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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
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ich mit dir rede, du Schnepfe.«
    Der Schlag kam unerwartet, noch während sie ihm den Blick zuwandte. Mit der flachen Hand traf er sie auf Jochbein und Wange. Sie stieß einen Schrei aus.
    »Dein Freund«, setzte er an und holte mit dem Handrücken aus, eine achtlose Bewegung, die ihn keinerlei Mühe kostete, »hat immer noch nichts von sich hören lassen.«
    Der dritte Schlag folgte quasi auf der Stelle. Ihr Kopf schlackerte zur Seite. Sie schmeckte Blut im Mund und schrie auf.
    »Und dann kriege ich nichts als Klagen über dich zu hören, verdammt!«
    Handfläche, Handrücken, Handfläche und so in einem fort. Der Schmerz zog bis in Nacken und Rückgrat hinein, die in ihrer durch die Fesselung bedingten unmöglichen Haltung sowieso quasi keinen Spielraum mehr hatten.
    Das würde sie nicht lang durchhalten. Das machte ihr Körper nicht mit. Wenn er nicht bald aufhörte, brach er ihr das Genick. »Nein«, schrie sie, »ich kann …«
    »Dumme Schnepfe!«
    Er sprang auf.
    Sie hörte ihn schnauben und schwer atmen. Aus dem Nichts heraus traf die Spitze seines braunen Adidas-Schuhs ihren Oberschenkel. Ein gemessener, gezielter Tritt, als schösse er einen Ball weg, mit Schwung aus dem ganzen Körper heraus. Dann holte er mit dem anderen Bein aus.
    Ihre Muskeln schienen zu reißen, der Knochen darunter schien aufzubrechen. Der Schmerz schoss gellend durch ihren Leib. Das Zimmer wirbelte im Kreis um sie herum.
    »Halt dein Maul!« Er brüllte, um ihr Schreien zu übertönen.
    Nein, das konnte nicht sie sein, die da schrie. Das war überhaupt kein menschlicher Laut. Es klang wie ein Tier in Todesnot. Ein gequältes Jaulen, ein schrilles, lang gezogenes Kreischen. Es klang abscheulich.
    »Halt dein …«
    Ein heftiger Tritt in den Bauch machte dem Ton ein Ende.
    Er machte auch allen anderen Schmerzen ein Ende. Sie spürte nur noch den glühenden Feuerball in ihrem Bauch.
    »… verdammtes Maul!«
    Stille.
    Nur noch Stille.
    Es war eine seltsame Wahrnehmung. Ihr Körper war noch da, zuckte unter den Schlägen und Tritten zusammen, aber er war nicht mehr ihrer, stand nicht mehr mit ihr in Verbindung. Die Tritte trafen nicht sie, sondern nur einen Haufen Fleisch und Knochen, dort auf der Matratze. Sie schwebte über sich selbst, glitt durch den Türspalt, durch die Mauerritzen nach draußen, nach oben, immer höher, in den blauen Himmel hinein, zu den Vögeln und Wolken.
    Fort.
    Zwei Hände umklammerten unsanft ihr Gesicht und schüttelten ihren Kopf hin und her. »O nein, das könnte dir so passen. Du bleibst bitte schön wach, verstanden? Stay with me! «
    Kein Anschluss unter dieser Nummer.
    Nicht zu Hause.
    Ich bin nicht da.
    Eine Hand zwängte sich zwischen ihre Beine. Griff in den Schritt ihrer Jeans und fing an dem steifen Stoff zu zerren an. Er riss wie ein dünnes Leinentuch.
    Blinde Panik durchlief ihren Körper. Sie sperrte die Augen auf. »Nein«, schrie sie heiser, »nein!«
    Er legte ihr eine Hand über Mund und Nase, sodass sie fast keine Luft mehr bekam. Brachte sein Gesicht ganz nahe an ihres, sah sie forschend an. Seine Stimme klang nun ganz leise. »Wenn ich noch ein Mal zu hören bekomme, dass du hier abzuhauen versuchst, dann passiert was, was noch viel schlimmer ist als die paar Schläge.« Seine Hand glitt langsam über ihre Scham, dann kniff er hinein. »Kapiert?«
    Sie zitterte am ganzen Leib, klapperte mit den Zähnen.
    »Ich habe gefragt, ob du’s kapiert hast.«
    Sie versuchte zu nicken, fand sich aber in ihrem eigenen Körper nicht mehr zurecht. Sie hatte keine Ahnung, wo oben und unten war, wo sie selbst war, welche Signale sie an ihren Kopf senden musste.
    Ein Schlag auf die Wange. »Du hältst dich von jetzt an gefälligst zurück. Klar?«
    »Klar.« Das Wort mischte sich mit Spritzern von Speichel, Blut oder Erbrochenem.
    »Klar was?«
    »Ich hau nicht ab, wirklich nicht«, flüsterte sie. Das »w« hörte sich komisch an, eher wie ein »b«. Ihre Lippen waren geschwollen, und ihre schmerzhaft pochenden Wangen glühten. Sämtliche Nervenenden in ihrem Körper schienen gerissen zu sein und nun mit unsichtbaren Drähten an denen ihres Halses und Rückgrats zu ziehen. Der Feuerball in ihrem Bauch glühte nach.
    Er stand auf und sah auf sie hinunter. Ausdruckslos. Weder mitleidig noch amüsiert. »Schön.«
    Noch einige Minuten lang blieb er so stehen, schweigend, beobachtend. Dann ging er zur Tür. Kurz vor dem Hinausgehen drehte er sich noch einmal um. »Es gibt hier Leute, die der Meinung

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