Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
Vom Netzwerk:
überwiegen – egal, was Spötter wie Droch dazu sagen.
    Ich rufe diesen Michi an, wie die meisten Kids hat er das Mobiltelefon ständig neben sich und geht sofort dran. Bei der LAN-Party, wann sei Philipp da gekommen?
    »He, was soll das? Sind Sie von der Polizei?«
    »Bin ich nicht, nur eine Privatermittlerin.«
    Das macht auf ihn sichtlich Eindruck. Also angefangen habe man um zehn am Abend, man spiele im Internet, und ab dieser Zeit seien dann schön langsam die besseren Typen online.
    »Und wann ist Philipp gekommen?«
    »Kurz vorher, denke ich einmal.«
    »Denkst du oder weißt du?«
    Funkstille. »Weiß ich. Meine Freundin hat nämlich schon gemeint, der verspätet sich sicher wieder, der hat überhaupt kein Zeitgefühl. Aber kurz vor zehn war er da.«
    »Und war irgendetwas besonders an ihm?«
    »Was soll besonders an ihm gewesen sein?«
    »War ja nur so eine Frage. Wenn dir etwas einfällt …«
    »Ja klar, ich kenn mich aus, dann melde ich mich. – Hat er was mit dem Tod seines Vaters zu tun?«
    »Quatsch. Ich geb dir meine Nummer.«
    Am Herd zischt es, ein verführerischer Duft zieht zu mir herüber. Es sieht so aus, als wollte Philipp, dass ich weiß, dass sein Alibi nichts taugt. Will er noch immer seine Mutter schützen? Oder ist er viel raffinierter, als wir gedacht haben?
    Ich wähle seine Nummer. »Du bist erst kurz vor zehn zur LAN-Party gekommen«, sage ich ohne Einleitung.
    »Ich dachte … es ist etwas vor neun gewesen. Wer weiß, ob Michi richtig auf die Uhr gesehen hat.« Es scheint ihm komplett gleichgültig zu sein. »Vielleicht habe ich auch die Zeit übersehen«, fährt er fort, »das kann mir schon mal passieren. Danach war ich jedenfalls bei Michi, und bei ihm habe ich auch gepennt.«
    Okay, ich werde mich von dir nicht ablenken lassen. Außerdem sind die Steaks jetzt fertig.
    Am nächsten Morgen trotte ich zu meinem Wagen. Der Chefredakteur hat mich dazu verdonnert, Eds sexualwissenschaftliche Reportage zu überarbeiten: »Wo Sie doch so an dem Thema interessiert waren.« Ich habe gestern nur einen raschen Blick auf den Text geworfen, und was ich gelesen habe, lässt sich so zusammenfassen: null Prozent Wissenschaft, hundert Prozent schmierig-spekulative Sexgeschichte, verbrämt durch eine eher seltsame Diplomarbeit. Ich habe nichts gegen eine saftige Geschichte, aber die Heuchelei, mit der man so tut, als ginge es bloß um die Rettung des Studienfachs Sexualwissenschaften und um ein empörendes Beispiel für Kürzungen im Universitätsbudget, nervt.
    Ich steige ein, starte. Irgendein Idiot hat mir wieder einmal einen Werbezettel hinter den Scheibenwischer geklemmt. Ich schaue genauer. Diese Buchstaben kenne ich. Ich springe aus dem Auto, sehe mich um. – Wen will ich entdecken? Da ist nichts und niemand Verdächtiger. Nur Menschen am Morgen eines Arbeitstages.
    Ich setze mich wieder ins Auto und lese: »ICH HABE DIE POLICE HEUTE 16 UHR STEINBRUCH ALLEINE«.
    Ich überlege: Wer weiß von der Sache mit der Police? Eigentlich kann mir die Police egal sein, die Versicherung hat das Original. Aber ich habe das Spiel satt. Ich muss Vesna erreichen. So dumm, allein hinzufahren, bin ich nicht. Vielleicht werde ich beobachtet. Also telefoniere ich erst einmal nicht, sondern fahre in die Redaktion.
    »Man will dir Falle stellen«, sagt Vesna aufgeregt, als ich sie von der Redaktion aus anrufe.
    »Das ist gut möglich, aber du wirst mitkommen und ich werde vorsichtig sein, und irgendwie glaube ich nicht, dass wir es mit dem Mörder zu tun haben.«
    »Mit Mörderin?«
    »Weder noch. Natürlich kann ich mich täuschen, aber … Ich will rausfinden, was das mit den Drohbriefen soll.«
    »Du bist sicher, dass du das möchtest? Denk an deinen Kopf.«
    »Ja.«
    »Okay.«
    Vorsichtshalber treffen wir uns nicht, sondern hecken am Telefon einen Schlachtplan aus. Und ich gebe ihr sämtliche Nummern von Zuckerbrot.
    Wenn ich an den Abgrund im Steinbruch denke … Egal, ich habe mich entschieden. Die Drohbriefe gehen mir auf die Nerven. Und dass mich Oskar und Vesna rund um die Uhr vor einem neuerlichen Angriff beschützen wollen, auch. Und: Seltsamerweise will ich die Sache noch vor der Hochzeit geklärt haben. Mir kommt eine Idee, etwas, woran ich noch nicht gedacht habe: Bruno. Kann jemand so durchknallen, nur weil er abgewiesen wurde? Was für ein Wort: »abgewiesen«. Aber egal, ich werde mir ansehen, wer oder was da kommt.
    Trotzdem bin ich den Rest des Tages ziemlich nervös. Ich mache Ed zur

Weitere Kostenlose Bücher