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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
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ihr Mann, falls er je dahinterkommen sollte, klug und versöhnlich wäre, denn im Großen und Ganzen war sie wirklich ein Prachtweib.
    Wie auch immer, es tat nichts zur Sache. Noch eine einzige Nacht mit Martha, noch eine einzige vom Wahnsinn beherrschte Nacht. Morgen würde er dann Kurs auf Südfrankreich nehmen und herausfinden, wer S. H. Flint war.
     

26
     
    Es war ein übersichtliches Stadtviertel mit gerade durchgezogenen Hauptstraßen und im rechten Winkel dazu angelegten verkehrsarmen Seitenstraßen. Vor allem Reihenhäuser aus den siebziger Jahren mit sonnendurchfluteten, länglichen Wohnzimmern und Vorgärten. Nutzlos gewordene Eisenbahngleise dienten als Trennmarkierung zwischen den Grundstücken. Es wohnten hier vor allem traditionelle Familien: Der Mann sorgte für das Familieneinkommen, die Kinder gingen zur Schule, Gebrauchtwagen standen vor der Tür und dazu passende Foxterrier liefen herum. Samstagnachmittags wuschen die Leute entweder ihre Autos, oder sie waren als Zuschauer beim Amateurfußball.
    Auch in der Nummer 17 hätte man so eine ganz normale Familie erwartet. Stattdessen wohnte dort der Informant namens Charlie, der in Wirklichkeit Robby Faro hieß.
    Seiner Akte zufolge war er siebenundzwanzig Jahre alt, weiß, in den Niederlanden zur Welt gekommen und aufgewachsen. Diverse Male verurteilt wegen Autodiebstahl, Einbruch, Misshandlung und tätlichen Übergriffen. Drei Mal war er in illegalen Hanfanbau verwickelt gewesen, wie er hier in der Region im großen Stil betrieben wurde. Er stand im Verdacht, Frauen vergewaltigt und Brände gelegt zu haben, doch beides war ihm nie nachgewiesen worden. Und doch hatte Justitia diesen Robby irgendwann bei den Eiern gepackt, und seitdem musste er regelmäßig Informationen liefern.
    Joyce zog sich in eine enge Brandgasse zurück. Dort war es stockdunkel, anders als auf der Straße, wo eine Reihe von Laternen ihr rosiges Licht verbreiteten. Von hier aus konnte sie das Haus prima sehen. Zugezogene Lamellen, ein Vorgarten mit unebenen Waschbetonplatten. Robby war noch nicht zu Hause.
    Joyce sah auf die Uhr. Drei Uhr nachts. Was sie vorhatte, war riskant, aber sie hatte auf die Schnelle keine andere Möglichkeit gesehen, um die letzten Zweifel auszuräumen.
    Robby hatte das Foto gemacht. Er war im Innern dieses Gebäudes gewesen und musste wissen, wer Susan dort hingebracht hatte, wer sie dort festhielt – und vielleicht auch, warum.
    Gerade war sie noch bei seinem Stammcafé vorbeigefahren, um zu prüfen, ob sein Auto dort stand. In seiner Akte war vermerkt, dass er in dieser alten Eckkneipe, wo ziemlich viele kleine Dealer zusammentrafen, fast jeden Freitagabend zu finden war. Erst letzten Sommer hatte es dort eine Messerstecherei mit tödlichem Ausgang gegeben. Tatsächlich stand Robbys knallroter, zehn Jahre alter 3er-BMW ein kurzes Stück weiter am Straßenrand.
    Es fing leicht zu regnen an. Sie unterdrückte ein Frösteln und vergrub die Hände in den Jackentaschen. Jetzt musste er jeden Augenblick kommen. Hoffentlich alleine.
    Noch ein Problem würde sich ihr stellen: Robby war eine Kontaktperson von René de Weert, einem Kollegen. Wenn jetzt plötzlich jemand anders an ihn herantrat, fand Robby das bestimmt sonderbar. Es würde nicht leicht sein, ihn zum Reden zu bringen und zugleich dafür zu sorgen, dass er hinterher René gegenüber den Mund hielt. In Anbetracht der Tatsache, dass er sogar seine kriminellen Freunde zu verraten bereit war, würde das der schwierigste Teil werden. Sie würde gegen sämtliche Vorschriften, an die sie sich zu halten geschworen hatte, verstoßen. Das bereitete ihr noch am meisten Kopfzerbrechen: dieser Mangel an Integrität gegenüber ihrer Einheit, die sie fast als Familie betrachtete.
    Motorbrummen. Anscheinend ein Benziner, Vierzylinder. Das Geräusch wurde lauter, ebbte ab und war kurz darauf zwischen den Häuserblocks wieder deutlich zu vernehmen. Sie biss die Zähne zusammen und wartete regungslos ab.
    Ein kantiger BMW kam in die Straße eingebogen, hielt bei der Nummer 17 und parkte vorwärts ein, zwischen einem Opel Corsa und einem Firmenkleintransporter. Die Scheinwerfer erloschen.
    Joyce ballte eine Faust, presste die Nägel in den Handballen.
    Robby Faro war allein.
    Sie trat aus dem Schatten der Brandgasse und überquerte die Straße. Noch ehe er seine Haustür erreicht hatte, war sie an seiner Seite.
    Falls er erschrak, so wusste er es hervorragend zu verbergen. Joyce musterte ihn kurz, um

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