern auch extrem öde.
    Ich wende abrupt, höre ein paar unflexible Menschen hinter mir hupen und fahre in die Operngarage. Auch die ist mir üblicherweise zu teuer, aber was soll’s.
    Ich eile die Kärntner Straße entlang, umschiffe Touristengruppen und Performancekünstler, haste durch das chromglänzende Portal von Z & K – drinnen feierliche Ruhe und Verkäufer, die aussehen, als wollten sie zu einer Gala in der Staatsoper. Ich sehe mich gehetzt um. Einer dieser aufpolierten Herren kommt auf mich zu und fragt mit hochgezogener Augenbraue: »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich suche … jemanden.« Wie soll ich sonst sagen: meinen Freund? Dazu bin ich zu alt, außerdem, was gehen den meine Familienverhältnisse an? Meinen Verlobten? Wir haben uns zum Glück nicht formell verlobt, sonst würde ich beinahe schon in Geschäfte wie dieses hier passen. Oskar? Zu privat. Dort hinten steht er. Er dreht sich wie ein Tanzbär in Socken und Anzug vor dem eindrucksvollen Kristallspiegel. Hier ist wirklich an nichts gespart worden, aber warum auch, die Kunden zahlen es ja.
    Er entdeckt mich, kommt mir einige Schritte

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