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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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bewachsenen Wohnzimmerbiotop tummelten. Antennenwelse putzten munter die
Scheiben, und einige Beilbauchfische suchten die Wasseroberfläche nach Nahrung ab.
Stundenlang konnte Linda zu Hause vor ihrem Aquarium sitzen und die Fische beobachten,
dabei entspannen und nachdenken.
    »Du kannst
dich in Ruhe umsehen«, sagte Käthe Besserer. »Ich gieße solange die Blumen. Die
müssen ja nicht kaputt gehen, bloß weil die Lene tot ist.«
    Große Bücherwände
reichten an drei Wänden vom Boden bis zur Decke. Fast eine kleine Bibliothek, dachte
Linda. Die Frau musste sehr belesen gewesen sein und vielseitig interessiert, das
zeigten Linda ein paar Griffe in die Regale.
    Weltliteratur.
Goethe, Dostojewsky, Mark Twain, Edgar Alan Poe. Krimis. Deon Meyer, Mankell, Huby,
Leix. Reiseführer aus ganz Europa, Thailand, Dominikanische Republik. Überwiegend
aber Naturführer und Bestimmungsbücher. Grzimeks Enzyklopädie, alle 13 Bände komplett,
daneben eine Originalausgabe von Brehms Thierleben aus dem Jahre 1863. Vogelbücher
dominierten. Allein zwei Regalbretter Ornithologie. Paul Parey in allen Variationen,
die Vögel Ost- und Zentralafrikas, Das geheime Leben der Vögel von David
Attenborough.
    Fasziniert
blätterte Linda darin. Argusfasanenhahn aus Südostasien in Balzpositur, Feuerkopf-Saftlecker
aus Nordamerika, ein landender Mollymauk auf den Falklandinseln, Quetzal aus Guatemala,
Hoatzins aus Peru – Vögel, von denen sie noch nie etwas gehört hatte, geschweige
denn wusste, wie sie aussahen.
    Aber auch
alte Bekannte tauchten auf: Kondor im Segelflug, Strauß, Emu und Nandu, Webervögel
aus Tansania beim Nestbau, Porträts von Buchfink, Grünling, Kernbeißer, Gimpel.
Ein faszinierendes Hobby, dachte sie, und irgendwie beneidete sie Lene Grandel darum.
    Vor dem
breiten Panoramafenster stand auf einem Dreibeinstativ ein grünes Spektiv mit Gummiarmierung
direkt hinter einem bequemen Schreibtischstuhl. Das war also die private Beobachtungsplattform
der begeisterten Naturfreundin. Lene Grandel hatte einen guten Überblick gehabt,
da Straße und Haus erhöhnt lagen.
    Linda blickte
durch das große Fenster direkt zum Baggersee und in den Betriebshof des Kieswerks
auf der anderen Straßenseite. Die Hecken, die hinter dem Maschendrahtzaun wuchsen,
verwehrten nur hie und da den Blick auf das direkt hinter dem Zaun liegende Gelände.
Rechter Hand ragten die Dächer mehrerer flacher Gebäude ins Bild, dazu Silos, Förderbänder,
ein Kran und – ganz im Hintergrund, noch vor den Bäumen des nahen Waldes – die Spitzen
der Kies- und Sandhalden.
    Linker Hand
schimmerte gänzlich unverbaut und frei immer wieder das Wasser des Baggersees zwischen
den Sträuchern hindurch. Linda hatte von Alan den Umgang mit diesen einaugigen Fernrohren
gelernt und beugte sich vorsichtig über das Okular, das am Ende des Objektivs nach
oben ragte. Gestochen scharf sah sie die graublau schimmernde Oberfläche des Baggersees
vor sich, der nur am gegenüberliegenden Ufer von einem schmalen Schilfgürtel gesäumt
schien. Sie schwenkte das Spektiv leicht. Ein paar schwarzweiß gezeichnete Enten
schwammen in der Seemitte.
    Nur einige
große, noch unbelaubte Bäume – Linda hielt sie für Weiden – ragten im Vordergrund
in den Himmel, sonst war das Seeufer auf dieser Seite kaum von Vegetation begrenzt.
Lene Grandel konnte von ihrem Wohnzimmer aus somit einen Großteil des Sees einsehen,
für eine Vogelbeobachterin sicher ein genialer Posten.
    Jetzt waren
die Enten fort. Nein! Sie tauchten wieder auf, im wahrsten Sinn des Wortes, waren
nur abgetaucht, und schon schwammen sie wieder mit schnellen Paddelbewegungen ihrer
Ruderfüße auf das jenseitige Ufer zu. Mit bloßem Auge waren sie nur als kleine schwarze
Punkte zu erkennen, doch durch die 75-fache Vergrößerung des Spektivs sah Linda
sogar ihre weißumränderten Augen leuchten.
    Käthe Besserer
kam mit der gefüllten Gießkanne zurück.
    »Da liegen
ihre Bücher. Die Lene hat viel gelesen«, sagte sie und zeigte auf einige Bände,
die auf dem Fenstersims zwischen den Blumentöpfen lagen.
    Linda griff
zu dem grünen Band, der zuoberst lag. Vogelführer Deutschland. Was für ein
Wälzer! Bei den Schwimmvögeln wurde sie rasch fündig. Reiherenten, kleine gedrungene
Tauchente, Männchen im Brutkleid mit schwarzem Körper und weißen Flanken und Bauch.
    »Und da
hat sie alles aufgeschrieben«, bemerkte Käthe und deutete auf einen Spiralblock,
der auf dem kleinen Tisch neben dem Stativ lag.
    Der

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