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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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nichts davon gewusst?«
    »Nein. Ich schwöre es. Er war in finanziellen Dingen immer eher ein Eigenbrötler. Ich habe ihn da auch nicht viel gefragt.«
    Eine enorm dicke Frau in kurzen Hosen rempelt mich an und sagt: »Sorry.«
    »Wo war die Police?«
    »Die haben wir nach wie vor nicht entdeckt. Und das bei seinem ausgeprägten Ordnungssinn … Aber die Versicherungsgesellschaft hat einen Überweisungsschein über die fällige Prämie in die Ordination geschickt, so sind wir dahintergekommen.«
    Ich weiß nicht, ob ich ihr gratulieren soll.
    »Ich habe Zuckerbrot angerufen. Ich weiß, dass das wieder ein Punkt gegen mich ist.«
    »Eine halbe Million Euro ist eine Menge Geld. Und ein Motiv.«
    Gerda seufzt: »Das ist mir klar. Und mir ist auch klar, dass er bloß nicht mehr dazu gekommen ist, die begünstigte Person auf der Police zu ändern. Er hätte mir mit Sicherheit keinen Cent vermachen wollen.«
    »So gesehen: Glück gehabt«, sage ich und denke mir: Ein guter Grund, ihn vor der gerichtlichen Vermögensaufteilung ums Eck zu bringen.
    »Die Versicherung zahlt sowieso nicht, solange ich unter Verdacht stehe.«
    »Du musst weiter nach der Police suchen, vielleicht hilft uns der Ort weiter, an dem wir sie finden. Vielleicht hat er eine Notiz gemacht. Etwas, das dich entlastet. Ich werde fragen, ob Vesna helfen kann.«
    »Ist sie da? Gib sie mir, vielleicht fällt ihr etwas ein, gehört ja zu ihrem Job.«
    Ich weiß nicht, was Privatdetektiven um so viel mehr als mir zu verschwundenen Policen einfallen sollte. »Sie ist nicht da«, sage ich bloß.
    »Du sollst nicht alleine unterwegs sein.«
    »Mein Bodyguard kommt gleich, ich helfe euch suchen, vielleicht geht es sich heute noch aus«, erwidere ich, lege auf und bleibe gedankenversunken im Tourismusgewusel stehen.
    Ich glaube auch, dass er Gerda keinen Cent hinterlassen wollte. Am nächstliegenden wäre es also gewesen, die Police auf die Kinder umschreiben zu lassen. Dafür wäre bloß ein rascher Besuch bei seinem Versicherungsberater notwendig gewesen. Ist aber offenbar nicht geschehen. Man muss mit ihm sprechen. Aber was, wenn Hofer eine andere Frau als Begünstigte eintragen lassen wollte? Damit hätte er wohl sicherheitshalber gewartet, bis auch die Vermögensaufteilung vorbei ist. Nur keinen Staub aufwirbeln, wer weiß, welche Meldepflichten Versicherungsgesellschaften haben. Oder was sonst durchsickert. Er hat ja nicht vermuten können, dass er das nicht mehr erlebt. Also könnte er die Police so lange versteckt haben.
    Beinahe hätte ich übersehen, wie sich mir ein Mann im Rückwärtsgang gefährlich nähert.
    »He!«, sage ich.
    Er dreht sich empört um, die Kamera noch immer am Auge. Dann entdeckt er das Farbenspiel auf meiner Wange und macht den Mund auf. Offenbar glaubt er, dass Zusammenstöße zwischen Stephansplatz und Stock-im-Eisen-Platz gefährlicher sein können als gedacht. »Scusi«, sagt er, macht eine kleine Verbeugung und verzieht sich rasch.
    Vielleicht hat Gerda die Police ohnehin, und sie führt uns nur an der Nase herum, tut so, als hätte sie von nichts gewusst. Der Überweisungsschein ist an die Ordination gegangen, also kann ihn der Hinterlassenschaftsverwalter gesehen haben, und sie musste jetzt damit rausrücken, überrascht tun … Und was ist mit Nicole Frohner? Vielleicht liegt die Police bei ihr. Wenn sie doch ein Verhältnis mit ihrem Dr. Hofer gehabt hat … Aber wie passt das mit der Kündigung zusammen? Ich bin mir fast sicher, dass die Kündigung nicht von ihr ausgegangen ist. Warum sollte sich die andere Sprechstundenhilfe den Streit zwischen ihr und Dr. Hofer ausgedacht haben? Aber warum lügt Nicole Frohner?
    Er könnte die Police auch in einen Safe gelegt haben. Der Safe in seiner Bank ist von der Hinterlassenschaft bereits geöffnet worden, da war nichts dabei. Man müsste nach Schlüsseln in der Ordination Ausschau halten, aber auch die ist ja schon durchsucht worden.
    Jetzt sehe ich Vesna auf mich zusteuern, sie umkreist den Fremdenführer, der mit einem schwarzen Regenschirm in den blauen Himmel sticht, kollidiert beinahe mit einigen Japanern, die mit offenem Mund hinüber zum Turm des Stephansdoms starren.
    Ich berichte ihr kurz, und zumindest in einem Punkt sind wir uns sicher: Dr. Hofer hatte nicht vor, Gerda das Geld aus der Lebensversicherung zukommen zu lassen.
    Dann gehen wir auf die Jagd nach einem Hochzeitskostüm für mich und einem Trauzeuginnenkostüm für sie, sie soll Oskar beistehen, oder wie immer

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