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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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doch gelungen, ihn aus der Reserve zu locken. Fast zufrieden verziehe ich mich in ein Eck mit Hüten und lausche dem Freizeichen.
    »Valensky?«, sagt meine Mutter, es klingt wie eine Frage.
    »Hallo Mama.«
    »Dass du dich wieder einmal meldest …« Das hört sich wie ein Vorwurf an, aber ich sollte wohl nicht in alles etwas hineininterpretieren.
    »Ich hatte in letzter Zeit ziemlich zu tun, du kannst ja auch anrufen.«
    »Ja, äh … Ich habe auch immer zu tun. Ich habe deinen Artikel über Terrorismus gelesen. Du bist aber nicht mit solchen Leuten in Kontakt, oder?«
    Doch, Mama, ich bin eine der besten Freundinnen von Osama bin Laden. Ich kann es gerade noch hinunterschlucken.
    »Weil das ist noch viel gefährlicher als deine kriminalistischen Aktionen«, fährt sie fort. Kein Wort darüber, ob ihr mein Leitartikel gefallen hat.
    »Nein, ich habe nichts mit Terroristen zu tun, nur mit Terrorbekämpfern.«
    »Na Gott sei Dank. – Und sonst, geht es dir gut?«
    »Ja. Wir werden heiraten.«
    Funkstille, dann: »Das ist … einer deiner Witze.«
    »Ist es nicht. Oskar und ich werden heiraten. Und zwar schon in drei Wochen, am siebzehnten. Ohne großes Trara.«
    Meine Mutter räuspert sich. »Bekommst du … ein Kind?«
    »Mutter, ich bin dreiundvierzig. Und ich weiß schon ein paar Jahrzehnte lang, wie man es anstellt, damit man nicht schwanger wird. Nein, ich bekomme kein Kind. Ich dachte, du freust dich.«
    »Ich freue mich auch, Oskar ist so ein netter Mann. Ich kann es bloß nicht glauben. – Und er heiratet dich? Und wieso sagst du das erst jetzt? Ihr habt das doch sicher schon lange geplant.«
    »Haben wir nicht. Es ändert sich nichts, wir machen unsere Beziehung einfach offiziell, das ist alles.«
    »Ich hole Papa.«
    Nicht auch das noch.
    »Wird auch Zeit, dass du das schlampige Verhältnis in Ordnung bringst«, brummt er anstelle einer Begrüßung. »Herzlichen Glückwunsch. Auch an Oskar. Ich weiß nicht, ob du ihn verdient hast.«
    »Jedenfalls war es seine Idee, zu heiraten.« Stimmt zwar nicht ganz, aber wenn er die Idee nicht konsequent weiterverfolgt hätte …
    »Wir werden natürlich die Kosten für die Hochzeitsfeier übernehmen, wie es sich gehört«, spricht Vater, der Charmebolzen. »Ich wünsche dir alles Gute.«
    »Es wird ohnehin kein Riesenfest, wir feiern in einem Heurigen in den Weinbergen, ich koche teilweise selbst und …«
    »Hättet ihr nicht herkommen und uns das persönlich sagen können, so wie es üblich ist?«
    »Ich bin dreiundvierzig und Oskar achtundvierzig.«
    »Das weiß ich. Aber du bist trotzdem unsere Tochter.«
    »Er hätte formell bei dir um meine Hand anhalten sollen? Vater, über meine Hand und den Rest entscheide ich selber, und das schon eine ganze Zeit lang.«
    »Der Form halber hätte es nicht geschadet«, setzt er nach.
    »Oskar wäre ohnehin gerne zu euch gefahren, aber ich habe momentan so wenig Zeit.«
    »Weiß es seine Mutter schon?«
    »Ja, sie lässt euch herzlich grüßen.«
    »Wann hat sie es erfahren?«
    »Gestern Abend.«
    »Und warum konntest du nicht gestern Abend anrufen?«
    »Weil ich im Stress war, Vater. Wir werden eine schöne, entspannte Hochzeit feiern, okay?«
    »Ja«, das klingt schon milder, »du bist eben unsere einzige Tochter.«
    »Dann freut euch mit mir.«
    »Tun wir, tun wir. Hinter mir steht deine Mutter und will unbedingt noch etwas sagen.«
    »Werde glücklich, Maria«, sagt sie, und allein beim Namen schaudert mir. Zum Glück hat der Pfarrer in meiner Taufurkunde versehentlich »Mira« statt »Maria« geschrieben, aber wenn es festlich wird, besteht meine Mutter noch immer auf Maria, »dem heiligsten Namen unserer Gottesmutter«.
    »In welcher Kirche werdet ihr eigentlich heiraten?«, fährt sie fort.
    »Wir werden standesamtlich heiraten.«
    »Ja, natürlich. Und in welcher Kirche?«
    »In gar keiner, nur standesamtlich.«
    »Dann … zählt das nicht vor Gott.«
    »Aber immerhin vor den Menschen. Mama, wir sind eben nicht besonders katholisch. Und kannst du dir mich in einem langen weißen Kleid vorstellen?
    »Es müsste ja kein langes Kleid sein …«
    »Du wirst sehen, es wird ein wunderbares Fest.« Ein wenig habe ich das Gefühl, ich muss mich selbst davon überzeugen.
    Oskar tanzt in einem schwarzen Leinenanzug zu mir herüber, ich habe einen Geistesblitz: »Mama, da ist Oskar, er will noch kurz mit dir reden, ciao, wir hören voneinander.«
    Und schon drücke ich ihm das Mobiltelefon in die Hand und höre, wie er

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